Fragemann, Friedhelm

Er stolperte über den Wittenberger Damm und wurde Winterbürgermeister

Geboren 1951 in Dorsten; Kommunalpolitiker, Lehrer a. D. und Bürgermeister a. D. – Seine Amtszeit war feststellbar die bislang kürzeste eines gewählten Dorstener Bürgermeisters. Nur von Dr. Feldhege wurde er 1931 im Amt Hervest-Dorsten übertroffen, der nicht einmal einen Tag Amtsbürgermeister war. Fragemanns Amtszeit hielt nur über den Winter. In Anlehnung an den böhmischen „Winterkönig“ Friedrich I, der zu Beginn seiner Herrschaft 1619 eine Schlacht und seine Krone verloren hatte, nannten ihn einige schon mal den „Winterbürgermeister“. f-fragemannFriedhelm Fragemann (SPD), Lehrer am Gymnasium Petrinum, war vom 31. Oktober 1994 bis 8. März 1995 in der Nachfolge von Heinz Ritter Bürgermeister. Gewählt wurde er mit 27:22 Stimmen auch von der Ratsfraktion der Grünen, denn die Stimmen der SPD alleine reichten für ihren Bürgermeister nicht aus. Damit die Grünen ihn auch wählten, gingen Absprachen politischer Inhalte voraus. Dazu gehörte der Baustopp des Wittenberger Damms (K 6n). Doch der Stadtrat lehnte mehrheitlich in jener für Fragemann „schicksalsschweren“ Sitzung den von der SPD gestellten Antrag auf Baustopp ab. Da auch SPD-Mitglieder gegen den Baustopp und somit gegen die „Koalitions“-Abmachungen mit den Grünen stimmten, warfen die Grünen der SPD Wortbruch vor. Sie kündigten folglich an, in der nächsten Ratssitzung den Antrag zu stellen, dass Friedhelm Fragemann abgelöst werde. Damit nicht genug. Das Wochenmagazin „Focus“ (18/1995) schrieb: „Dreist schlagen die Grünen dann mit Stadtdirektor Karl-Christian Zahn ein CDU-Mitglied als neuen Bürgermeister vor – zur Überraschung selbst der CDU.“ In der Sitzung vom 29. März 1995 wurde der bisherige Stadtdirektor Dr. Zahn von Grünen und CDU zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Der so abgelöste Friedhelm Fragemann blieb weiterhin in der Bürgermeisterrolle, allerdings als Stellvertreter.

Für Politiker wichtig: überall dabei

Friedhelm Fragemann studierte Geschichte und Sozialwissenschaften sowie Philosophie und Publizistik, ist Lehrer für Geschichte und Sozialwissenschaften. 1984 wurde er in den Rat der Stadt gewählt und führte von 1991 bis 1994 die SPD-Fraktion, dann wieder ab 2010. Sein Interesse galt stets bürgerlichen Initiativen in der Stadt. 1990 wurde er Beirat im Trägerverein des Jüdischen Museum, gehörte von 1996 bis zu seiner Auflösung 2010 dem Vorstand des Deutsch-israelischen Freundeskreises Dorsten-Hod Hasharon an, seit 2010 ist er Mitglied im Vorstand der Tisa von der Schulenburg-Stiftung und in vielen anderen Vereinen. – Inzwischen ist sein Sohn Julian in die Fußstapfen seines Vaters getreten und führt seit 2009 den SPD-Ortsverein Altstadt.

Fake: Friedhelm Fragemann sucht als „Friederike Fragefrau“ Freunde

Um den kommunalpolitisch ruhiger gewordenen 72-jährigen Vorsitzenden der SPD-Ratsfraktion Friedhelm Fragemann, der 39 Jahre lang im Rat sitzt, ist es als „Friederike Fragefrau“ durch eine öffentlich dargestellte bildliche Geschlechtsumwandlung zu einem unruhigen Ärgernis gekommen. Bei Facebook ist eine Seite veröffentlicht worden, auf und mit der eine „Friederike Fragefrau“ u. a. Freundschaftsanfragen stellt. Mit Stand vom 13. Januar 2023 waren es schon 187 „Freunde“. Diese und andere Anklicker sahen ein Bild mit dem Körper einer Frau, in das allerdings Fragemanns Gesicht einmontiert war, umkränzt mit blonder Lockenpracht und beschriftet mit „Fri Fra Frau – Der Friederike Fragefrau Podcast /Episode 1…“ Wer hinter diesem Internet-Fake steckt, ist bislang nicht bekannt. Fragemann selbst äußerte in der Dorstener Zeitung. „Ich denke, es ist eine kleine Racheaktion von Gruppierungen, die ich immer deutlich kritisiere, wenn sie nichts auf die Reihe bringen. Er bezeichnete diese „kleine Racheaktion“ aus der vermutlich eigenen Partei als „absurdes Theater“ – andere mögen es lustig finden, andere auch beleidigend. Berthold Fehmer in seinem DZ-Kommentar: „Wer andere in der Öffentlichkeit der Lächerlichkeit preisgibt, sollte dies nicht unter dem Deckmantel der Anonymität tun. Falls Satire ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein soll (und dafür spricht bei dem Podcast vieles), ist das nicht strafbar und auch nicht verwerflich. Aber der Autor oder die Autoren sollten dabei klar erkennbar sein. Doch dazu gehört Mut, dass man womöglich selbst mal humoristisch aufs Korn genommen wird. Der scheint in der aktuellen Situation aber zu fehlen.“

Wird Fragemann weitere Schritte gegen die Fragefrau unternehmen?

Fragemann wiederholte im Haupt- und Finanzausschuss am 18. Januar seine Aussage, dass er nicht bei Facebook aktiv sei und mit diesen Profilen nichts zu tun habe. Und er lege seine Hand dafür ins Feuer: „Von der SPD ist es keiner, der das gemacht hat.“ Wo Fragemann die Urheber dieser Fake-Profile vermuten dürfte, mag der folgende Satz belegen: „Auch bei der SPD geht es manchmal spaßig zu, aber wir sind halt keine Spaßpartei.“ Ein Titel, der häufig der Partei „Die PARTEI“ gegeben wird. Fragemann sagte auch, er überlege, ob er weitere Schritte gegen die Fake-Profile unternehmen solle, da diese „grenzwertig“ seien.
Vom Facebook-Profil „Friederike Fragefrau“ wurden in den vergangenen Tagen Freundschaftsanfragen gesendet – auf 232 Freunde kam das Profil am Donnerstag (19. Januar). Bei YouTube folgen 17 Abonnenten dem Kanal, bei Instagram sind es sieben Follower (Quelle: DZ vom 14. Und 20. Jan. 2023).

„Fragefrau“ zum Dorstener Wort des Jahres 2023 gewählt

Überraschungssieger bei der Wahl zum Dorstener „Wort des Jahres 2023“: Der Begriff „Fragefrau“ machte mit großem Vorsprung das Rennen. Am Ende votierten mit 49 Prozent knapp die Hälfte der Teilnehmer für diesen Vorschlag. Unter dem Titel „Friederike Fragefrau“ wurden im Januar im Internet Fake-Profile bei Facebook, YouTube und Instagram angelegt, die in Wort-, Bild- und Tonbeiträgen einen satirischen Bezug auf den damaligen Dorstener SPD-Fraktionsvorsitzenden Friedhelm Fragemann nahmen. Auf den folgenden Plätzen landeten Begriffe aus der jüngeren Dorstener Vergangenheit: „Hochwasser“ (rund 21 Prozent) und „Konverter“ (15 Prozent). „Amok-Drohung“ (10 Prozent). Auf dem letzten Platz landete der Begriff „Abrissparty“ (5 Prozent).
Die bisherigen Jahressieger waren übrigens: „Dorstalgie“ (2011), „Radiotag“ (2012), „Freibad“ (2013), „Baustellenchaos“ (2014), „Poldern“ (2015), „Stadtstrand“ (2016), „Dreifach-Jubiläum“ (2017), „Stadtkrone“ (2018), „Winterzauber“ (2019), „Plattenbau“ (2020), „Schirm-Installation“ (2021) und „Schlüssel-Position“ (2022).

  • Mitglied folgender städtischer politischer Gremien (Stand 2023). Fraktion: SPD-Ratsfraktion Dorsten (Stimmrecht) – Kommission zur Förderung der öffentlichen Sicherheit (Stimmrecht) – Beirat Kunst im öffentlichen Raum, Funktion: Ratsmitglied (Stimmrecht) – Lenkungskreis Masterplan Wohnen, Funktion: Ratsmitglied (Stimmrecht) – Umwelt- und Planungsausschuss, Funktion: Vorsitzender (Stimmrecht) – Ratskommission für Stadtentwicklung, Funktion: Ratsmitglied (Stimmrecht) – Verwaltungsrat der Bäderbetrieb Dorsten GmbH, Funktion: Ratsmitglied (Stimmrecht) – Fraktionsvorsitzendenbesprechung, Funktion: Fraktionsvorsitzender (Stimmrecht) – Haupt- und Finanzausschuss, Funktion: stellv. Fraktionsvorsitzender (Stimmrecht) – Rat der Stadt Dorsten, Funktion: stellv. Fraktionsvorsitzender (Stimmrecht) – Lenkungsgruppe Kommunales Integrationskonzept, vertretend für Marina Talaga (Stimmrecht).
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