Schug, Jennifer

SPD-Bürgermeister-Kandidatin will die Partei verjüngen und verweiblichen

Gewesene SPD-Bürgermeisterkandidatin 2020 Jennifer Schug; Foto: DZ

Geboren 1974 in Göttingen; verheiratet, drei Kinder, Juristin, Stadtverbandsvorsitzender der SPD Dorsten seit 2016. – Jennifer Schug wurde am 27. Februar 2020 in der Wahlkreis-Delegierten-Konferenz im Gemeinschaftshaus Wulfen-Barkenberg mehrheitlich gewählt. Von den 40 Stimmberechtigten erhielt sie nur 28 Ja-Stimmen, zehn Delegierte stimmten gegen sie und es gab eine Enthaltung und eine ungültige Stimme. Jennifer Schug nahm die Wahl an. Sie wird bei der Kommunalwahl im Herbst 2020 gegen den amtierenden Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) antreten. Auf dem vorhergegangenem SPD-Nominierungsparteitag vom 14. Februar 2020 in der „Traumfänger-Galerie“ bekam Jennifer Schug von den 39 SPD-Delegierten, nicht unbedingt identisch mit den Delegierten der Wahlkreis-Delegierten-Konferenz, noch 36 Ja-Stimmen. Dazu Stefan Diebäcker in der „Dorstener Zeitung“ vom 15. Februar: „Ein klarer Vertrauensbeweis, der manch einen sogar ein wenig zu überraschen schien. Denn einige Dorstener Sozialdemokraten fremdeln offenbar immer noch mit ihrer Vorsitzenden.“ Das letztgültige Ergebnis vom 27. Februar bestätigt diese Vermutung.

Studium der Rechtswissenschaften in Münster

1982 zogen ihre Eltern von Leinfelden-Echterdingen nach Dorsten und Jennifer besuchte die Grundschule in Deuten und von 1984 bis 1993 das Gymnasium Petrinum in Dorsten. Danach studierte sie bis 1998 Rechtswissenschaften in Münster und anschließend war sie Referendarin am Landgericht Essen. Ihren weiteren beruflichen Werdegang gibt sie in ihren  Lebensläufen auf verschiedenen Internetseiten so an: „2002 bis 2003 Allgemeines Management Trainee Programm, 2003 bis 2005 Human Resources Generalist/Recruiter, 2006 bis 2007 Head of Compensation and Benefits“ und nach einer Lücke von acht Jahren heißt es „2015 bis 2017 Referentin im Fraktionsbüro der Dorstener SPD“.  Auf der Seite NRW-SPD steht zudem als „Erlernter/ausgeübter Beruf“: „Juristin/Rechtsanwältin.“ Rechtsanwältin war sie nie, ist auch nicht, in der Rechtsanwaltsrolle Regierungsbezirk Münster vertreten.

Schnelle Parteikarriere vor Ort

Die politische Laufbahn von Jennifer Schug in der SPD ist kurz. Ihr früherer Petrinum-Lehrer Friedhelm Fragemann, seit Jahrzehnten SPD-Fraktionsvorsitzender im Dorstener Stadtrat, holte seine Ex-Schülerin zu seiner Entlastung in die Dorstener Parteipolitik. Daher trat Jennifer Schug 2016 in die SPD ein, wurde sogleich Stadtverbandsvorsitzende und beratendes Mitglied im Kreisverband Recklinghausen, im September 2017 Sachkundige Bürgerin im Schulausschuss des Dorstener Stadtrats und ist seit 2018 Mitglied des Landesvorstands der NRW-SPD. Zu ihren politischen Schwerpunkten gehört vor allem auch eine forsche Erneuerung der SPD vor Ort durch Verjüngung und Verweiblichung, was in den acht SPD-Ortsvereinen hin und wieder für erhebliche Unruhe sorgte, die manchmal in handfesten Krach mündete – öffentlich und in den Medien ausgetragen.
Auf die Frage der „Dorstener Zeitung“, welche Chance die SPD habe, um bei der nächsten Kommunalwahl zu punkten, antwortete Jennifer Schug: „Ich glaube, dass die Wähler immer stärker die Persönlichkeit eines Politikers wählen und ein gesteigertes Interesse daran haben, zu wissen, wer die Person ist, die sie vor Ort vertreten soll.“ – Man darf auf die Weiterentwicklung gespannt sein. Man brauchte nicht lange warten.

 Jennifer Schug legte im Juni 2020 Nominatur und alle Parteiämter nieder

Drei Monate vor der Kommunalwahl im September 2020 löste Jennifer Schug ein „politisches Erdbeben“ in der SPD aus. Denn die nominierte Bürgermeister-Kandidatin kündigte überraschend ihren Rücktritt von der Nominatur und aus allen Parteiämtern an. Aus „persönlichen Gründen“ teilte sie in einer kurzen schriftlichen Benachrichtigung am 11. Juni 2020 der „Dorstener Zeitung“ mit. Aus SPD-Kreisen war zu hören, dass diese Information ohne Wissen der Partei und entgegen einer parteiinternen Verabredung erfolgte. Die Partei wollte in einer Sitzung am Montag (14. Juni) beraten und dann die Öffentlichkeit unterrichten. Dem kam Jennifer Schug zuvor, worüber jetzt nichtwenige in der Partei erzürnt sind. Wenn sie auch familiäre und somit persönliche Gründe für ihren die Partei zu diesem Zeitpunk stark schädigenden Rückzug aus der Politik angab, so waren es, wie parteiintern schon länger zu beobachten war, die schon jahrelang andauernden Grabenkämpfen in der Partei, in denen die gewesene Stadtverbandsvorsitzende das Ihrige dazu beigetragen hatte. Zufall oder nicht: Auf den Tag genau währte ihr aktives Tun in der Partei auf den Tag genau vier Jahre – vom 11. Juni 2016 bis zum 11. Juni 2020. Die Reaktion: Der Vorstand des SPD-Stadtverbands bedankte sich wenige Tage später bei ihrer zurückgetretenen Vorsitzenden Jennifer Schug für ihren „engagierten Einsatz für die Bürgerschaft in den vergangenen vier Jahren in Dorsten“ und wählte ihren den Fraktionsvorsitzenden Friedhelm Fragemann zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl im September 2020.

Siehe auch: Sozialdemokratische Partei Deutschland
Siehe auch: Friedhelm Fragemann
Siehe auch: Tobias Stockhoff

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