Josef der Heilige in Stein

Nach zwölf Jahren kehrte der Schutzpatron wieder auf den Marktplatz zurück

Die Steinfigur des Hl. Josef am Marktplatz im Licht eines Scheinwerfers; Foto: Michael Klein (DZ)

Pünktlich zu den Weihnachtstagen 2021 wurde am Marktplatz der seit Jahrzehnten belegte Standplatz des Hl. Josef wieder besetzt. Jetzt blickt er offenen Auges hoch von oben im zweiten Stockwerk des Eckhaus Gordulagasse/Markt direkt zur Agathakirche. Wilhelm Schürholz, Initiator und Eigentümer der Figur und des Hauses, begründete in seiner Rede die Blickrichtung des Heiligen mit der „Verbundenheit seines Vaters zur katholischen Kirche“. Das ergänzte ein Umstehender halblaut mit humoriger Deutung seinem Nachbarn, dass der Heilige den Eingang der Kirche im Blick hat, um zu kontrollieren, wer und wie viele da den Gottesdienst besuchen. Der 1972 verstorbene Paul Schürholz, Bürgermeister von 1948 bis 1964 und Ehrenbürger, ließ die Statue des Hl. Josef 1956 als Symbol für den erfolgten Wiederaufbau der Stadt nach der Bombardierung anbringen – aber auch zum Andenken an seinen 1955 verstorbenen Bruder Josef Schürholz. In den folgenden Jahrzehnten zerbröckelte die Figur, wurde 2009 aus Sicherheitsgründen entfernt und in der Steinmetz-Firma Krüskemper ausgelagert. Mit finanzieller Hilfe u. a. des städtischen Stadtteilbüros „Wir machen Mitte“ ließ Wilhelm Schürholz die Statue 2020 kernsanieren und sie Ende Dezember 2021 mit einer Informationstafel wieder anbringen. Eine eigens eingerichtete Beleuchtung lässt den Heiligen auch in der Dunkelheit erscheinen.
Nachdem Wilhelm Schürholz die eingeladenen und ohne Einladung hinzugekommenen Umstehenden über die Geschichte der Statue informiert hatte, bedankte sich Bürgermeister Tobias Stockhoff bei Wilhelm Schürholz für die private Initiative, dann auch gleich bei anderen Vereinen, die ähnliche Initiativen zeigten, wie zum Beispiel der vor der Agathakirche wieder aufzubauende Tisa-Brunnen. Auch freute sich der Bürgermeister, dass mit dem Hl. Josef jetzt am Marktplatz die heilige Familie wieder vereint sei. Denn im Giebel des Eckhauses Lippestraße/Markt ist die Mutter Maria mit dem Jesuskind des Künstlers Ignatius Stracke (1789-1864) auszumachen.

Mit großem körperlichen Einsatz die Steinfigur gesegnet

Zuletzt trat Agatha-Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger in Aktion, der allerdings nur die „lieben Christinnen und Christen“ begrüßte, nicht aber die erkennbaren türkischen und arabischen Dorstener, die wohl zufällig vorbeikamen und sich zu den Zuhörenden gestellt hatten. Nachdem er den vielfältigen Sinn des Heiligen und dessen Tätigkeit laut Bibel erklärte hatte, durfte bei der Einsegnung des steinernen Josefs mit Weihwasser trotz des religiösen Rituals geschmunzelt werden. Denn der Pfarrer musste sich arg verrenken, um die in etwa sieben Meter Höhe stehende Steinfigur zu treffen. Dabei hüpfte der Pfarrer mehrmals mit ausholenden Armen übers Pflaster und spritzte vergeblich das Weihwasser in die Höhe – bis er dann – getroffen oder nicht – „getroffen“ ausrief. Die Figur war gesegnet – Erlösung für ihn und die Umstehenden nach einer halben Stunde Kälte. – Danach lud Wilhelm Schürholz die bereits durchgefrorenen Gäste zu einem Umtrunk auf seine Kosten im Eiscafé des Hauses ein, an dessen Ecke nun wieder der Josef steht.

Siehe auch: Paul Schürholz
Siehe auch:
Künstlerfamilie Stracke
Siehe auch:
Stephan Rüdiger
Siehe auch:
Tobias Stockhoff
Siehe auch: Familie Schürholz

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