Goßler, Pater Heinrich

Franziskaner erklärte 1846 Theresia Winter als stigmatisiert – ein Betrüger?

Wie Therese Neumann von Konnersreuth könnte Th. Winter ausgesehen haben (Originalfoto)

Von Wolf Stegemann. – Ein Ereignis in dem kleinen, Mitte des 19. Jahrhunderts noch recht verschlafenen westfälisch-preußische Landstädtchen Dorsten beschäftigte die damaligen Tages- und Wochenblätter zwischen Kiel bis Kempten genauso wie die preußische Regierung in Berlin, den Papst in Rom und den Bischof in Münster. Natürlich auch die Franziskaner in Dorsten und die Katholiken überhaupt. Die Artikel in den Zeitungen über dieses Ereignis waren im Geist des damaligen Katholizismus noch überwiegend positiv bzw. neutral, doch einige auch negativ. Die „Sächsische Dorfzeitung“ fragte empört: „Giebt’s denn in dem preußischen Dorsten keine Polizei?“ Vorher informierte das Blatt über das Ereignis: „Der bekannte Pater Goßler in Dorsten lässt eine Nonne mit einer Dornenkrone, d. h. mit den Wundmaalen einer auf die Stirn gedrückten Dornenkrone sehen; auch betheuert er auf der Kanzel, er habe die Nonne über ihrem Bett schweben sehen. Die Gläubigen staunen und – zahlen.“ Nach dem Ende dieser kirchengeschichtlichen Affäre blieb sie – wohl wegen der Peinlichkeit – bis in die 1990er-Jahre hinein.

Dorstener Stigmatisierung schlug 1846 hohe Wellen in den Zeitungen

Der Pater hieß Henricus, bürgerlich Friedrich Franz Theodor Heinrich Goßler, war Franziskaner und die Kanzel die in der Franziskanerkirche in der Lippestraße. Die Nonne, die mit dem Pater zusammen war, die er über dem Bett schweben sah und die er den Gläubigen vorführte, war eigentlich gar keine Nonne, sie hieß Theresia Winter und war des Paters „Beichtkind“, die den Clarissinnen nahestand.

“Sächsische Dorfzeitung” vom 13. Februar 1846: Ruf nach der Polizei

Eine „aufgebrachte Menge Katholiken unter Führung von Mitgliedern der so genannten Männerbruderschaft“ hatte sich am 11. Februar 1846 in Dorsten mit Äxten, Hacken und Eisenstangen bewaffnet, um auf das Gerücht der Zwangsversetzung ihres Seelsorgers hin diese nötigenfalls mit Gewalt zu verhindern. Der Seelsorger war jener Franziskanerpater Henricus Goßler, der wegen „seiner Rolle als Protektor einer angeblich stigmatisierten jungen Frau“ in das Kreuzfeuer der staatlichen und bischöflichen Kritik geraten war. Vorausgegangen war eine kleine Veröffentlichung des Paters, in der er die Stigmatisierung seines Beichtkindes Theresia Winter bekanntgemacht hatte. Die Mehrheit von Dorstens katholischer Bevölkerung erklärte sich mit dem Stigmatisierungsgehabe des Franziskanerpaters demonstrativ einverstanden und muckte sowohl gegen die Regierung als auch gegen den Bischof auf, was die zeitgenössischen Publikationen noch mehr anheizte, dass sich sowohl die obersten Staatsbehörden als auch die obersten katholischen Kirchenbehörden damit befassten. Denn das Verhältnis Kirche – preußischer Staat war aufgrund der in ganz Deutschland immer stärker werdenden katholischen Bewegung sehr angespannt. Seit den 1830er-Jahren hatte sich die Zahl der Ekstatikerinnen und Stigmatisierten stark vermehrt. So gehörte es zum guten Ton, wie es der Moraltheologe Magnus Jocham (1808-1893) formulierte, dass jeder katholische Pfarrer in seiner Gemeinde mindestens eine katholische Seherin oder eine sonstige mystisch begabte weibliche Seele vorweisen konnte. Während in Süddeutschland solche Fälle von weiten Teilen der Bevölkerung und der Kirche akzeptiert wurden, erregten sie in Preußen den Widerstand der Staatsbehörden. Im Dorsten stand eine aufgeklärte preußisch-protestantische Staatsbeamtenschaft gegen den öffentlichen katholischen Wunderglauben.

Evangelisch, dann katholisch, Jurist, Theologe, Schriftsteller, Franziskaner

Dorstener Franziskanerkloster vor 1902

Heinrich Goßler wurde 1800 in Magdeburg als Sohn des Präsidenten des „Harzdepartements im Königreich Westfalen“ geboren. Der Vater wurde später Regierungspräsident von Köln. Heinrich Gossler studierte Jura in Berlin und Bonn, trat 1828 zum Katholizismus über, war Assessor am Kammergericht in Hamm, trat 1927 in den Franziskanerorden ein und lebte in den westfälischen Klöstern Dorsten, Hardenberg und Rietberg. 1842 geriet er in die Kritik, weil er zwar mit großem publizistischem Aufwand, aber ohne Genehmigung der staatlichen und der katholischen Behörden in Paderborn für 20 Frauen ein Clarissinnenkloster gründen wollte. Das Projekt scheiterte. Elf der Frauen „folgten ihm trotz schlechter Witterung“ nach Berlin, wo er mit seinem Anliegen ebenfalls scheiterte. Denn das preußische Kultusministerium und der König selbst lehnten die Clarissinnen-Klostergründung ab. Daraufhin zitierte ihn der Papst nach Rom. Auch dorthin folgten ihm noch vier der jungen Frauen, was großes Aufsehen verursachte. Unter den Frauen war auch Theresia Winter, gerade 20 Jahre alt. Bevor sie sich an den Pater hängte, war sie Dienstmagd und Näherin in verschiedenen Häusern. In Rom wurde Pater Heinrich Goßler wohlwollend behandelt und zweimal vom Papst empfangen. Nach seiner Rückkehr wurde er dem Kloster in Dorsten zugewiesen (1844 – 1846),  wo er in dieser kurzen Zeit die Stigmatisierung der ihm nach Dorsten gefolgten Theresia Winter betrieb. 1856 starb Goßler in Wiedenbrück. Er hinterließ an die hundert von ihm geschriebene Gebets- und Erbauungsbücher.

Ein Pater, stets umgeben von jungen Frauen – warum?

Wer war nun Pater Heinrich Goßler, der einen so großen Einfluss auf Theresia Winter sowie die anderen jungen Frauen ausüben konnte? Offensichtlich hatte die mystisch-asketische Haltung des Paters eine große Wirkung auf sie gehabt. Theresia Winter kam vermutlich im April 1845 mit ihren „Mitschwestern“ Bernadine Verot und Christina Hesse nach Dorsten, mit denen Goßler auch in Berlin war. Erst im Oktober hatte er sie beim Dorstener Bürgermeister Kroll angemeldet. Alle drei Frauen versuchten sich in Dorsten anfangs als Näherinnen. Sie wohnten im Haus des Schustermeisters Lieber. Dieser berichtete über den Lebenswandel der drei Frauen, dass sie sich von frühmorgens, mittags und abends in der Klosterkirche aufhalten und alles pünktlich zahlen würden.

Pater Goßler kündigte die Stigmatisierung Theresia Winters an

In einem Brief an Bürgermeister Kroll vom 28. November 1845 kündigte Goßler an, dass er die „höchst merkwürdigen Zustände des Hellsehens“ der Theresia Winter in einer Publikation veröffentlichen werde. Das tat er dann auch mit der Schrift: „Die Dornen-Krone, mit biblisch-katholisch-kirchlichen Auslegungen, oder: das zeigende und bezeichnete sie zeugende Zeichen in Dorsten bei Münster in Westphalen“, die am 19. Januar 1846 erschien. Theresia Winter nannte er darin „Maria Theresia Vom Jesu zu Dorsten, geborene Winter“ und beschrieb ihre erste Vision mit den „eingedrückten fünf Wunden Christi: die seitdem immerfort, mit wenigen Unterbrechungen, blutende Seiten-Wunde. Zudem soll zwischen dem 18. Dezember 1845 bis zum 19. Januar 1846 die Dornenkrone mit 90 bis 150 Blutstropfen täglich am Kopf von Theresia Winter sichtbar gewesen sein.

Der Dorstener Arzt Dr. Sebregondi untersuchte Theresia Winter mehrmals

Eine Stigmatisierte (Symbolbild)

In einer späteren Untersuchung durch Ärzte und einer bischöflichen Kommission war immer nur die Rede von einigen kleinen Bluttropfen oder Rinnsalen auf der Stirn, jedoch nie von den fünf Wunden an Händen, Füßen und der Seite, auch von der in dieser Schrift erwähnten „schwebenden Gebets-Stellung“ war sonst nicht wieder die Rede. Gossler wollte mit Übertreibungen und vielleicht auch Erfindungen Publizität, um die Stigmatisierung größeren Kreisen bekannt zu machen. Die bekam er auch. Als erster untersuchte der Dorstener Arzt Dr. Sebregondi, Vater der Dichterin Maria Lenzen, wohnhaft am Markt, auf Einladung Gosslers die Stigmatisierte mit der Aufforderung, die Stigmatisation zu bestätigen. Sebregondi lehnte ab. Daraufhin täuschte der Franziskanerpater am 30. Januar 1846 einen Notfall vor, so dass Dr. Sebregondi  bei der angeblich Stigmatisierten erscheinen musste. Bei der Untersuchung waren die beiden Dorstener Justizkommissare Geißler und von Wiek anwesend. Beim Abwaschen des Blutes stellte Sebregondi fest, dass die Haut „an allen Stellen gesund und ganz rein“ war. Eine allgemeine Untersuchung ergab, dass die junge Frau „trotz der Blässe ihres aufgedunsenen Gesichtes gesund sei“, nur ihre Menstruation sei seit drei Monaten ausgeblieben. Mehrere weitere Untersuchungen ergaben ebenfalls nur angetrocknetes Blut auf unbeschädigter Haut, was Dr. Sebregondi und die Justizkommissare bestätigten. Daraufhin griff der Franziskanerpater am 1. Februar 1846 den Arzt in einer Schmähpredigt in der Franziskanerkirche dermaßen an, dass dieser dem Oberpräsidenten von Westfalen Mitteilung machte. Da die Dorstener Bevölkerung nun gegen Dr. Sebregondi „aufgereizt“ war, bat dieser um Polizeischutz. Offensichtlich ließ die Dorstener Bevölkerung auf ihren eigenartigen Franziskanerpater Heinrich Goßler nichts kommen. Auch die Untersuchung einer bischöflichen Kommission brachte keine anderen Ergebnisse, als lediglich aufgetragenes Blut.

Dorstener bewaffneten sich mit Äxten gegen die Staatsgewalt

Überwacht im Franziskanerkloster Wiedenbrück

Während dieses viertägigen Besuchs der bischöflichen Abgesandten kam es in Dorsten erneut zu einer öffentlichen Demonstration, diesmal nicht von jungen Burschen, sondern von mit Äxten bewaffneten Erwachsenen. Sie hätten das Gerücht gehört, dass der Pater und die Frauen Dorsten verlassen müssten, was so ja nicht stimmte. Dennoch versammelte sich am folgenden Tage gegen 13 Uhr „eine sehr große Volksmenge, Männer, Weiber und Kinder vor dem Franziskaner-Kloster“. Sie waren teilweise mit Äxten, Hacken und eisernen Stangen bewaffnet. Laut Aussage des Landrats ging die Aktion von Mitgliedern der Männerbruderschaft aus, die in einem Wirtshaus versammelt waren. Die Menge hätte erklärt, sie würde die Abreise Gosslers nicht dulden. Der Dorstener Franziskaner-Guardian Pater Ferdinand Volbach (Guardian von 1837 bis 1846) konnte die Menge durch die Versicherung, eine Abreise Gosslers stehe nicht bevor, beruhigen. Dieser „Volksauflauf“ hatte nicht nur zur Folge, dass von Seiten des Landrats und der Bezirksregierung eine gerichtliche Untersuchung und Bestrafung der Teilnehmer angestrebt wurde, sondern auch, dass der Landrat einen zweiten Gendarm nach Dorsten schickte und die Bildung einer Bürgerwache aus zuverlässigen Männern veranlasste. Man hatte die Befürchtung, dass es in den bevorstehenden Karnevalstagen zu ähnlichen Tumulten kommen könnte. Der Oberpräsident von Westfalen überlegte sogar, ob er Militär nach Dorsten schicken sollte. Landrat Devens sorgte dafür, dass die angeblich stigmatisierte Theresia Winter Dorsten verlassen musste und Pater Gossler „versuchsweiß“ bleiben durfte. Theresia Winter und die anderen Frauen verzogen nach Haltern. Von dort erreiche Dorsten die Kunde gutkatholischer“ Menschen, dass sich in Haltern die Wunden durch die Dornenkrone bei Theresia Winter wieder geöffnet hätten.

Berliner Innenministerium ordnete die Ausweisung Goßlers aus Dorsten an

Die Politik drängte weiter darauf, den Franziskanerpater Heinrich Goßler aus Dorsten zu entfernen und ihn in das Kloster Hardenberg zu stecken. Das preußische Kultusministerium und das Innenministerium schrieben dem Oberpräsidenten Justus von Schaper nach Münster, dass der Pater nach Hardenberg zu überführen sei und die drei Frauen ihm dort keineswegs nachfolgen dürfen. Goßler sei Kanzelverbot auszusprechen und er müsse unter Aufsicht gestellt werden. Goßler verließ Dorsten bereits fünf Tage nach Kenntnisnahme dieses Schreibens in Richtung Haltern, wo er „seine“ drei Frauen besuchte, bevor er nach Hardenberg weiter reiste, wo er zurückgezogen lebte und kein Aufsehen mehr initiieren durfte. Theresia Winter kehrte nach Dorsten zurück, wo sie der Dorstener Vikar de Weldige-Cremer in Obhut nahm, der Besucherstrom bei ihr aber nicht abriss, wie die Zeitungen meldeten.

Die Regierung sprach von einem „frommen Stigmatisierungs-Betrug“

Flottwell, Oberpräsident von Westfalen

Daher forderten das preußische Kultus- und Innenministerium, „diesem Unfug unverzüglich ein Ende zu machen, und zu diesem Behufe die p Winter in eine geeignete Krankenanstalt aufnehmen und daselbst bis zu ihrer Herstellung durch einen Vertrauen verdienenden Arzt sorgfältig beobachten und behandeln zu lassen“. Vor allem Innenminister von Bodelschwingh trat für die rückhaltlose Aufklärung dieses „Stigmatisationsbetrugs“ ein. Über den weiteren Verlauf der Stigmatisation liegen nicht viele Nachrichten vor. Oberpräsident von FlottweIl berichtete nach einem Lokaltermin in Dorsten, dass das „öffentliche Aergerniß, welches einige Zeitungs-Scribenten schildern, in der Wirklichkeit nicht vorhanden“ sei. Der krankhafte Zustand der Theresia Winter wird aber „von einigen in fanatischer Verblendung wirklich für eine göttliche Wunder-Erscheinung gehalten, von anderen wenigstens dafür ausgegeben“. Dorstens Bürgermeister Kroll schrieb am 21. Mai 1847, dass der Kontakt zur Bevölkerung gänzlich unterbunden sei, nur der Vikar de Weldige würde noch mit ihr verkehren. Dieser freilich, so Kroll, erkläre Theresia Winter „wegen seines bigottkrassen Glaubens, zugleich aber auch wegen seiner niedrigen Stufe der Bildung [ . . . ] für eine Heilige“. Endlich wurde das Befinden Theresia Winters als psychische Erkrankung prognostiziert und sie ins Clemenshospital nach Münster verlegt. Über ihren Tod findet sich keine Nachricht. Pater Heinrich Goßler, im Kloster überwacht, starb 1856 nach einer schmerzhaften Erkrankung im Kloster Wiedenbrück. Für die staatlichen Behörden von der Bezirksregierung aufwärts war die Beurteilung ganz klar. Die Regierung und das Oberpräsidium in Münster sowie das preußische Kultus- und das Innenministerium in Berlin hielten die ganze Angelegenheit für einen frommen Betrug.

“Didaskalia” vom 1. Februar 1846

Katholische Zeitungen warfen den evangelischen Blättern Verunglimpfung vor

Die katholische Zeitung „Sion – eine Stimme aus der Kirche unserer Zeit“ (Augsburg) schrieb in der Rubrik „Kirchliche Nachrichten“ am 10. Juli 1846 einen abschließenden Kommentar:

„Unter dem vielerlei hämischen und verunglimpfenden Mittheilungen in den protestantischen Blättern über die Nonne in Dorsten lasen wir unlängst auch folgendes aus Münster vom 9. April Datirte: Die Wunderjungfrau in Westphalen scheint jetzt von ihrer Wunderkrankheit geheilt zu sein und keine Wunder mehr verrichten zu wollen, wenn nicht das getäuschte und durch die Dauer der Täuschung enttäuschte Volk durch seine Zweifel Ursache des Wunderbankrottes ist. Wäre die Regierung gleich bei der Erscheinung eingeschritten, so würde die Betrügerin, zu Heiligen umgestempelt gewesen, eine Märtyrerin des Volkes geworden seyn; so ist sie aber wenige Wochen (?) nach ihrem Auftauchen verschwunden, ohne den mindesten Heiligenschein zurückzulassen. Man kann für diese friedlichen Zeiten fürwahr kein besseres Verfahren ersinnen, um dem gesunden Menschenverstande zum Durchbruche zu verhelfen, um aller Deuterei, wie man in Westphalen sagt, das Grab zu graben. Pater Heinrich Goßler ist, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, , auf Anordnung seines Obern, Herrn Ordensprovinzial Bierdrager Folge leistend, am 17. März aus dem Kloster zu Dorsten abgezogen und am folgenden Tage in Hardenberg eingetroffen, um daselbst bei seinem genannten Vorgesetzten zu verbleiben. Um weiteren hämischen Bemerkungen über diesen Gegenstande gründlich zu begegnen, wäre es, im Interesse der Ehre der betheiligten Personen sowohl, als der guten Sache unserer heiligen, von dem radikalen Zeitgeiste auf das allergehässigste verfolgten Religion sehr zu wünschen, daß eine unpartheiische und actenmäßige Darstellung der ganzen Angelegenheit, rein und frei von allen modischen Reflexionen und nur den klaren unumwundenen Faden der Historie festhaltend, nicht lange mehr auf sich warten lasse und nicht nur in katholischen Kreisen, sondern der ganzen Welt vorgelegt werde. Zu Verläumdungen der Zeitung heutzutage schweigen, ist weder der Politik, noch den Zwecken der öffentlichen Moral angemessen. In vorliegender Sache genügt aber nur eine actenmäßige, amtliche bewahrheitete Darstellung. Wird diese bewirkt auf Veranlassung jeder gehässigen Zeitungsartikel, so haben sehr wahrscheinlich die Feinde der Kirche gerade das stricte Gegentheil von dem erreicht, was sie wollten und beabsichtigten.“

Für alle war es 1846 das Beste, die Vorfällen jetzt zu verschweigen

So endete ein religiöses, lokales, medizinisches und auch politisches Ereignis, das in Dorsten begann und in Dorsten endete. Über die Ansicht der lokalen Geistlichkeit, des Stadtpfarrers und der übrigen Klostergeistlichen in Dorsten ist nichts bekannt, doch schilderte der Landrat ihr Verhalten gegenüber Gossler und der mit ihm verbundenen Stigmatisierungsproblematik: „Wegen der Anhänglichkeit und des Vertrauens, welches er [Goßler] im Volk erworben hat, und nach der nächtlichen Insultation, die der Bürgermeister erfahren hat, hält der Stadtpfarrer und wie es mir scheint, auch selbst der Guardian des Klosters, es für räthlich, keine Notiz zu nehmen, wenigstens jedwede Einmischung zu vermeiden.

“Mittelfränkische Zeitung” lässt sich 1846 hämisch über das Dorstener Ereignis aus

Siehe auch: Frau von Holsterhausen
Siehe auch: Gnadenbild in Neviges
Siehe auch: Kulturkampf


Anmerkung: Ein etwas ausführlicherer Artikel ist in DORSTEN-transparent unter „Franziskanerpater Gossler erklärte 1846 Theresia Winter als stigmatisiert, gewann damit die Dorstener, von denen sich einige gegen die ablehnende Obrigkeit mit Äxten bewaffneten“ eingestellt. – Quellen: Wesentlich nach Bernward Schulze über die Schrift Pater Heinrich Gossler: „Die ,angeblich’ stigmatisierte Theresia Winter Die Wundmale der Dornenkrone bei einer ,Clarissin’ im preußischen Westfalen 1845/46“, Westf. Zeitschrift 145 (LWL). – Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen „Tätigkeit des Franziskanerpaters Heinrich Gossler“ 1842-1848, Oberpräsidium Münster Nr. 1908 Beleg-Nr. 123. – „Nürnberger Kurier“ vom 29. Jan. 1943. –  „Aehrenlese, katholisches Wochenblatt“, Dillingen, vom 1. Febr. 1843 „Didaskalia, Blätter für Geist, Gemüth und Publizistik“, Frankfurt/M., vom 1. Febr. 1846. – „Sächsische Dorfzeitung“ vom 13. Febr. 1846. –„Regensburger Zeitung“ vom 24. Febr. 1846. – „Westfälischer Merkur“ im Juni 1846. – „Sion, eine Stimme aus der Kirche unserer Zeit“ (Augsburg) vom 10. Juli 1846.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone