Christus-König-Kapelle

1933 erbaut: Ein Stück interessante Familiengeschichte am Hellweg in Hervest

Wer das letzte Stück des Hellwegs in Dorsten in nördliche Richtung geht, der bemerkt zwischen schmucken Wohnhäusern in diesem bereits sehr ländlichen Bereich von Hervest eine kleine offene Steinkapelle, eingerahmt von hohen Bäumen. Verwundert wird sich der Besucher erstmal nach einer nahen Kirche oder einem Bauernhof umsehen. Vergebens. Er sieht nur schmucke Wohnhäuser im Siedlungsstil mit gepflegten Vorgärten und Garagen. Der Steinbau mit Kupferdach hat an der Front ein Kreuz und die Fenster sind bunt verglast. Die Christus-König-Statue ist einen Meter hoch und steht auf einem Podest. Die Figur trägt die Insignien eines Königs mit Szepter und Krone sowie den Erdball mit dem Kreuz als Zeichen der Schöpfung (Reichsapfel). An der Kapellenrückwand sind so genannte Reliquien der Heiligen Justus, Lucius, Maternus und Notburga sowie die Stifterurkunde eingebaut. Auf der Vorderseite des Altars seht in großen Buchstaben „Christus – König“. Entsprechend hat dieser Begriff der Kapelle den Namen gegeben.
Interessant ist die Geschichte dieser Kapelle am Hellweg 211, denn sie hat zu tun mit einer Familie, die 1922, also vor 100 Jahren, harte Schicksalsschläge hinnehmen musste. Darüber und über die Gründe, die 1933 zum Bau der Kapelle führte, kann die heutige Mitbesitzerin der Kapelle, Walburga Papenfuß, geborene Heming, viel erzählen. Der Erbauer der Kapelle war Johannes Fischer, ein Onkel ihrer Mutter Mathilde Heitmann aus Rhade. Er kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg, war religiös und hatte stets ein kleines Gebetbuch bei sich. 1918 heiratete er Maria Lunemann und bekam zwei Söhne. „Alles in bester Ordnung“, so Walburga Papenfuß. Doch dann kam das Jahr 1922: Im Juli starb sein jüngster Sohn im Alter von zwei Jahren; im Juli seine Mutter, im August seine Frau mit 27 Jahren und im September 1925 der zweite Sohn im Alter von vier Jahren. Diese Schicksalsschläge führten dann 1933 zum Bau der Kapelle am Haus, das damals noch ein kleiner Kotten war. Geweiht wurde sie am 26. Oktober. 1934 kam die Darstellung der Sonne als Monstranz in die Kapelle (heute in der Kirche). Sie ist 63 Zentimeter hoch, die Sonne hat einen Durchmesser von 37 Zentimetern, hat 32 Goldstrahlen, 16 Spitzen, 16 Ähren, kleine und große Onyx-Steine. Angefertigt und finanziert wurde sie mit altem Goldschmuck der Familie Fischer. Die Inschrift lautet: „Jesus Christus Rex Lumen Munde salve Venite Adormus“.
Walburga Papenfuß erinnert sich an die Erzählungen ihrer Mutter und an ihr eigenes Erleben: „Seit dieser Zeit kommt alle zwei Jahre die Fronleichnamsprozession über den Hellweg und macht an unserer Station Halt. Meine Eltern haben die Kapelle immer in Ehren gehalten und entsprechend gepflegt.“ Heute sind es Maria Papenfuß und ihre Schwester. Wie auch immer. Die Christus-König-Kapelle am Hellweg in Hervest-Dorf ist nicht nur ein Stück heimischer Religionsgeschichte, sondern auch ein interessantes Stück Familiengeschichte.

Siehe auch: Bildstöcke
Siehe auch: Seikenkapelle
Siehe auch:
Tüshaus-Kapelle
Siehe auch:
Siechenkapelle
Siehe auch:
Magdalenenkapelle
Siehe auch:
Schützenkapelle Rhade
Siehe auch:
Marienkapelle in Ekel

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