Kendziora, Bruder Julian

Dorstener trat mit 24 Jahren in Salzburg in den Kapuzinerorden ein

Der Provinzial (r.) übergibt die Ordensregeln an Julian (l.), Mitte: Novizenmeister; Foto: A. Müller

Geboren 1995 in Dorsten; Kapuziner-Bruder in Salzburg/Münster. – Mitte 2019 legte er im Kapuzinerkloster Salzburg das befristete Ordensgelübte ab, wurde eingekleidet und ist mit 24 Jahren Kapuzinerbruder. Denkt man daran, dass Kirchen und Orden wegen fehlendem Nachwuchs Gemeinden zusammenlegen, Kirchen sogar schließen müssen, auch Klöster. Beispiele dafür gibt es genug. Das 1488 gegründete einst mit Brüdern und Patres belegte Franziskanerkloster ist nur noch Durchgangsstation von alten Mönchen, die hier darauf warten, altersbedingt pflegebedürftig in ein Pflegekloster überwiesen zu werden. 2021 wurde das Kloster aufgelöst und das Gebäude samt Klosterkirche an den Caritas-Verband verkauft. Und das 1688 gegründete Ursulinenkloster geht ebenfalls seinem Ende entgegen. Kirchengemeinden werden zusammengelegt. Es fehlt an Pfarrern. Pfarrer, vornehmlich aus Indien – aber auch aus vielen anderen Regionen der Welt – werden eingesetzt, weil es an Geistlichen fehlt. Daher ist diese Lebensentscheidung, die der Dorstener Julian Kendziora getroffen hat, schon bemerkenswert. Entsprechend war auch die Feierstunde, in der er den Profess in Salzburg, das geistliche Gelübte abzulegen, zu Christophorus Goedereis, Provinzial der deutschen Kapuzinerprovinz, anreiste. Über 150 Festgäste aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kamen in die zum Bersten volle Kapuzinerkirche. Der Profess wurde live im Internet übertragen (Foto: J. Kendziora in Salzburg).

Bereits als Junge war er in der Pfarrei St. Bonifatius in Holsterhausen aktiv

Schon von Kindheitstagen an wirkte er als Junge in seiner Heimatpfarrei St. Bonifatius in Holsterhausen mit. Hier konnte er sich in vielen Bereichen einbringen, unter anderem Liturgie, Kinder- und Jugendarbeit und im Pfarrbeirat. Seine schulische Laufbahn beendete er mit dem Abitur an der Gesamtschule Wulfen. Danach begann Julian Kendziora das Studium der katholischen Theologie in Münster, war Seminarist für das Bistum Münster. Auf Dekanats- und Diözesanebene konnte er Erfahrungen sammeln. Außerdem gründete er das Studierendenkloster der Kapuziner mit. Ein interessantes Projekt war für ihn auch Forum Franziskus, wo mit vielen unterschiedlichen Menschen über Franziskus gesprochen wird. Zwei Jahre lebte er in Salzburg, wo er die ersten Teile der Ordensausbildung – das Postulat und Noviziat – mit anderen jungen Kapuzinern aus dem deutschsprachigen Raum absolvierte. Nach seinem Eintritt in den Orden kehrte er als Bruder Julian nach Münster zurück, um mit anderen jungen Kapuzinern die Ordensausbildung und das Theologiestudium fortzusetzen. Mit seinem Gelübde hatte er versprochen, sich –  zunächst auf drei Jahre befristet – um ein Leben in Anspruchslosigkeit zu bemühen, verfügbar zu sein für die Notwendigkeiten Gottes, der Menschen und des Ordens und in Treue entsprechend der gemeinschaftlichen Lebensform der Kapuziner zu leben. Diese „zeitliche Profess“ legt damit die Schienen für eine Lebensentscheidung ähnlich der Entscheidung für eine Ehe im bürgerlichen Leben. Die Ordensregel sagt, dass der Ordensobere die Gelübde stellvertretend für Gott und die ganze Gemeinschaft entgegennimmt. Frühestens in drei Jahren kann Bruder Julian das ewig geltende Kapuziner-Gelübde ablegen.

Über 4100 Follower verfolgen Bruder Julians Instagram

Mit dem Internet ist Bruder Julian Kendziora bestens vertraut. Der Dorstener ist aktiv bei Facebook und Instagram. Das Ziel seiner Tätigkeit im Netz hat der Kapuziner klar vor Augen: Auf keinen Fall möchte er die schöne, heile Welt der meisten Instagram-Influencer kopieren. „Mein Ziel ist es, Menschen zum Dialog einzuladen – auch solche, die der Kirche nicht mehr nahestehen.“  Über 4100 Follower hat Bruder Julian bereits. Sie folgen ihm, davon ist er überzeugt, weil er auf Instagram nichts vorspielt. Er ist authentisch, vom Glauben erfüllt. Das spüren seine Follower. Wer Bruder Julians weiteren Weg mitverfolgen will, kann das über Facebook (www.facebook.com/Julian-Kendziora-Seite) oder Instagram (bruder_julian). Zudem ist der Profess abrufbar unter https://youtu.be/njCvyzOKUB4

Kapuziner: Leben und Regel sind das Evangelium Jesu

Die Kapuziner sind eine weltweite Ordensgemeinschaft, die in der Tradition und im Geist des heiligen Franziskus von Assisi steht. Sie entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus Reformbestrebungen innerhalb der franziskanischen Orden. Leben und Regel sind das Evangelium Jesu. Kapuziner gibt es in fast allen Teilen und Ländern der Welt. Heute sind es noch 10.000 Brüder weltweit. Im deutschsprachigen Raum leben rund 325 Kapuziner in 39 Niederlassungen. Zur deutschen Kapuzinerprovinz gehören 116 Brüder an zwölf Standorten in Deutschland. Missionarisch sind deutsche Brüder in Albanien, Chile und Indonesien aktiv. Zwei Säulen gehören zum Leben der Kapuzinerbrüder: die Kontemplation im Kloster und das Hinausgehen zu den Menschen. Der Name „Kapuziner“ leitet sich von der markanten Kapuze des Habits ab.

Siehe auch: Bonifatiuskirche
Siehe auch: Zölibat gebrochen


Quellen: Homepage Kendziora (Aufruf 2019). – Dom-Radio Münster, 1. Febr. 2017. – Kirche und Leben 10. Sept. 2019. – Meldungen des Generalvikariats Münster Sept. 2019. – DZ vom 14. Sept. 2019.

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