Waldfrevel Altendorf

Schildbürgerstreich nach Dorstener Machart erhitzte die Gemüter

„Aus Baumschützern wurden Holzfäller“ titelten in der Neujahrsausgabe 1984 die „Ruhr-Nachrichten“ den Artikel über einen „Schildbürgerstreich nach Dorstener Machart“, der in Altendorf-Ulfkotte die Gemüter erhitzte. Vorangegangen war, dass Verwaltung und Rat der Stadt Dorsten sich stark bemühten, die Natur zu schützen und mit einer Baumsatzung Baumfrevlern das Handwerk zu legen, da immer wieder Grundbesitzer Bäume ohne Genehmigung fällten, weil sie entweder einer Garage im Weg standen oder das Sonnenlicht auf der Terrasse wegnahmen. Kurz vor Weihnachten 1984 scherte sich die Verwaltung nicht um die eigene Baumsatzung und legte in Altendorf-Ulfkotte gleich sieben alte Eichen auf städtischem Grund und Boden um.

Ortstermin der Politiker in Altendorf (Zeitungsbild)

Ortstermin der Politiker in Altendorf (Zeitungsbild)

Beigeordneter: Wäldchen ist so schön, es muss erhalten bleiben

Vorausgegangen war, dass ein Bürger die Stadt bat, einen Baum, der zu nahe an seinem Haus stand, zu fällen, weil er befürchtete, dass für ihn und sein Haus von dem Baum Gefahr ausginge. Die Stadt schickte Experten hin, die feststellten, dass der Baum an der Gräwingheide nach der jüngst verabschiedeten Baumsatzung nicht abgeholzt werden dürfe. Erster Beigeordneter Jürgen Haase, der ebenfalls vor Ort war: „Das Wäldchen ist so schön, das muss erhalten bleiben!“ Der Beschwerdeführer sah das anders. Daraufhin schickte die Stadt ihre Experten ein zweites Mal nach Altendorf, die nun feststellten, dass der Baum doch zu nahe am Haus stand, nämlich sechs Meter. In ihrer eigenen Baumsatzung sind 35 Meter vorgeschrieben. Also schickte die Stadt einen Tag vor Heiligabend ihre Arbeiter nach Altendorf, die nicht nur diesen einen Baum, sondern gleich sieben andere auf einem Streich fällten.

Grüne traten nur verbal in Erscheinung

Diese vorweihnachtliche Aktion blieb den Altendorfern nicht verborgen, die sich darüber aufregten und System darin sahen. Hatte doch der vorangegangene Beschluss der Stadt, den Altendorfern eine „naturfeindliche“ Bergehalde vors Dorf zu kippen, die Gemüter sowieso schon erregt. Da halfen der Stadt weder Baumsatzung noch Interpretationen. Nach den Weihnachtstagen trafen sich zahlreiche Altendorfer einschließlich Vertreter von Parteien am abgeholzten Wäldchen, denn es sickerte das Gerücht durch, dass weitere 30 bis 60 cm dicke Eichen gefällt werden sollen. Für die damals neue und in Altendorf-Ulfkotte unbekannte Partei „Die Grünen“ brachte die Abholz-Aktion wahlpolitisch großen Vorteil. Sie waren bei dem Treff vor Ort dabei und nahmen sich der Sache zumindest verbal an. Bei der Kommunalwahl im selben Jahr bekamen die grünen Newcomer im CDU-geprägten Altendorf über 10 Prozent.

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