Weiland, Marianne

Einstige Dorstener Lokalpolitikerin setzte im wahren Sinne „Zeichen“

1943 in Breslau bis 2021 in Köln; Hausfrau, Pädagogin und Lokalpolitikerin, lebte in Dorsten-Wulfen, Chile, Afrika, Portugal und  Köln. – Das Ehepaar Marianne (geb. Melzer) und Willi Weiland ist in Dorsten auch nach deren Ableben ein Begriff. Willi Weiland starb 2006 und seine Frau Marianne 2021 in Köln. Beide waren kommunalpolitisch in und für die SPD aktiv, engagierte Pädagogen (u. a. Gesamtschule Wulfen) und im internationalen Schul- und Entwicklungsdienst in Chile und Ruanda unterwegs. – Als die Russen 1945 auf dem Vormarsch nach Deutschland waren, floh die Mutter mit den drei Kindern, darunter die kleine Marianne, in den Westen Deutschlands. Der Vater war im Krieg. Die Schlesien-Flüchtlinge kamen zunächst nach Diepholz. Der Vater kehrte schwer verwundet aus dem Krieg zurück. Die Atmosphäre, so erinnerte sich Marianne Weiland, war sehr belastend, der Vater autoritär und aggressiv. Marianne besuchte das Gymnasium und studierte nach dem Abitur auf der  Pädagogischen Hochschule in Köln. Hier lernte sie Willi kennen, ihren Ehemann. Gemeinsam putzen sie Universitätsräume, um ihr Studium mitzufinanzieren. Beide absolvierten das Examen. Willi erhielt eine erste Anstellung im katholischen und ländlichen Rhade, heute Stadtteil von Dorsten. Hier kamen 1967/68 und 1970 auch ihre drei Kinder zur Welt. 1973 bekam Willi eine Lehrerstelle an der Deutschen Schule in Chile, wo wenig später der Militärumsturz General Pinochets stattfand. Insgesamt fünf Jahre blieben die Weilands in Chile. In dieser Zeit bereisten sie nicht nur das Land, sondern mit einem alten Rover auch Peru, Bolivien Argentinien, Panama und Paraguay. Willi wäre gerne geblieben, aber Marianne war der Meinung, für die Schul- und Berufsbildung der Kinder sei Deutschland besser.

Nach Dorsten zurückgekehrt engagierte sie sich auch im Stadtrat

Ende 1977 kehrten sie nach Dorsten zurück. 1979 bezogen sie ihr Haus an der Barkenberger Allee 194. Marianne engagierte sich im Ortsverein der SPD, machte die Gerichtsberichterstattung für die WAZ, war bei den Falken aktiv und gab Deutschunterricht an der VHS für Flüchtlinge aus Vietnam. Dazu kam ihr Engagement in der Friedens- und Antiatomkraftbewegung. Unzählige Aktionen hat sie mit vorbereitet und mit gestaltet. Marianne Weiland, die auch kurz an der Urbanusschule in Rhade unterrichtet hatte, wurde von vielen als „starke Frau“ bezeichnet und gewürdigt. Ihr Markenzeichen war, immer in Alternativen zu denken und zu handeln. Sie gab den Schwachen und Hilfsbedürftigen eine Stimme. Im Einklang mit der Natur zu leben, war für Marianne und ihren Mann Willi nie nur ein Lippenbekenntnis. Die Sozialdemokratin aus Wulfen engagierte sich über zehn Jahre in Dorsten, unter anderem von 1984 bis zu ihrem Ausscheiden 1990 war sie sechs Jahre lang Mitglied des Rates der Stadt Dorsten und befasste sich vornehmlich mit Jugendhilfe und soziale Fragen. Als Pädagogin und Lehrerin gehörte sie von 1979 bis 1989 als stellvertretende Vertreterin der Jugendverbände in Dorsten dem Jugendhilfeausschuss an. Während ihres kommunalpolitischen Engagements arbeitete sie u. a. im Haupt- und Finanzausschuss, im Umwelt- und im Rechnungsprüfungsausschuss mit. Im Sozialausschuss übernahm sie den Vorsitz. Darüber hinaus gehörte sie dem Beirat des Gemeinschaftshauses, dem Verbandsausschuss des Wasser- und Bodenverbandes Rhaderbach/Wienbach sowie den Aufsichtsräten der Entwicklungsgesellschaft Wulfen und der Dorstener Versorgungs- und Betriebsgesellschaft mbH an.

Von Dorsten nach Portugal und nach 15 Jahren zurück nach Köln

1990 verkauften die Weilands ihr Haus in Wulfen. Marianne und Willi zogen nach Portugal. Als ihr Mann 2004 erkrankte, entschlossen sie sich 2005 nach Deutschland zurückzukehren und zogen in ihr Elternhaus in Köln. 2006 starb Willi Weiland. Marianne Weilands Kontakt mit ihren Wulfener Freunden riss nie ab. Den Rechtsschwenk der SPD macht sie nicht mit, engagiert sich fortan bei den Kölner Linken, beschäftigte sich mit fernöstlicher Religion und verschiedenen Meditationsformen.

Sie schrieb über „unsere Buchstaben und ihrem geheimnisvollen Wesen“

Noch in Portugal entstand 2003 bei Ehgart & Albohn in Fernbach-Steinwald ihr  Sachbuch „Unterm Olivenbaum – Das mediterrane Gartenjahr“. Das Buch handelt um den Garten- und Gemüseanbau in Portugal. Die Autorin beschreibt alle ihre Erfahrungen und die der Portugiesen rund ums Anpflanzen von Gemüse, Früchten und mehr. Ebenso werden monatlich zu tätigende Gartenarbeiten beschrieben. In Portugal begann sie auch an der Arbeit zum 2019 erschienen Buch „ZEICHEN und LAUTE: Vom Ursprung unserer Buchstaben und ihrem geheimnisvollen Wesen“. In dem Buch (Edition Sophien-Akademie), an dem sie jahrelang gearbeitet hatte, spürt sie die inneren Zusammenhängen der Laut-ZEICHEN der GROSSBUCHSTABEN auf und geht den entsprechenden Lauten und ihren Bedeutungen nach, gemäß Wilhelm von Humbolds Aussage: „Dass ein Zusammenhang zwischen dem Laute und dessen Bedeutung vorhanden ist, scheint gewiss; die Beschaffenheit dieses Zusammenhangs aber lässt sich selten angeben, oft nur ahnden…“ – Marianne Weiland starb 2021 in Köln und wurde auf dem Friedhof Köln-Mehrheim bestattet. Der Dorstener Ex-Industrie- und Sozialpfarrer Dr. Hans Udo Schneider, Dipl. Psychologe und Psychotherapeut, erinnerte am Grab an das Leben der Verstorbenen.


Quellen: Nachrufe SPD und Stadt Dorsten. – Novalis-Verlag. – Grabrede Dr. Hans-Udo Schneider 2021.

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