Diedrich, Siegfried

Der „Bulle“ hatte alles: Kraft, Ausdauer und spielerische Intuition

Siegfried Diedrich (mit Pokal), daneben E. Pröpper, B. Gesing, D.  Feller und K. Heinrich 1962

1939 in Holsterhausen bis 2017; Bergmann und BVH-Fußballer. – Der Dorstener Journalist Jo Gernoth (†) besuchte ihn 2009 und schrieb: „Wie das bei echten Bergmannsfamilien so ist. Da ist man Kumpel, oder auch nicht. Im Wintergarten sitzt einer im Rollstuhl, der die Zuschauer auf dem Waldsportplatz verzauberte und auf dem rechten Flügel nicht zu stoppen war: Der ,Bulle’. So hieß Siegfried Diedrich seit seinen Kindertagen und wer diese kräftige Hand drückt, der ahnt, warum dieser Mann so genannt wird: Diese Pranken haben vor Kohle auf Leopold malocht.“ Er malochte nicht nur untertage, sondern nach Feierabend auch auf dem Waldsportplatz mit den Füßen. Schon als 13-Jähriger kickte er dort den Ball. Der Ur-Holsterhausener gehörte dann 1958 der legendären BVH-Mannschaft an, die es innerhalb von nur drei Jahren bis in die höchste Deutsche Amateurklasse, die Westfalen-Liga geschafft hatte. Diedrich war ein begnadeter Techniker, der als Kopf des BVH-Spiel galt.

„Der Name Siegfried Diedrich stand im Notizbuch von Sepp Herberger“

Der „Bulle” war ein Mannschaftssportler. Schon früh fiel auf, dass er auf den eigentlichen Ruhm, auf das Tor, lieber verzichtete und das Ziel, den Sieg, in den Mittelpunkt des eigenen Spiels stellte. Ein Spieler nach dem Geschmack von Franz Winkler. Der äußerte sich über Siegfried Diedrich: „Er hatte alles, was ein Fußballer haben muss: Kraft, Ausdauer und spielerische Intuition. … Der Name Siegfried Diedrich stand im Notizbuch von Sepp Herberger. Aber wie die Zeiten nun einmal waren: Nicht selten kamen meine Pröpper-Jungs und Diedrich von der Frühschicht und dann haben wir Westfalenliga gespielt. Das sind Dinge, die sich mit den heutigen Verhältnissen nicht vergleichen lassen. Heute wäre der Siegfried schon ein Jahr nach seinem Einstieg in den Seniorenbereich in Schalke, Dortmund oder sonst einem Ligaverein am Ball gewesen. Damals hing man an seiner Heimat und seiner Mannschaft. Das war nun mal der BVH.” Siegfried Diedrich blieb in Holsterhausener und verzauberte 5000 Zuschauern, als es gegen Rheine um den Aufstieg ging. Als man sich beim BVH gegen den ausdrücklichen Willen des damals kaltgestellten Vereinspräsidenten Willi Salamon von Trainer Franz Winkler trennte, spielte Diedrich für Blau-Weiß Wulfen. 1971 half der „Bulle“ noch einmal aus, als er wieder zum BVH zurückkehrte. Er verpasste nur knapp die Rückkehr mit den Holsterhausenern in die Westfalenliga. Danach spielte er noch lange bei den Alten Herren und war auch regelmäßig ein treuer Gast bei den Spielen der ersten Mannschaft.

Diedrichs rechter Unterschenkel wurde amputiert

Danach frönte Siegfried Diedrich dem zweiten, ebenso typischen Bergarbeitersport, dem Taubensport. Diedrich zog sich eine Venenerkrankung zu und am Ende musste der rechte Unterschenkel amputiert werden. „Datt war mein Fußballer-Bein. Aber ich komm mit der Prothese klar und ich bin sonntags immer beim BVH. Meine Frau, der BVH und die Tauben: Datt is jetzt mein Leben und es ist schön”, resümiert der pensionierte Flankengott vom Waldsportplatz. – Siegfried Diedrich starb 2017 im Alter von 77 Jahren. Mit ihm verlor der Dorstener Fußball eine Galionsfigur.


Quellen:  Jo Gernoth  „Der Flankengott“, online Vest-Sport 2009. – DZ Lokalsport vom 27. Mai 2027.

 

 

 

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