Hüffer, Johann Hermann

Bekannter Politiker und Verleger verbrachte Jugendjahre im Schloss Lembeck

Grabstein Hüffers auf dem aufgelassenen Hörster Friedhof in Münster

1784 in Münster bis 1855 ebd.; Verleger und Politiker. – Seine Beziehungen zu Dorsten waren marginal, wenngleich er ab 1795 dreieinhalb Jahre seiner Kindheit und Jugend  in der gräflichen Familie auf Schloss Lembeck verbrachte. Johann Hermann Hüffer kränkelte. Er litt an Skrofeln, die insbesondere seine Augen befallen hatten, was ihm das Lesen erschwerte. Daher ging er nicht zu Schule, sondern begleitete den Grafen von Merveldt auf den Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien. Diese Position bekam er über Pastor Tommel in Lembeck, einem früheren Hausfreund seines Großvaters, der Hofmeister beim Grafen Merveldt und dessen Bruder, dem späteren kaiserlichen General, gewesen war. Auf einer ähnlichen Reise begleitete der Junge auch den Freiherrn von Landsberg-Velen. In seinen Erinnerungen („Erlebtes“, Münster 1854) schrieb er: „Die drei und ein halbes Jahr meines Aufenthaltes in Lembeck rechne ich zu den glücklichsten meines Lebens.“

Politische Nachrichten drangen kaum bis Lembeck durch

Johann Hermann Hüffer

Der Junge lebte dort „in tiefster Einsamkeit, ohne auch nur einen Gespielen zu haben.“ Morgens diente er dem Pfarrer bei der Messe, danach bekam er von ihm Unterricht und baute sich eine eigene kleine Bibliothek mit geschenkten Büchern auf. Seine Vorliebe galt der alten Geschichte, der Physik und Chemie sowie der Festungsarchitektur. Johann Hermann Hüffer erinnerte sich in seinen Memoiren, dass nur wenig politische Nachrichten nach Lembeck drangen. „Nur von dem fortwährenden Unglück der deutschen Waffen, von dem Baseler Separatfrieden von 1795 … und von der in dessen Folge gezogenen Demarkationslinie, innerhalb welcher auch Münster lag, und das daher von den Preußen besetzt wurde, erhielten wir Kunde. Der Haß gegen die Preußen und die Anhänglichkeit an Österreich erhielten durch diese Vorgänge neue Nahrung.“

1842 bis 1848 war er Oberbürgermeister von Münster

Der Junge, der in den Lembecker Jahren wieder einigermaßen gesund wurde, machte  Karriere. Er lernte in der Verlagsbuchhandlung seines Großvaters Aschendorff und in Buchhandlungen in Leipzig und Augsburg den Beruf des Verlegers und Buchhändlers. 1805, bald nach dem Tode des Großvaters, übernahm er die Leitung der Firma, die auch die einzige Zeitung Münsters herausgab. Hüffer war der erste Verleger der Annette von Droste-Hülshoff. Für ihn bedeuteten die bewegten Jahre am Anfang des 19. Jahrhunderts mit der radikalen Veränderung der alten Verhältnisse durch die Auflösung des geistlichen Staates und den doppelten Wechsel von preußischer und französischer Herrschaft eine harte Bewährungsprobe. Neben der 1805 erfolgten Leitung des Verlagshauses betätigte sich Hüffer bald auch im öffentlichen Leben Münsters, vor allem in der Armenkommission, deren Mitglied und Vorsitzender er 15 Jahre lang war, und in der er sich den sozialen Aufgaben der Stadt widmete. 1836 wurde er Stadtverordneter, 1838 Stadtverordnetenvorsteher und 1842 Oberbürgermeister der Stadt Münster.

Mitglied der Preußischen Verfassungsgebenden Nationalversammlung

Straßenschild mit Erklärung in Münster

Aber auch über den örtlichen Bereich hinaus hat er gewirkt. Bei dem westfälischen Oberpräsidenten von Vincke in hohem Ansehen stehend, nahm er 1818 als Deputierter an Beratungen über die preußische Zollgesetzgebung teil und gehörte zu den westfälischen Notabeln, die 1822 zu den Beratungen über die Gestaltung der Provinzialverfassung nach Berlin berufen wurden. Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags seit 1826, kam er, obwohl überzeugter Katholik, in eine enge, ja freundschaftliche Verbindung mit dem Freiherrn vom Stein und spielte eine bedeutende Rolle in der Verfassungsbewegung der Provinz. 1848 wurde er als Abgeordneter zur Preußischen Verfassunggebenden Nationalversammlung in Berlin gewählt, legte sein Mandat jedoch schon im Oktober wegen Krankheit nieder und trat auch als Oberbürgermeister zurück. Johann Hermann Hüffer starb 1855 und wurde auf dem Hörster Friedhof bestattet. Heute ist der Friedhof eine Grünanlage östlich der Innenstadt. Sein Grabstein (siehe Bild oben) am südlichen Ende der Anlage ist noch zu finden. Sein Sohn Alfred Hüffer war Abgeordneter und Mitbegründer der Zentrumsparte, ein weiterer Sohn, Franz Hüffer, ein bedeutender Musikkritiker, der in London als Francis Hueffer für die „Times“ schrieb, Eduard Hüffer übernahm 1754 den Aschendorff-Verlag von seinem Vater. – Die Hüfferstraße in Münster ist Johann Hermann Hüffer sowie seinem Sohn Wilhelm Hüffer, dem Gründer der Hüfferstiftung, gewidmet.


Quellen: „Erlebtes“, Aschendorff, Münster 1854 (Online: ULB Münster) W. Schulte, Westfäl. Köpfe, 1963; Dem Worte verpflichtet, 250 J. Verlag Aschendorff 1720-1970, hrsg. v. G. Hasenkamp, 1970.

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