Ausländer (Essay)

In Dorsten leben mittlerweile viele Menschen aus über hundert Nationen

Impression; Foto: Wolf Stegemann

Impression; Foto: Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann – In vielen Sprachen der Welt hat das Wort „Ausländer“ (im Sinne von „Fremder“, aus dem Ausland kommend) eine negative Färbung. Ausländer bzw. Nichtdeutscher ist gemäß § 2 Absatz 1 des Aufenthaltsgesetzes jeder, der nicht Deutscher im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes ist. Demnach ist Ausländer, wer weder die deutsche Staatsangehörigkeit noch die deutsche Volkszugehörigkeit besitzt wie beispielsweise die Spätaussiedler (Statusdeutsche). Da die einbürgerungswilligen Personen mit der deutschen Volkszugehörigkeit in der Regel sofort nach der Einreise in das Bundesgebiet eingebürgert werden, bleibt im Grunde genommen nur die deutsche Staatsangehörigkeit als Unterscheidungskriterium. Die Gruppe der sich in Deutschland aufhaltenden Ausländer ist sehr verschiedenartig. Dazu gehören freizügigkeitsberechtigte EU-Bürger, Diplomaten, Arbeitnehmer und Selbständige mit einem Aufenthaltstitel, aufenthaltsberechtigte ausländische Familienangehörige, Schüler und Studenten, Touristen und Durchreisende, Asylbewerber, geduldete Ausländer, ausländische Streitkräfte sowie Personen, die sich illegal in Deutschland aufhalten.

1971 bestand ein Türke erstmals die Hauerprüfgung auf der Zeche

In den letzten 30 Jahren kamen Kriegsflüchtlinge aus Vietnam nach Dorsten, Asylbewerber aus Ländern, in denen sie verfolgt waren, Deutschstämmige aus der Sowjetunion bzw. den GUS-Staaten, Juden aus den GUS-Staaten, Aussiedler und Übersiedler. Die Grenzen zum Fremdsein sind durch den früheren Stadtdirektor, Bürgermeister und engagierten Europapolitiker Dr. Zahn von der Lippe als historischer Grenzfluss weit weg gerückt. Durch acht Partnerstädte hat Dorsten schon lange einen Platz in Europa (siehe Europa-Fahne, Ehrenplakette). Mittlerweile kann man auch in Dorsten arabisch, griechisch, chinesisch, indisch, mexikanisch, italienisch, türkisch, französisch, spanisch, jugoslawisch und mongolisch essen. 1971 hat im heutigen Stadtgebiet Dorsten erstmals ein türkischer Mitarbeiter der Wulfener Schachtanlage die Hauerprüfung bestanden. Um die hier lebenden ausländischen Bürger und Asylbewerber kümmern sich verschiedene Vereine und Einrichtungen. Der 1989 eingerichtete Ausländerbeirat ist ein Gremium des Stadtrats. Die Mitglieder werden von den Ausländern gewählt.

Proteste von Deutschen und Ausländern gegen Ausländerhass

Gastarbeiter in der Zechensiedlung in den frühen 1970er-Jahren

Gastarbeiter in Hervest – frühe 1970er-Jahre

Rund 97 Nationen sind in Dorsten vertreten. Zudem wohnen in Dorsten rund 4.200 Zuwanderer, d. s. Deutsche mit Migrationshintergrund (Spätaussiedler, Eingebürgerte). 1980 gründeten Vietnamesen in Dorsten den „Verein der Vietnamesischen Flüchtlinge“. Die türkischen Bewohner und türkisch-stämmigen Bürger haben Kulturvereine, Religionsvereine und Vereine zur sozialen Verbesserung ihrer Lebenssituation gegründet. Im gleichen Jahr fanden sieben vietnamesische Familien mit 39 Personen in Barkenberg eine neue Heimat. 1993 beteiligten sich viele Ausländer und Deutsche an einer Protestaktion gegen Ausländerhass anlässlich der Opfer des Brandanschlags in Solingen. 1990 wurden die neu erbauten Häuser für Übersiedler-Familien „An der Molkerei“ fertig gestellt. Dort konnten 136 Personen untergebracht werden (siehe Zuwanderung).

1984 erstmals „Türken-raus“-Parole in Hervest-Dorsten

789A-Ausländer-Türken rausDursun Topcu war nicht nur verärgert und enttäuscht, er war verbittert. Dazu hatte der Bergmann der Zeche Fürst Leopold im Juni 1984 allen Grund, denn unbekannte Täter hatten nachts durch Parolen darauf aufmerksam gemacht, dass er und seine Familie nach 14 Jahren in Hervest-Dorsten unerwünscht seien. „Türken raus“ hieß die Parole, die mehrfach und in gelber Farbe auf sein Auto und seine Haustür in der Burgsdorffstraße gesprüht wurde. Topcu und seine Familie waren bis dahin unbehelligt geblieben, wie andere auch. Seine drei Kinder, damals neun, sechs und vier Jahre alt, wurden in Dorsten geboren und besuchten die Agathaschule. Bei Nachbarn und Kollegen waren die Topcus beliebt und mit vielen befreundet. „Hoffentlich fängt es mit Hetzparolen jetzt nicht auch in Dorsten an wie sie in Duisburg, Berlin und Stuttgart bereits Tagesordnung sind!“ sagte Topcu 1984 vor der Presse. 1984 hatte gerade die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) landauf und landab mit Hetzparolen gegen Ausländer Werbung gemacht, auch in Dorsten. Bürgermeister Hans Lampen und die Stadtspitze schrieben an die Familie Topcu und verurteilten die Tat auf das Schärfste, in Leserbriefen erklärten sich SPD, der „Deutsch-Türkische Freundeskreis“ und Bürger mit Topcus solidarisch, die Kirchengemeinde St. Josef in Hervest-Dorsten kam finanziell für die Reinigung von Haus und Auto mit einem Aufwand von 2.000 DM auf. Die WAZ kommentierte: „Alle Dorstener sind aufgerufen, sich solidarisch mit den ausländischen Mitbürgern zu zeigen, damit solch ein Vorfall eine Ausnahme bleibt. Er muss eine Ausnahme bleiben, ansonsten kann man nur mit Angst und Schrecken in die Zukunft sehen.“
Die erste Funktionsträgerkonferenz des Stadtverbandes der Dorstener CDU stand 2008 u. a. unter dem Thema „Migranten“. Nach Expertenmeinung sei die Integrationsarbeit nicht ausreichend angepasst worden. Bürgermeister Lambert Lütkenhorst (CDU) meinte, dass in den nächsten Monaten in Dorsten daran gearbeitet werden müsse. Wichtig sei der CDU  insbesondere die Sprachkompetenz der ausländischen Mitbürger.

„Moslems raus!“-Parole – Stadtverwaltung reagierte nicht

231-muslime-deutschland-191010-540x3042013 bis Anfang 2014 war monatelang die Hetzparole „Moslems raus!“ an einem Brückenpfeiler am Kanalufer in der Nähe der Schleuse zu sehen. Die Aufschrift fiel Spaziergängern auf. Ein Dorstener wandte sich schon im Sommer 2013 an die Stadtverwaltung mit der Bitte, diese Schmiererei zu entfernen. Doch nichts geschah. Daraufhin schaltete der die „Dorstener Volkszeitung“ ein, die nichts darüber brachte, um keine Nachahmungstäter zu animieren, drängte aber die Stadtverwaltung, diese Hetzparole endlich zu entfernen. Nichts geschah. Nach Wochen die wiederholte Aufforderung der Zeitung, die Hetzparole zu entfernen. Urlaub hätte dies bislang verhindert, war aus dem Rathaus zu hören. Die Schmiererei werde jetzt aber unverzüglich entfernt. Denn, so die Stadtpressesprecherin Lisa Bauckhorn zur DZ: „Es sei bei der Verwaltung gängige Praxis, volksverhetzende Parolen oder Aufschriften, die religiöse Gefühle verletzen, sofort zu beseitigen, sobald dies im Rathaus bekannt werde.“ Die Pressesprecherin konnte nicht erklären, warum das bislang nicht geschehen ist. Diesen Vorfall kommentierte Klaus-Dieter Krause von der DZ-Redaktion am 16. Januar 2014, der ansonsten wegen seiner unkritischen Haltung gegenüber dem Rathaus bekannt ist, u. a. mit: „Dass jedoch auch im Dritten Durchgang das berechtigte Drängen, man möge endlich tätig werden, entgegen aller Zusagen ungehört verhallt, ist hochnotpeinlich … die Stadtverwaltung hat sich damit ein Armutszeugnis ausgestellt … Aber Fehler geschehen nun mal überall.“ a-Ausländer-Muter-Kind– Seit September 2012 erhalten alle aus dem Nicht-EU-Ausland kommenden Personen in Dorsten – es sind rund 2.500 Personen –, die bereits einen Aufenthaltstitel besitzen, einen neuen elektronischen Ausweis mit Chip. Darunter auch Kinder ab sechs Jahren. In diesem Ausweis sind alle Aufenthaltsmerkmale des Inhabers zusammengefasst. Diese müssen seitdem tiefer in die Tasche greifen, den der elektronische Ausweis ist teuer: Eine Niederlassungserlaubnis für Selbstständige kostet 200 statt 150 Euro, eine normale Niederlassungserlaubnis 135 statt 85 Euro. Für einen Aufenthaltstitel, der über ein Jahr hinausgeht, zahlt man künftig 110 statt vormals 60 Euro. Sozialhilfeempfänger zahlen hingegen nichts. Diese Kosten übernimmt die Stadt.

Nach Dorsten kamen 2016 weniger Flüchtlinge als im Vorjahr

Seit Ende 2016 gib es im Kreis Recklinghausen 29 neue Staatsbürger. Landrat Kay Süberkrüb überreichte ihnen im Waltroper Rathaus Anfang 2017 die Einbürgerungsurkunden. Die neuen Staatsbürger sind zwischen zwei und 53 Jahre alt, rund die Hälfte ist jünger als 30. Sie stammen aus 14 verschiedenen Herkunftsländern, darunter Ägypten, Lettland, Syrien, Türkei, Spanien und Italien. 17 von ihnen sind bereits in Deutschland geboren. In Dorsten hat die Zahl der Flüchtlinge 2016 gegenüber 2015 stark abgenommen. Es kamen nur noch 247 Flüchtlinge dazu, so dass 575 Flüchtlinge in Dorsten untergebracht sind. Im Januar 2017 standen in den 44 Unterkünften mit insgesamt 590 Plätzen 200 frei. 380 Flüchtlinge leben in privatem Wohnraum und nur 195 in städtischen Unterkünften. Um Ghettos zu vermeiden, sind diese auf das gesamte Stadtgebiet verteilt. Rhade: 5403 Deutsche, 126 Ausländer, 293 Migranten, 6 Flüchtlinge; Lembeck: 5022 Deutsche, 190 Ausländer, 346 Migranten, 40 Flüchtlinge; Deuten: 1660 Deutsche, 39 Ausländer, 97 Migranten, 14 Flüchtlinge; Wulfen: 12.689 Deutsche, 1054 Ausländer, 2440 Migranten, 171 Flüchtlinge; Hervest: 11.636 Deutsche, 1325 Ausländer, 2460 Migranten, 117 Flüchtlinge; Holsterhausen: 12.670 Deutsche, 1057 Ausländer, 1967 Migranten, 136 Flüchtlinge; Östrich: 1970 Deutsche, 41 Ausländer, 123 Migranten, 0 Flüchtlinge; Hardt: 7277 Deutsche, 278 Ausländer, 653 Migranten, 3 Flüchtlinge;
Feldmark: 7222 Deutsche, 710 Ausländer, 1283 Migranten, 29 Flüchtlinge; Altendorf-Ulfkotte: 1898 Deutsche, 88 Ausländer, 167 Migranten, 0 Flüchtlinge; Altstadt: 3634 Deutsche, 531 Ausländer, 866 Migranten, 65 Flüchtlinge.

Anfang 2018: Im Kreis Recklinghausen 23 neue Staatsbürger

Landrat Cay Süberkrüb hat im Februar 2018 in Datteln 23 Männern, Frauen und Kindern die Einbürgerungsurkunden überreicht. Fünf der neuen Staatsbürger kommen aus Datteln, sechs jeweils aus Haltern am See, Oer-Erkenschwick und Waltrop. Die neuen deutschen Staatsbürger sind zwischen 14 und 58 Jahre alt. Sie stammen aus insgesamt zehn verschiedenen Nationen, darunter Rumänien, Polen, Thailand, Iran, Mazedonien und Serbien. Zwölf sind im Kreis Recklinghausen geboren.

Zahl der Ausländer stieg 2017 auf ein neues Rekordhoch

Mitte 2017 meldete dpa, dass in NRW so viele Ausländer leben wie noch nie. Dieser Trend zeigt sich auch im Kreis Recklinghausen. Ende 2016 waren zwischen Marl und Waltrop 54.430 ausländischer Mitbürger gemeldet – weit über 1.000 mehr als im Jahr davor. Vor allem waren Menschen aus Rumänien und Syrien neu in den Kreis gekommen. Ende letzten Jahres lebten 6.400 Syrer im Kreis Recklinghausen. Damit stieg die Zahl innerhalb eines Jahres um fast 4.000 an. Die größte Gruppe ausländischer Mitbürger im Kreis sind nach wie vor die Türken mit über 25.000 Menschen. Zum Stichtag 31. Dezember 2017 lebten in Dorsten 5686 ausländische Menschen. Im Jahr davor waren es 5253. Die weiteren Zahlen: 2015 (4646), 2010 (3437), 2005 (3825), 2000 (4455), 1995 (5154), 1990 (3840).

Flüchtlingskoordinatorin Petra Kulhoff über die Situation heute

Das Arbeitsgebiet der städtische Flüchtlingskoordinatorin Petra Kulhoff ist vielfältig und breit aufgestellt. Flüchtlingen Kleidung und eine Wohnung zu beschaffen, Kinder in das deutsche Bildungssystem zu bringen und die Familien mit den nötigen Sozialleistungen zu versorgen. Mit Stand Anfang 2018 ist vieles davon erledigt. Die Notunterkünfte waren fast leer. Jetzt geht es darum, dass die Flüchtlinge Mitglieder der Stadtgesellschaft werden. Dafür müssen sie die Sprache lernen und Arbeit finden. Laut OECD-Untersuchung dauert es bis zu 20 Jahren, bis Einheimische und Zugewanderte eine ähnliche Beschäftigungsquote haben. Rund 150 Integrationslotsen betreuen Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien, was Petra Kuhlhoff koordiniert.

Integrationskosten stehen im Haushalt 2018 mit 7 Millionen Euro

Integration in der Schule (Symbolbild)

Die Kosten der Flüchtlingssituation in Dorsten stehen im Haushalt der Stadt für 2018 mit den Kosten für die Unterbringung von 550 Flüchtlingen in Höhe von 7 Millionen Euro jährlich. Davon haben 200 Flüchtlinge bzw. Asylbewerber keinen Aufenthaltsstatus und müssen abgeschoben werden, weil sie aus sicheren Drittländern kommen. Solange sie aber hier sind, muss die Stadt für deren Aufenthaltskosten aufkommen. Somit muss die Stadt aus ihren Mitteln eine Lücke von 1,7 Millionen Euro schließen. Zur Integration gehören aber noch weitere Maßnahmen und Kosten, die man weder genau beziffern noch als Integrationsmaßnahme bezeichnen kann: Teilnahme an Deutschkursen, Besuch von Kitas und Schulen, migrationsspezifische Dienste, Hausaufgabenhilfe, Schulsozialarbeit, Jugendhilfe, offener Ganztag, Leistungsgewährung, Ausländerbehörde, berufliche Qualifizierung, Integration in den Arbeitsmarkt und soziale Betreuung.

Mitarbeiter der Ausländerbehörde seit 2016 mit Schutzwesten

Im Kreis Recklinghausen tragen immer mehr Mitarbeiter der Ausländerbehörden Schutzwesten. Ende 2016 hat auch die Stadt Dorsten solche Westen gekauft. Sie sollen vor allem dann getragen werden, wenn es um Abschiebungen geht. Es handelt sich um die gleichen Westen, wie sie auch von Polizisten getragen werden. Sie können nicht mit einem Messer durchstochen werden und halten auch Pistolenschüsse ab. Die Mitarbeiter tragen die Westen unter dem Hemd. Laut Stadt handelt es sich um eine präventive Maßnahme. Bei Abschiebungen komme es immer wieder mal vor, dass Mitarbeiter bedroht werden. Die Schutzwesten kosten knapp 3.500 Euro. In Recklinghausen kommen sie schon seit fünf Jahren bei Abschiebungen zum Einsatz. Außerdem haben die Mitarbeiter der Ausländerbehörde immer Schutzhandschule und Handschellen dabei.

Jeder fünfte Bürger in Deutschland mit Migrationshintergrund

In Deutschland leben 16,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Laut Statistik ist damit jeder fünfte Bürger nach 1950 zugewandert oder hat zugewanderte Eltern. 9,7 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Rund ein Drittel ist in Deutschland geboren. 70 Prozent der Zugewanderten haben ihre Wurzeln in Europa. Die wichtigsten Herkunftsländer sind die Türkei (12,8 Prozent), Polen (11,4) und Russland (9). Die ehemaligen „Gastarbeiterländer“ Italien und Griechenland belegen mit vier und zwei Prozent die Plätze sechs und sieben (Stand 2014).

Zur Rechtslage: Alle Personen, die nicht die Staatsangehörigkeit des Landes besitzen, in dem sie leben, sind Ausländer; zu ihnen zählen also auch Staatenlose. Seit sich in der Bundesrepublik in der Mitte der 1950er Jahre Arbeitskräftemangel bemerkbar machte, wurden zunächst in Italien, dann auch in den andren Mittelmeerländern Gastarbeiter angeworben. Die Zahl der Ausländer stieg bis zum Anwerbestopp 1973 auf über 2,5 Millionen und wuchs auch danach durch Nachzug von Familienangehörigen, hohe Geburtenrate, politische Flüchtlinge (Asyl) bis auf knapp sieben Millionen (1994) oder 8,5 Prozent der Bevölkerung.
Die Rechte der ausländischen Mitbürger sind im Ausländerrecht geregelt, nach dem jeder Nichtdeutsche eine Aufenthaltserlaubnis, zur Berufstätigkeit eine Arbeitserlaubnis und zum Gewerbetreiben eine Niederlassungserlaubnis braucht. Die Integration der Ausländer blieb trotz ihres großen Anteils am Wirtschaftswunder und trotz ihres Beitrags zu Steuern und zur Sozialversicherung in Ansätzen stecken. Das lag an Sprachproblemen, Einsatz u. a. zu niedrigen Arbeiten (Hilfsarbeiter) mit schlechterer Entlohnung, geringer Anpassungswilligkeit der Arbeitsimmigranten (Ghetto-Bildung), am wachsenden Anteil von Gruppen mit anderem Glaubenshintergrund wie islamischen Türken, am Import von politischen Konflikten der Heimatländer (z. B. Türken gegen Kurden), aber auch an wachsender Fremdenfeindlichkeit in Deutschland bei abflachender Konjunktur, explodierender Arbeitslosigkeit und vieles andere im Zuge der Wiedervereinigung. Obwohl nur acht Prozent der Ausländer in den neuen Bundesländern leben, kam es dort zuerst zu gewalttätigen Ausschreitungen, die sich wie ein Flächenbrand über ganz Deutschland ausbreiteten. Massendemonstrationen und  Lichterketten dagegen zeigten, dass hinter den Anschlägen nur eine rechtsradikale Minderheit steckt. In diesem Zusammenhang machte sich auch der als überwunden geglaubte Antisemitismus wieder bemerkbar. – Wie die Bundesregierung bekannt gab, lebten Ende 2010 in der Bundesrepublik rund 87.000 Ausländer als „Geduldete“.

Siehe auch: Zuwanderung
Siehe auch:
Flüchtlinge A-Z
Siehe auch: Flüchtlinge
Siehe auch: Burkini trifft Bikini
Siehe auch: Flüchtlingsunterkünfte
Siehe auch: Flüchtlingshilfe Lembeck
Siehe auch: Flüchtlingsdorf Ruhrgebiet
Siehe auch: Kirchenasyl erfolgreich


Siehe auch:
Integration (Artikelübersicht)


Quellen:
Berthold Fehmer in DZ vom 29. August 2011. – Michael Klein „Weniger Ausländer eingebürgert als in den Vorjahren“ in DZ vom 11. April 2012.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone