Ruge, Gerd

Neffe von Sr. Paula machte bedeutende Karriere als TV-Korrespondent

Gerd Ruge und seine Tante Tisa von der Schulenburg, 1994 in Dorsten; Foto: Wolf Stegemann

1928 in Hamburg bis 2021 in München, Fernsehjournalist. – Wenn er nach Dorsten kam, und das kam er des Öfteren, dann besuchte er auch seine Tante, Tisa Gräfin von der Schulenburg, die im Dorstener Ursulinenkloster als Sr. Paula lebte. Denn Gerd Ruge war in erster Ehe mit Frederike Gräfin von der Schulenburg verheiratet, die älteste Tochter des NS-Widerstandskämpfers Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Der bekanntlich Tisas Lieblingsbruder gewesen war. In zweiter Ehe war Ruge mit der Autorin Louis Fisher verheiratet. Beide Ehen wurden geschieden. 1949 begann er seine journalistische Laufbahn beim NWDR, wo Rundfunkreportagen aus dem Ausland zum Schwerpunkt seiner Tätigkeit wurden. Unter anderem berichtete er ab 1950 als erster westdeutscher Journalist nach dem Zweiten Weltkrieg aus Jugoslawien. Ruge war von 1956 bis 1959 der erste Korrespondent der ARD in Moskau und von 1964 bis 1969 in den Vereinigten Staaten. 1970 übernahm er die Leitung des WDR-Hauptstadtstudios in Bonn, in den Jahren 1973 bis 1976 berichtete er für die Tageszeitung „Die Welt“ aus Peking. Nach weiteren verschiedenen Funktionen beim WDR und der ARD, darunter von 1987 bis 1993 als Leiter des ARD-Studios in Moskau, ging Ruge am 1. September 1993 in den Ruhestand.

Gerda Ruge nahm auch an den „Dorstener Herbstgesprächen“ teil

1961 war er in Köln Mitbegründer der deutschen Sektion von Amnesty International. Von 1997 bis 2001 lehrte Ruge als Professor für Fernsehjournalismus an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Gemeinsam mit der Filmstiftung NRW vergabt er seit 2002 jährlich das mit 100.000 Euro dotierte Gerd-Ruge-Stipendium. 1994 nahm Ruge an den „Dorstener Herbstgesprächen“ teil, die der Deutsch-Israelische Freundeskreis Dorsten/Hod Hasharon in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum veranstaltete. In seinem Ruhestand arbeitete Ruge als freier Journalist und trat dabei besonders durch seine Reisereportagen und die Bücher hervor, die er über die Länder geschrieben hatte, in denen er als Korrespondent tätig gewesen war. Der Journalist wurde mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter das Große Bundesverdienstkreuz (2014). Gerd Ruge starb am 16. Oktober 2021 im Alter von 93 Jahren.
Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow sagte: „Gerd Ruge gehört zu den großen Reporterpersönlichkeiten der ersten Stunde. Profunde Analysen, präzise Interviews und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären, das zeichnete ihn aus.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Ruge als eine „große Journalistenlegende“. An Ruges Tochter Elisabeth, eine bekannte Lektorin und Verlegerin, schrieb er: „Wir trauern um ein journalistisches Urgestein“

Siehe auch: Tisa von der Schulenburg
Siehe auch: Dorstener Herbstgespräche
Siehe auch: Justus Frantz

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