Ostrop, Franz August

1858 nach Amerika ausgewandert, verdammte er als Priester das Tanzen

Geboren 1823 in Dorsten, gestorben als Francis A. Ostrop 1892 in Carlinville/Illinois (USA);  Priester. – Er gehörte zu denen, die in den 1840er- bis zu den 1860er-Jahren von Westfalen in die USA auswanderten. Vornehmlich waren es Bauern- und Handwerkerfamilien, die in diesen Jahren kein wirtschaftliches Auskommen mehr hatten und große Not litten. Auch viele Familien aus Dorsten und den Herrlichkeitsdörfern suchten in jenen Jahre ein besseren Leben in den jungen Staaten von Amerika.

Seine Jugendzeit verbrachte Franz August Ostrop in Dorsten, wo er den Beruf des Anstreichers erlernte. Der gefiel ihm aber nicht, so dass er auf Anraten von Familienfreunde das Handwerk aufgab und mit 21 noch die Schulen in Dorsten und Coesfeld besuchte, um die Hochschulreife zu erhalten. Mit Auszeichnung bestand er das Abitur und studierte in Münster Philosophie und Theologie. Vorlesungen besuchte er auch in Mathematik, Astronomie und Psychologie. Nach Abschluss der Studien erlitt er auf der Heimreise nach Dorsten einen schweren Unfall mit der Postkutsche, wovon er sich nur langsam erholte. Sein Vater Johannes Bernard Ostrop war Wollspinner in Dorsten, seine Mutter Anna Maria Bremer kam aus Altschermbeck. Sie heirateten 1822. Zwischendurch nahm der Sohn eine Stelle als Hauslehrer in der Familie des Grafen Schmiesing-Kersenbrock bei Osnabrück an und bewarb sich in Osnabrück für eine vakante Professur an der Realschule, in der er zwei Jahre lehrte und danach zwei weitere Jahre Direktor an der Realschule in Ibbenbüren wurde. Nach einem kurzen Besuch bei seinen Eltern in Dorsten wanderte Franz August Ostrop nach Amerika aus. Er traf am 11. November 1858 in Alton/Illinois ein, wo er ein Jahr später die Priesterweihe erhielt. Als Rektor war Father Francis A. Ostrop, wie er sich nun nannte, in der dortigen Marien-Gemeinde tätig. 1860 zerstörte ein Sturm die Kirche und viele Wohnungen, so dass Ostrop bis 1866 mit dem Kollektenreisen für den Wiederaufbau beschäftigt war. 1889 errichtete er ein dreistöckiges Schulgebäude. In Quincy/Illinois, wohin er danach versetzt wurde, baute er ebenfalls eine prachtvolle große Schule, die Bonifatiusschule. Danach verzog er 1882 nach Carlinville, wo er die Kirche seiner Gemeinde, die St. Joseph’s Catholic Church, baulich erweiterte. Auch kaufte er für die Gemeinde Baugrundstücke für ein Krankenhaus. Den Bau selbst konnte er nicht mehr verwirklichen.

Nach dem Tode des Vaters holte er Mutter und Schwester in die USA

Francis A. Ostrop, der Dorstener, war auch ein strenger Pfarrer. Was er sagte, wurde gemacht. Ganz besonders bekämpfte er mit seinen Mitteln das Tanzen und geselliges Vergnügen und versuchte, solche Lustbarkeiten in der Stadt auszurotten. Wenn er das wohl nicht ganz geschafft haben dürfte, so sollen doch etliche junge Gemeindemitglieder es künftig als Schande angesehen haben, sich einem Tanzvergnügen hinzugeben. Nach dem Tode des Vaters holte er 1866 seine Mutter und seine Schwester zu sich nach Amerika. Ostrop verfasste auch Gedichte und schrieb Bücher, Reisebeschreibungen und Novellen. Auffallend, so beschrieben ihn Gemeindeglieder, war er in allen persönlichen Dingen sehr genügsam. Franz August alias Francis. A. Ostrop starb 1892 in Carlinville. Auf dem dortigen Friedhof ist sein Grabstein noch zu sehen.
1894 erschien im Melling & Gaskins-Verlag in Alton/Illinois eine umfangreiche Ostrop-Biografie seines ehemaligen Schülers Pfarrer B. Hartmann. Im Juli 1969 erschien in einer der großen Zeitungen in Quincy ein großer Artikel über ihn, der die dortige St. Boniface School 1874 erbauen ließ. Der Artikel fängt an mit dem Satz: „Father Francis A. Ostrop was born Sept. 1st, 1823 al Dorsten, Westphalia. He came zu America 1858 …“

Siehe auch: Jakob Julius Schlickum
Siehe auch: Karl Richert
Siehe auch: Samuel Rosenheim
Siehe auch: Julius Müller
Siehe auch: Familie Eisendrath
Siehe auch: Auswanderungen (Essay)
Siehe auch: Auswanderungswellen im 19. Jh.
Siehe auch: Auswanderungen 1842 bis 1849

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