Landfrauen mit 12.000 Vereinen

Darunter Hervest-Altendorf-Ulfkotte, Lembeck-Wulfen-Deuten, Rhade

Der „Deutsche LandFrauenverband“ wurde am 20. Oktober 1948 gegründet. Die Anfänge der Landfrauenverbände liegen jedoch schon weiter zurück. Vorläufer waren die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine. Der erste wurde 1898 von Elisabet Boehm in Ostpreußen ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, Frauen zum Zweck der ländlich-hauswirtschaftlichen und kulturellen Weiterbildung in Vereinen zu organisieren. Im Zuge der Machtübernahme durch die NSDAP wurden 1934 die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine aufgelöst und im Dritten Reich in den Reichsnährstand eingegliedert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die ersten Landfrauenvereine in der amerikanischen Besatzungszone als Nachfolgeorganisationen der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine gegründet. Auf Betreiben von Marie-Luise Gräfin Leutrum zu Ertingen schlossen sich die einzelnen Vereine am 19. August 1947 zur „Arbeitsgemeinschaft der Landfrauenverbände“ zusammen. Am 19. Oktober 1948 wurde Gräfin Leutrum dann zur ersten Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes gewählt. Nach der deutsch-deutschen Vereinigung gründeten sich Anfang der 1990er-Jahre auch in den ostdeutschen Bundesländern Landfrauenvereine, deren Landesorganisationen dem Deutschen Landfrauenverband beigetreten sind. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Deutsche Landfrauenverband (dlv) zum bundesweit größten Verband für Frauen, die auf dem Lande leben, entwickelt.
Mitglieder im dlv sind 22 Landes-Landfrauenverbände mit rund 430 Kreis- und mehr als 12.000 Ortsvereinen. In den Ortsvereinen sind etwa 450.000 Frauen Mitglied, die sowohl in der Landwirtschaft als auch in anderen Berufsfeldern tätig sind. Der Deutsche Landfrauenverband vertritt bundesweit die Interessen aller Frauen und ihrer Familien im ländlichen Raum. Er setzt sich ein für die berufsständischen Interessen der Bäuerinnen, der Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Situation von Frauen sowie für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein wichtiges Ziel ist die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum. Die bisherigen Präsidentinnen: Marie-Luise Gräfin Leutrum zu Ertingen (1948-1970). Adelheid Lindemann-Meyer (1970-1986), Irmgard Reichhardt (1986-1987), Hedwig Keppelhoff-Wiechert (1987-1999), Erika Lenz (1999–2007), Brigitte Scherb (2007-2019), Petra Bentkämper (seit 2019)

Der „Westfälisch-Lippische LandFrauenverband“ (WLLV e.V.)

43.000 Mitglieder des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes (WLLV) engagieren sich für die Gestaltung der Lebensverhältnisse in den ländlichen Regionen von Westfalen-Lippe. Dabei werden soziale, berufsbezogene und gesellschaftspolitische Interessen der Frauen und ihrer Familien beachtet. Bildungsveranstaltungen, Aktionen und direkter, persönlicher Austausch fördern die Gemeinschaft und das Engagement für die Ziele des Verbandes. Die Stärke des Verbandes liegt in der Vielfalt: Bäuerinnen und Frauen aus allen anderen Berufsgruppen sind auf allen Verbandsebenen aktiv. Eine effektive Interessenvertretung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wird durch die Struktur von Orts-, Kreis- und Bezirksverbänden ermöglicht. Durch die Mitgliedschaft im Deutschen Landfrauenverbandes (dlv) und dem Weltlandfrauenverband (ACWW) werden nationale und internationale Kontakte genutzt, um die Lebensqualität für die Menschen auf dem Lande zu gestalten. Das Verbandssymbol ist die Biene. Sie steht als Zeichen für das Engagement der einzelnen Frau für andere Frauen und für die Gemeinschaft. Der WLLV ist weder konfessionell noch politisch gebunden.

Kreislandfrauenverband Recklinghausen – einer der größten in Westfalen

Der am 3. März 1949 in der Gaststätte Stalherm in Recklinghausen, gegründete Kreislandverband Recklinghausen, zu dem Dorsten gehört, hat etwa 1500 Mitglieder. Er ist damit einer der größten Frauenverbände im Kreis Recklinghausen einschließlich der kreisfreuen Städte Bottrop und Gelsenkirchen. In diesem Ballungsgebiet von über einer Million Einwohnern mit seinen Industrieanlagen, Einkaufszentren und Verwaltungshochhäusern sowie seinem dicht gewebten Verkehrsnetz wird dem Betrachter eine hektische Betriebsamkeit und oftmals ein „Leben in der Stadt” vermittelt. Doch trotz zunehmender Verstädterung in den letzten Jahrzehnten blieben intakte landwirtschaftlich genutzte Gebiete erhalten. Die Landfrauen nutzen bei vielen Veranstaltungen wie Bauernmärkten, Stadtfesten, Jubiläen und im persönlichen Umfeld auf vielfältige Weise die Gelegenheit, dörfliches Leben und Traditionen zu bewahren. Das anonyme Nebeneinander aufzuheben und interessierten Verbrauchern die Landwirtschaft und das Leben auf dem Lande näher zu bringen, ist ein wichtiges Anliegen der Landfrauen in unserer Region. Der Kreislandfrauenverband Recklinghausen bietet auf Kreisebene und in seinen Ortsverbänden den Landfrauen ein umfangreiches und vielfältiges Angebot an Weiterbildungsveranstaltungen und Studienfahrten. Zu den Ortsvereinen, deren Geschäftsstelle in Borken ist, gehören u.a. die Dorstener Ortsvereine: Dorsten-Hervest-Altendorf-Ulfkotte, Lembeck-Wulfen-Deuten und Rhade.

Jubiläumsfeier – 70 Jahre Landfrauen in Recklinghausen

Im Jahr 2019 feierte der Recklinghäuser Kreisverband das 70jährige Verbandsjubiläum in der Stadthalle in Oer-Erkenschwick. Es kamen rund 200 Gäste, die sich auf eine Zeitreise begaben. Ausgestellt waren Haushaltegegenstände der letzten 70 Jahre, darunter Kaffeemaschinen, Porzellanfilter, Waschmittel, Waschbretter, Küchenmaschinen und Rührschüsseln. Da wurden für manche Mitglieder Erinnerungen wach. Stolz auf ihr Landfrauen-Gen waren auch die fünf Landfrauen, mit denen eine Journalistin beim anschließenden „Kaffeeklatsch auf der Bühne“ sprach. Mit dabei waren Margret Heimann (70), Kreisvorsitzende von 1998 bis 2010, Maria May (59), von 2010 bis 2018 im Kreisverband tätig, sowie Margret Wilmes (77), seit 42 Jahren im Ortsverband (OV) Kirchhellen aktiv. Aus dem neuen Vorstand war Sprecherin Elisabeth Beckmann (59) dabei. Jüngste in der Runde war Anne Vennemann (32), die 2017 direkt in den geschäftsführenden Vorstand der Landfrauen im OV Datteln gewählt wurde. Einig waren sich die Frauen, dass die Landfrauenarbeit sie persönlich gestärkt hat und stärkt. Besonders den Netzwerkgedanken, die gemeinsamen Aktionen und die Fortbildungsangebote hoben die Frauen hervor. Sie betonten, dass es wichtig sei, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen.
Eine Herausforderung ist und bleibt für den Verband, die Anwerbung neuer Mitglieder. Darüber hielt Rita Stockhofe, Mitglied im Kreisverband Recklinghausen und im Präsidium des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbands, einen Vortrag „Landfrauenwerbung – mal anders“. Sie betonte, dass Landfrauen, bodenständige Werte vermitteln und Verbraucher mit Hinblick auf gesunde Ernährung und regionaler Erzeugung von Lebensmitteln kompetent aufklärten. Kornelia Wübbelt aus Dorsten und die Kirchhellenerin Margret Wilmes wurden dann für ihre Verdienst um den Verband mit den „Ehrenbienen“ des Landesverbands Westfalen-Lippe ausgezeichnet. Mit „Weißt du noch“ begann die kurzweilige Zeitreise durch 70 Jahre Landfrauenarbeit im Kreis Recklinghausen, dargebracht von Bernhild Leichhauer und Ute Stoffers aus dem Vorstandsteam. Mit einem Blick auf das wachsende Bildungs- und Projektangebot für Landfrauen machten die Referentinnen deutlich, dass die Landfrauen ständig am Puls der Zeit waren und sind. „Wir sind stolz, das Landfrauen-Gen in uns zu tragen“, kommentierten Bernhild Leichhauer und Ute Stoffers ihren Rückblick mit gleichzeitigem Ausblick. „Die Landfrauen in Recklinghausen setzen sich für die Chancengleichheit von Mann und Frau sowie Stadt und Land ein.“

Gemeinschaft der Landfrauen Lembeck-Wulfen-Deuten

Rund 150 Mitglieder zählt die Gemeinschaft der Landfrauen Lembeck-Wulfen-Deuten, und die wenigsten davon haben einen Hof. Claudia Thier-Essing, die derzeitige Vorsitzende (2023), hat allerdings einen landwirtschaftlichen Hintergrund: Sie ist gelernte Landwirtin, arbeitet im Büro des eigenen Familienbetriebs, der als landwirtschaftlicher Dienstleister Bauern auf den Feldern unterstützt. Andrea Overhoff, bei den Landfrauen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, lebt mit ihrem Mann, ebenfalls kein Landwirt, in Lembeck auf einem Nebenerwerbshof „mit lediglich einem ganz kleinen bisschen Landwirtschaft“. Ihr Arbeitsplatz ist in der Verwaltung eines Lembecker Schuhhauses. Mit vielen anderen Vereinsmitgliedern eint sie die Liebe zum Land, ein Leben in der Großstadt wäre für sie kaum vorstellbar. Etwa einmal im Monat treffen sich die Landfrauen auf Ortsebene, werden gemeinsam kreativ, kommunizieren wichtige Mitteilungen per WhatsApp, posten Bilder von Veranstaltungen und Ankündigungen bei Instagram (landfrauen.lembeck), bilden sich bei Vorträgen weiter oder genießen die Gemeinschaft bei Ausflügen und Radtouren.

Sabine Bornemanns Buch in der Jahreshauptversammlung vorgestellt

Bei der Jahreshauptversammlung 2024 trafen sich im April im Pfarrheim in Altendorf-Ulfkotte ca. 30 Landfrauen aus Dorsten-Hervest und Altendorf-Ulfkotte. Nach dem offiziellen Teil und einem gemütlichen Kaffeetrinken las Sabine Bornemann aus Wulfen aus ihrem Buch „Elsas Ausbruch“ vor. Diese Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen „Jung und Alt“ fesselte die Zuhörer. Der Betrieb „Emsflower“ in Emsbüren ist das nächste Ziel der Landfrauen im April 2024.

Siehe auch: Westfälisch-Lippischer Landschaftsverband

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