Koischwitz, Brigitte

Einst im Dorstener Künstlertreff – jetzt eigenes Theater bei Marbach

Von Wolf Stegemann – Geboren 1943 in Berlin; Malerin und Autorin. – Sie gehörte als Malerin dem Dorstener Künstlertreff an, der sich Anfang der 1980er-Jahre monatlich im Eiscafé Filippin am Dorstener Marktplatz traf. Dort tauschte sich die damals in Wulfen-Barkenberg wohnende Künstlerin mit anderen Malern und Autoren aus. Brigitte Koischwitz lebt und  arbeitet heute als freie malende und Texte vortragende Künstlerin in Bad Endbach in der Nähe von Marburg mit weiterem Wohnsitz auf Sylt, wo sie malt und eine Galerie betreibt. Anfang der 1980er-Jahre hatte sie an der Essener Folkwangschule Schauspiel und Ballet studiert und leitete in Dorsten eine private Ballettschule für Kinder und Jugendliche. Die Malerei war und ist für sie stets die Basis für neue Ideen in andern Bereichen. Dazu gehört das Schreiben. Inzwischen sind 16 Bücher erschienen. Dazu gehört auch das witzige und spritzige Vorführen von kleinen Kalamitäten des Lebens auf der Bühne. Brigitte Koischwitz präsentiert dort, regelmäßig und zu individuellen Terminen für Gruppen, ihr mittlerweile in der Region bekanntes „Ein-Frau-Theater“ mit sechzig Sitzplätzen. Auch tingelt sie durch die Lande und sammelt sich immer wieder mit Pinsel und Palette vor ihrer Staffelei in ihrer Galerie zu Neuem. Ihr Theater im 1998 eröffneten Kunst- und Kulturhaus in Bad Endbach ist zu einem kulturellen Mittelpunkt des Kneipp-Heilbades geworden ist. Allein um ihre zwei heißgeliebten Wohnsitze auszukosten, ist Brigitte Koischwitz in ständiger Bewegung. Denn das bedeutet eine Menge Begegnungen und Begebenheiten, die es lohnt, sie in humorvollen Geschichten festzuhalten. So schafft es die Autorin, Momente des Lebens in herzerfrischender Weise einzufangen. Doch es gibt auch Zeiten, da gilt es schmerzliche Situationen zu ertragen. Mit ihren Gedichten und Gedanken hat sie auch solche Stimmungen in klarer Sprache zum Ausdruck gebracht. Gekonnt ergänzt werden ihre Bücher durch eigene Bilder und Illustrationen.

Alsfelder Zeitung: „Sie live zu erleben, ist ein ganz besonderes Erlebnis“

Mit ihrem Theater tingelt Brigitte Koischwitz auch durch die Lande, tritt in vollen Sälen auf. „Tolles Weib – mit Ausstrahlung und ohne Tabus“ titelte die „Alsfelder Zeitung“ und schrieb: „Die temperamentvolle Autorin, Malerin und Schauspielerin, die Schmunzellektüre ganz eigener Art verfasst, live zu erleben, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Dicht gedrängt saß deshalb dieser Tage das Publikum im Dorfgemeinschaftshaus – darunter auch einige Männer, als Brigitte Koischwitz mit ihrem ,Einfrautheater’ gastierte. Die Gäste hingen der Künstlerin an den Lippen, denn niemand wollte ein Wort verpassen.“ Und die „Oberhessische Presse“ meinte: „Mut zum Leben vermitteln und Denkanstöße geben – das ist das Ziel der Schauspielerin, Malerin und Autorin Brigitte Koischwitz.“

Lachen und Weinen liegen oft nah beieinander

Brigitte Koischwitz, vielen Wulfenern sicher noch in guter Erinnerung, bringt alles auf den Punkt und nutzt die Macht ihrer Artikulation mit ihrer sanften und auch betonten Sprache schelmisch aus. Von sich selber sagt sie, dass sie gerne als Frau geboren wurde. Sie verkörpert ein „tolles“ und liebevolles Weib und hat eine wunderbare Ausstrahlung. Tabuthemen kennt die Autorin, Schauspielerin und Malerin nicht. Das Medium Sprache wurde ihr, so scheint es, in die Wiege gelegt, und das kostet sie nach allen Regeln der Kunst aus. Am Ende eines solchen Theaters fühlt sich jeder getröstet, weil Lachen und Weinen oft ganz dicht beieinander liegen. filtert sie doch die Gegensätze von Mann und Frau genauestens heraus und zeigt, leicht überzogen, auf die Gewohnheiten des Mannes schlechthin hin. Dabei stellt sie fest, dass Verhaltensmuster eines Mannes bundesweit das gleiche zu sein scheinen. Dann setzt sie sich aber auch mit viel Herz wieder für die Männer ein und zeigt ihre guten Seiten auf. Das positive Miteinander hat in ihrem Leben einen hohen Stellenwert. In ihre kleinen Geschichten, die auch viel aus ihrem eigenen Leben preisgeben, fließen ganz oft sinnliche Gedichte ein.

Otto-Ubbelohde-Kulturpreis für ihr Jahrzehnte währendes Engagement

Im Jahr 2013 erhielt die Ex-Dorstenerin den mit 1000 Euro vom Landkreis dotierten Otto-Ubbelohde-Preis verliehen. Damit wurde sie für „ihr Jahrzehnte währendes Engagement für das Leben auf dem Dorf und für den Landkreis“ ausgezeichnet. In zahlreichen Büchern, Gedichten, Kolumnen und als Ein-Frau-Theater stelle sie auf amüsante Art das dörfliche Leben dar. Ihre Dankesrede geriet zu einer poetischen Liebeserklärung an den Kreis und ihr Heimatdorf. „Es hat viele Momente gedauert, um zu diesem Moment zu kommen. Es ist märchenhaft“, sagte sie. Und irgendwie hat Brigitte Koischwitz dafür in den 1970er- und 80er-Jahren in Dorsten gestellt.

„Es rennt die Zeit,
rennt immer mehr,
ich renne mit,
stets hinterher!

Hab‘ mich in ihr Haar geklammert,
weil es mich so schrecklich jammert!

Wie sie vergeht:
– die Zeit –
Was eben noch weit,
ist plötzlich nah,
unweigerlich da:
– das Jetzt und zerfetzt
mich in tausend Teile!
…weil ich nur noch eile.

                                Brigitte Koischwitz

Siehe auch: Dorstener Künstlertreff 


Quellen: Alsfelder Zeitung, 23. März 2010. – „Oberhessische Presse“ vom Aug. 2013. – Künstlertreff Dorsten, Broschüre 1983. – Wolf Stegemann in RN Dorsten Okt. 1983. 

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