Bundesverdienstkreuz-Träger

111 Verleihungen an Dorstener aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sozialem

W. St. – Bis Ende 2019 haben die Bundespräsidenten 259.636 Orden verliehen (davon aktuell an 95 Dorstener und 16 Dorstenerinnen), bisweilen bis zu 6000 im Jahr. In den letzten Jahren ist die Zahl der Bundesverdienstkreuzträger deutlich zurückgegangen. Dennoch werden immer noch rund 1500 Orden verliehen, zumeist für ehrenamtliches oder gesellschaftliches Engagement. Doch nicht jeder nimmt die Auszeichnung an. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, auch Bundesverdienstkreuz oder Bundesverdienstorden genannt, ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Das Bundesverdienstkreuz wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen. Die Anfänge des Bundesverdienstkreuzes gehen in Deutschland auf das Jahr 1951 zurück. Der damalige Bundespräsident Theodor Heuss hat das Bundesverdienstkreuz damals gestiftet. Sein erster Träger war der hessische Bergmann Franz Brandl, ein Vertriebener aus dem Sudentenland. Brandl hatte zwei Kollegen das Leben gerettet, die 300 Meter unter Tage von einem Wassereinbruch überrascht worden waren.

Eine gewisse „Ordenssucht“ überschwemmte die Republik

Großes Verdienstkreuz

Bis in die 1990er-Jahre hinein gab es Orden reichlich. 6000 Verleihungen im Jahr waren keine Seltenheit. Umgerechnet heißt das: ein Orden alle 90 Minuten. Verdiente Politiker und Unternehmer, Musiker, Wissenschaftler, Offiziere: Kaum einer von ihnen entging/entgeht an runden Geburtstagen diesem Ordenssegen. Anfangs existierte sogar ein Bundesverdienstkreuz für 50-jährige Betriebszugehörigkeit. Der Dorstener Ernst Walbrodt hat es aus diesem Grund 1966 erhalten, Er war 50 Jahre lang bei den Dorstener Quarzwerken beschäftigt. Spötteleien, Bezeichnungen wie „Sitzfleischorden“ oder „Kalkorden“, machten die Runde in der Öffentlichkeit. Da zudem verschiedene Orden und Abzeichen des Dritten Reiches erlaubt sind und gerne getragen werden, sehen Chronisten in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen der frühen Bundesrepublik geradezu eine „Ordenssucht“. Vor allem an Uniformen älterer Mitglieder von Dorstener Schützenvereinen waren die Kriegsauszeichnung des Eisernen Kreuzes mit den Schützenabzeichen und in einem Fall auch mit dem Bundesverdienstkreuz zu sehen. Erinnert sei auch an den FDP-Bundesvorsitzenden Erich Mende, der zum schwarzen Anzug oder Frack das Eiserne Kreuz von 1939 wieder um den Hals trug.

Ehemalige Nationalsozialisten erhielten früh das Bundesverdienstkreuz

NS-Dichterin Maria Kahle, Wulfen

Die Liste der rund 240.000 Ordensträger vermittelt einen aufschlussreichen Eindruck darüber, wen die Bundesrepublik in frühen Tagen für ordenswürdig gehalten hat. So bekam 1954 der Privatsekretär des äthiopischen Königs Haile Selassie das Großkreuz. Unterstützung der NS-Diktatur ist da kein Hinderungsgrund. Geehrt wurden auch der Rüstungsindustrielle Friedrich Flick und der Chemiker Heinrich Bütefisch. Und das, obwohl Bütefisch schon 1948 wegen Versklavung von Zwangsarbeitern zu sechs Jahren Haft verurteilt worden war. Oder SS-Hauptsturmführer Karl Maria Hettlage, mitverantwortlich für den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen. Unter den Dorstern befinden sich zwei Ordensträgerinnen, die den Nationalsozialismus in ihrer Weise unterstützt haben: Die Heimatdichterin Maria Kahle, die das Bundesverdienstkreuz 1957 erhielt, und Franziska Radke, die sogar den Verdienstorden 1. Klasse erhielt. Die Nationalsozialistin übernahm nach der Verstaatlichung der Ursulinenschule die Leitung im Sinne des NS. Nach dem Krieg ging sie nach Kolumbien/Südamerika, wo sie 1956 in der deutschen Botschaft in Santafé de Bogotá das Bundesverdienstkreuz für länderübergreifende Freundschaft überreicht bekam.

Das Verdienstkreuz wurde in acht Stufen verliehen

Der Orden wird in acht verschiedenen Klassen verliehen. Als Erstauszeichnung wird im Allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Als weitere Ausführungen folgen das Verdienstkreuz 1. Klasse, das Große Verdienstkreuz, das Große Verdienstkreuz mit Stern, das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, das Großkreuz und die Sonderstufe des Großkreuzes.

Für Politiker und Parteien eine „neue Form der Selbstbedienung“

Die  Auswahl der Ordensverleihung ist in die öffentliche und mediale Kritik geraten, als 2010 bekannt wurde, dass sich Politiker und Parteien selbst bedienen. Pro Legislaturperiode mit 30 Orden. Die verstorbene Bundestagsabgeordnete Agnes Hürland-Büning (1984) bekam den Orden in verschiedenen Stufen, erstmals 1984. Und der Bundestagsabgeordnete Erwin Marschewski (CDU) 2007. Wie der „Berliner Kurier“ berichtete, gab es zwischen den Fraktionen im Bundestag eine Abmachung, wonach Verdienstorden an Bundestagsabgeordnete pauschal vergeben werden, was der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim eine „ganz neue Form der Selbstbedienung“ nannte. Während sich andere Bürger jahrelang nach einer Auszeichnung sehnen, stehen den Politikern demnach 30 Ehrungen pro Legislaturperiode zur Verfügung. Eine Sprecherin des Bundestages bestätigte die Existenz der Regelung. Die Aufteilung erfolge nach Proporz, sagte sie dem Boulevardblatt: „Die jeweiligen Parteien sollen in einem ausgewogenen, ihrer Fraktionsstärke entsprechenden Verhältnis berücksichtigt werden.“

Dorstener Träger und Trägerinnen des Bundesverdienstkreuzes:

Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern

1956: Karl Reusch, Zechendirektor Fürst Leopold von 1927 bis 1835
1993: Agnes Hürland-Büning, Staatssekretärin, Große Verdienstkreuz mit Stern

Großes Bundesverdienstkreuz

1963: Else Weecks, Aufbau DRK-Blutspendedienst

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

1956: Franziska Radke, NS-Schulleiterin (St. Ursula)
1958: Else Weecks, Aufbau DRK-Blutspendedienst
1981: Hans Lampen, Bürgermeister Dorsten
1983: Prof. Dr. Herbert Viefhues, Pionier der Bioethik
1987: Hugo Lammers, Bürgermeister Rhade
1987: Werner Kirstein, CDU-Politiker
1991: Uwe Nagel, Ratsmitglied und Lions-Club
1995: Albert Stewing, Industrieller
1995: Hans Fabian, SPD-Kommunalpolitiker
2013: Ursula Ansorge, engagiert im Malteser-Hilfsdienst

Bundesverdienstkreuz am Band

Bürgermeister Paul Schürholz

1957: Maria Kahle, Wulfen/Wesel, Dichterin
1964: Franz Westhoff, Propst
1965: Paul Schürholz, Bürgermeister
1965: Wilhelm Maenicke, Rektor, 40-jährige Tätigkeit als Chorleiter
1966: Ernst Walbrodt, 50 Jahre bei Westdeutsche Quarzwerk
1966: Oberförster Nover
1968: Heinz Orzelski, SPD-Kommunalpolitiker und Gewerkschafter
1969: Augustinus Flunkert, Lehrer und Heimatfreund
1970: Walter Banke, früherer Amtsdirektor
1970: Johann Weßeling, Bürgermeister von Lembeck
1971: Johannes Schonebeck, Altbürgermeister Wulfen
1972: Wilhelm Rehmann, stellv. Amtsbürgermeister, Holsterhausen
1972: Albert Pasterkamp, Obermeister der Innung
1973: Arthur Heinz, Sprengmeister, Kampfmittelräumer
1974: Hans Lampen, Bürgermeister
1976: Friedrich Osswald, Verdienste um den Sport
1979: Josef Markfort, Emmelkamp, Bürgermeister Altschermbeck
1980: Willi Salamon, Verwaltungsdirektor der Stadt
1980: Aloys Wulf, ehem. Bürgermeister Altendorf-Ulfkotte
1981: Werner Kirstein: CDU-Politiker
1981: Hildegard Bögershausen, engagiert im DRK
1982: Johannes Effing, Verdienste um den Sport auf der Hardt
982: Klaus Wiedorn: Verdienste um Behinderte
1982: Paul Häseler, Schiedsmann
1983: Heinz Esser, FDP-Kommunalpolitiker
1983: Jakob Klauck, SPD-Kommunalpolitiker
1983: Heinrich Nienhaus, Rhade, gewerkschaftliches Engagement
1984: Bernhard Loick, Lembeck, Kommunalpolitiker
1984: Hans Fabian, stellvertr. Bürgermeister Dorsten
1984: Werner Behle, Wulfen, Kampfmittelräumer
1984: Agnes Hürland-Büning, MdB, Staatssekretärin
1985: Hans Fritzsche, Kampfmittelräumer

H. Imping, Bundespräsident Gauck

1985: Albert Stewing, Industrieller
1985: Franz Einhaus, kommunalpolitisches Engagement
1986: Uwe Nagel, Kaufmann und CDU-Ratsherr
1986: Hans Hartung, Wulfen, 1947-1970 Grubenwehrmann
1986: Helmut Wiemeyer, früherer Stadtbrandmeister
1986: Günther Bialaß, SPD-Kommunalpolitiker
1986: Kurt Riedel, Konditormeister
1987: Ludwig Klapheck, CDU-Ratsherr
1987: Hubert Kahr, Vb-Bank-Direktor
1987: Ernst Hahn
1987: Maximilian Kuon, Schulrektor
1987: Ehrenfried Labendz, Vorsitzender Akkordeonorchester
1987 Fritz Kramer, Mitgründer des Schützenvereins Holsterhausen ’53
1987: Wolfgang Heinrich Windemuth, SPD-Kommunalpolitiker
1987: Heinz-Günther Zöllner
1987: Gisela Lohmann, engagiert bei den Katholischen Frauen Deutschlands (kfd)
1988: Bernhardt Humbert, Wulfen, Hotelier
1988: Hermann Rüping, engagiert in der Kolpingfamilie
1988: Georg Schäpertöns
1988: Dr. Dietmar Schmitz-Burchartz, Verdienste um Menschenrechte (ai)
1990: Wilhelm Koepe, Verdienste um das Schützenwesen

Sr. Paula, Ministerin Merkel

1990: Tisa Gräfin von der Schulenburg (Sr. Paula OSU), Künstlerin und Nonne
1991: Heinrich Hütter, Verdienste um das Handwerk
1991: Dr. Karl-Christian Zahn, Stadtdirektor, danach Bürgermeister
1992: Anton Josef Feller, ehem. Ratsmitglied
1992: Werner Tüshaus, ehrenamtlicher Handelsrichter
1992: Elisabeth Schulte-Huxel, Lehrlingsausbilderin
1993: Karl-Heinz Großpietsch, Kampfmittelräumer
1993: Julius Asbeck, Chorleiter in Bayreuth
1994: Walter Schulte sen., Chemie-Ingenieur
1995: Albert Fochler, SPD-Kommunalpolitiker
1995: Dieter Piecuch, Vorsitzender versch. Betriebsräte
1996: Wilhelm Halbeisen, Verein der Freunde und Förderer des Gymnasium St. Ursula
1997: Franz David-Spickermann, Einsatz für Polenhilfe
1997: Franz Karthaus, Einsatz für Schwerbehinderte
1997: Norbert Schulz, Kommunalpolitiker
1997: Ruth Eichmann (Sr. Johanna OSU), Leitung jüd. Museum
1998: Hermann Bügers, Lembeck, soziales Engagement
1998: Franz-Josef Kuhn, Erwachsenen-Alphabetisierung in der Dritten Welt
1999: Ulrich Marx, Kampfmittelräumer
1999: Hans-Dieter Dietrich, Gewerkschafter der Polizei
2000: Gustav Ruloff, ehrenamtliches Engagement
2000: Ferdinand Sax, ehrenamtliches Engagement
2001 Manfred Gresch, gebürtiger Dorstener, engagiert für Kinderdorf in Gambia
2003: Liselotte Mische, Engagement für behinderte Menschen
2004: Waltraud Jansen, Engagement für Hilfsbedürftige
2004: Bernd Szimtenings, Engagement in Gremien der AOK
2004: Prof. Dr. Herbert Hartig, Unterstützer wissenschaftl. Einrichtungen
2005: Jürgen Ludwig Voß, Lehrer, Engagement im sportlichen Bereich

Kadir Daglar, Landrat Welt

2005: Kadir Daglar, Engagement für deutsch-türkische Verständigung
2005: Hugo Bechter, soziales Engagement
2006: Anton Brieskorn, soziales Engagement
2007: Erwin Marschewski, ehem. Städt. Oberrechtsrat und CDU-Bundespolitiker
2008: Hans Löns, SPD-Kommunalpolitiker
2008: Cornelia Funke, Dorstener Schriftstellerin/USA
2008: Willi Schrudde, Verdienste öffentl. Leben
2008: Franz-Friedrich Boos, FDP-Kommunalpolitiker
2009: Henny Dobritz, Engagement in der Lebenshilfe
2009: Walter Göhlich, ehem. Leiter des LWL-Erziehungsheims Kreskenhof
2009: Josef Rademacher, Engagement im sozialen Bereich
2011:  Gerhard Weggel, Verdienst um die Kultur in der Nachbarstadt Gladbeck
2012: Herbert Wiethoff, Verdienste um den Baby-Notarztwagen
2013: Hermann Imping, vorbildliche Ausbildungsangebote
2014: Werner Fischer, Engagement im sozialen Bereich
2019: Norbert Holz, Engagment im sozialen Bereich, Jugendarbeit
2021: Ulrike Neubert: Engagement im Kenia/Afrika
2021; Helmut Winkler: Verdienst um den Tanzsport in Dorsten
Unbekanntes Jahr: P. Hermann Kondring, Franziskaner-Provinzial

  • Kein Anspruch auf Vollständigkeit; die Liste wird nach und nach ergänzt, auch rückwirkend.
Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone