Glückauf-Grill

Ein Stück Hervester Imbiss-Kultur nicht nur in Dorsten – im gesamten Revier

Für RTL-„Punkt 12″ wird Diana Einhaus von Philipp Lückert gefilmt; Foto: Rüdiger Eggert

Die Corona-Krise verursachte Ende November 2020 die Insolvenz des weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Glückauf-Grill“ in Hervest. Zum Jahresende 2020 schloss die Inhaberin Diana Einhaus (53) endgültig die Pommesbude. Die Bildzeitung titelte am 28. November 2020: „Corona bedroht Existenz Kult-Grill von TV-Koch Rosins Mama vor dem Aus!“ Damit wäre nicht nur in Dorsten, sondern im Ruhrgebiet ein Stück Imbiss-Geschichte zu Ende gegangen, wenn nicht ihr Sohn Frank Rosin den Glückauf-Grill übernommen hätte. Im Oktober 2021 warf der TV-Star die Fritteuse im Dorstener „Glückauf-Grill“ wieder an und führt den Grill weiter, in dem seine Mutter, die 2021 starb, jahrzehntelang ihre Frikadellen bruzzelte. 1951 eröffnete die Familie Pöppelbuß in dem damals rund 20 Quadratmeter großen Häuschen einen Milchverkaufsladen, aus dem dann Marlies Rosin 1976 „mitten im Leben der Malocher“ an der Glück-Auf-Straße 87 in der Zechensiedlung Hervest den „Glückauf-Grill“ machte. Später wurde das Gebäude als Teil der Zechensiedlung unter Denkmalschutz gestellt. Die gebürtige Thüringerin Diana Einhaus arbeitete sechs Jahre lang für Marlies Rosin, ehe sie den Grill im Jahr 2010 von ihrer Chefin übernahm und weiterführte. Patrick Schürhoff, 38-jähriger Vertriebsleiter eines dänischen Unternehmens, und seine Frau erwarben im Mai 2021 den Imbiss „Glückauf-Grill“ von der bisherigen Inhaber-Familie Pöppelbuß. Rund 40 Quadratmeter groß ist der Imbiss, der 1951 von Hans Pöppelbuß als „Milchverkaufsladen“ eröffnet worden war. Die Mutter von Sternekoch Frank Rosin eröffnete im Jahr 1976 dort den Glückauf-Grill, der später als Teil der Zechensiedlung unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Der Hervester Glückauf-Grill zählte zu den 50 Besten um Ruhrgebiet

Der Hervester „Glückauf-Grill“ zählte zu den fünfzig Besten im Ruhrgebiet. Bekannt wurde er vor allem durch die von Marlies Rosin (Foto mit ihrem Sohn Frank Rosin) selbstgemachte Currysoße mit Pommes und ihre Frikadellen. Die Dorstener WAZ schrieb 2008: „Ihre Pommes haben Seele“. Das Geheimnis ihres schmackhaften Erfolgs waren die drei Buchstaben CPM: Currywurst, Pommes, Mayo. Knusprig waren die Pommes, gelbgold, nicht zu salzig, nicht zu fad. Und die Currysoße wurde nach dem Original-Rezept von Marlies Rosins Schwester Regina gerührt. In dem von Henning Prinz herausgegebenen „Pommesführer Ruhr“ (2001 Erstauflage, 2011 neu aufgelegt), wird das Ruhrgebiet als das wahre Kernland der Currywurst-Bewegung bezeichnet und die  50 kultigsten Pommes-Buden wegweisend und unterhaltsam zusammengetragen. Darunter der Hervester „Glückauf-Grill“. Nach wenigen Wochen hatte sich der Pommesführer schon 10.000 Mal verkauft. Auch in anderen Büchern wurde der Hervester „Glückauf-Grill“ vorgestellt. Ein anderer Buchautor, Jon Flemming Olsen, ist durch die TV- WDR-Serie „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“ als Imbisswirt Ingo bekannt geworden. Einen Sommer lang war Olsen unterwegs, um in jedem Bundesland einmal hinter dem Tresen zu stehen, Currywürste zu schneiden, Teller zu spülen und vor allem – den Befindlichkeiten der Menschen nachzuspüren. Ob nun bei „Alles Wurscht“ in München oder vor dem „Glückauf-Grill“ in Dorsten. Seine Erfahrungen veröffentlichte er in seinem Buch „Fritten-Humboldt“, ein amüsanter kulinarischer Streifzug durch die deutsche Imbisslandschaft und zugleich ein „tragisch-komischer Fingerabdruck der Gegenwart“, zu der auch in Dorsten bis Ende 2020 auch der „Glückauf-Grill“ in Hervest gehörte. Der Autor widmete dem Glückauf-Grill ein eigenes Kapitel.

Kabel Eins-Sendung mit Frank Rosin sorgt für Ansturm auf Glückauf-Grill

800.000 Zuschauer sahen 2. Juni 2022 Frank Rosin in der Kabel Eins-Serie „Rosins Restaurants“, wie er die Wiedereröffnung des Glückauf-Grills begleitete. Bereits einen Tag später hatten Glückauf-Grill-Team alle Hände voll zu tun, das Geschäft lief überaus gut an. „Ich bin sehr dankbar, dass das Vermächtnis meiner Eltern weitergeführt wird“, sagte Rosin zu Beginn der Sendung und vermeldete „Gänsehaut“ beim Anblick des alten Glückauf-Imbisses. Dabei mussten er und Inhaber Patrick Schürhoff bei der Pächter-Suche so manche Kröte schlucken, wurden aber am Ende mit Schlemmer-Eck-Betreiber Eric Jaeger fündig und glücklich. So viel Emotionalität kam beim Fernsehpublikum an. Laut Online-Medienmagazin DWDL bewegte sich der Marktanteil der Doku-Soap von 6,3 Prozent deutlich über dem Senderdurchschnitt.

Zur Sache:
„Kommste vonne Schicht, wat schönret gibt et nich, als wie Currywurst“

Die Currywurst, d. h. deren besonders reviertypischer Vertreter CPM, neudeutsch auch als Currywurst-Pommes-Mayo, und das Ruhrgebiet sind „eine lange Liebesgeschichte“. Erfunden wurde die Currywurst 1962 in Datteln von Curry-Franz – zumindest verbürgt sich dafür Manni Breuckmann –, besungen wurde sie vom Revierbarden Herbert Grönemeyer („Kommste vonne Schicht, wat schönret gibt et nich, als wie Currywurst“), gegessen wird sie täglich von Millionen Süchtigen zwischen Lippe und Ruhr. Currywurst-Pommes-Mayo bekommen sie täglich in einer anderen Revier-Institution – der Pommesbude. Im Zusammenhang mit Pommes ist dieses Wort verbal gebräuchlich, allerdings haben die Recherchen der o. g. Autoren ergeben, dass keine Pommesbude im Ruhrgebiet tatsächlich das Wort Bude im Namen führt.

Siehe auch: Frank Rosin
Siehe auch: Rosinchen for kids
Siehe auch: Rosins Biografie
Siehe auch: Zechensiedlung Hervest-Dorsten
Siehe auch: Die Sizilianer
Siehe auch: Fleischhaus


Quellen: RTL-Presse vom 27. Juli 2015. – BILD vom 13. Jan. 2017 und 28. Nov. 2020. – WAZ vom 29. Nov. 2008. – DZ vom 26. Nov. 2020. – DZ vom 4. Juni 2022.

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