Über 50 Überlebende kamen zur Gedenkfeier ins NS-Vernichtungslager
Auschwitz-Überlebende hörten am 27. Januar 2025 bei der Gedenkfeier im einstigen deutschen Vernichtungslager Auschwitz einer Rede zu. Delegationen aus 56 Ländern waren nach Polen gekommen, um zum 80. Jahrestag der Befreiung des Lagers Auschwitz-Birkenau der Opfer zu gedenken, zu denen auch etliche Dorstener und Dorstenerinnen gehörten. Deutschland war mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz vertreten. Doch das Wort hatten diejenigen, die aus der Hölle von Auschwitz von der sowjetischen Roten Armee befreit wurden. Mehr als 50 ehemalige Häftlinge aus Auschwitz-Birkenau und anderen Lagern waren dabei. Vier von ihnen hielten die zentrale Ansprache.
„Ich dachte, das ist normal: Wenn du jüdisch bist, musst du sterben“
Was diese hochbetagten Menschen erzählten, lässt einen auch mehr als 80 Jahre später noch erschauern. „Ich war genauso groß wie die deutschen Schäferhunde, ich konnte ihnen bei meiner Ankunft in Auschwitz in die Augen sehen“, erzählte die Überlebende Tova Friedman, die im Alter von fünf Jahren mit ihrer Mutter in das Lager verschleppt wurde. Das Mädchen wurde Zeugin, wie jüdische Kinder aus der Baracke nebenan in die Gaskammer geschickt wurden. „Ich dachte, das ist normal. Wenn du jüdisch bist, musst du sterben.“
Der Überlebende Leon Weintraub (99) schilderte, wie er bei der Ankunft im Lager kahl rasiert, mit brennendem Desinfektionsmittel behandelt und in Lumpen gekleidet wurde. „So nahm man uns das Menschsein. Wir waren Wegwerfgegenstände“. Wenn er heute sehe, dass in Polen und vielen anderen Ländern Menschen mit Nazi-Parolen marschierten, dann beunruhige ihn das sehr, sagte Weintraub. Sein Appell an junge Menschen: „Seid sensibel für jegliche Manifestation von Intoleranz oder Feindseligkeit gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung.“ Vor Verschwörungsmythen warnte der Auschwitz-Überlebende Marian Turski (98). „Wir sollten uns nicht scheuen, Verschwörungstheorien entgegenzutreten, wonach alles Schlechte in der Welt ein Ergebnis von Verschwörungen ist, die von nicht näher bezeichneten Gruppen in der Gesellschaft angezettelt werden, und Juden werden hier oft genannt.“
- Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau steht symbolhaft für den Holocaust und das Grauen des Nationalsozialismus. Rund 1,1 Millionen Menschen starben dort zwischen 1940 und 1945, die meisten von ihnen waren Juden. Sie wurden erschossen, in Gaskammern ermordet oder starben an Hunger und Krankheiten. Am 27. Januar 1945 erreichten sowjetische Soldaten das Lager im von der deutschen Wehrmacht besetzten Polen. Sie fanden etwa 7000 Überlebende.
Siehe auch: Juden (Artikelübersicht)
Quelle: RN (DZ) vom 2. Februar 2025