Chronik der Herrlichkeit

Amtliches Geschichtsbuch der Ereignisse bis 1880 veröffentlicht

Wer umfassende und vor allem authentische Informationen über die Geschichte der Dörfer und die Geschehnisse in den Dörfern der Herrlichkeit nachlesen möchte, dem ist die vom Heimatverein Wulfen 1988 veröffentlichte „Chronik der Herrlichkeit Lembeck bis 1880“ hilfreich. In den Jahren von 1840 bis 1842 und darüber hinaus hat Amtmann Franz Brunn den Text verfasst.

Breite Palette der dargestellten Themen

TitelseiteBrunn war von 1837 bis 1841 Bürgermeister der Bürgermeistereien Lembeck und Altschermbeck und danach bis 1875 Amtmann der Ämter Lembeck und Altschermbeck. Zu den Ämtern gehörte die Herrlichkeit Lembeck mit den Dörfern Lembeck, Wulfen, Hervest, Altschermbeck, Erle, Holsterhausen und Rhade, die bis auf Erle und Altschermbeck heute Stadtteile von Dorsten sind. Was an dem 248 Seiten starken und mit Bildern, Karten und Statistiken stark angereichertem Buch besticht, ist die Authentizität, die das Redaktionsteam des Heimatvereins Wulfen unter Leitung von Paul Fliege mit Gerda Bartmann, Hermann Mergen, Günter Wettinger, Heinrich Schonebeck und Bernhard Schumacher belassen hat, auch wenn da oder dort die Schreibfehler vor allem in fremden Eigennamen, die der biedere Amtmann aus Wulfen mitunter nach Lautschrift oder nur Teile des Namens geschrieben hatte, belassen hat, wie beispielsweise bei den französischen Marschällen, die im Laufe der Jahrhunderte mit ihren Truppen die Herrlichkeit zuhauf durchquerten. Zur Authentizität gehört auch, wie der katholische Amtmann selbst zur Geschichte stand, die er aufschrieb. Beispielsweise zur Reformation, die er in die Nähe der Unsittlichkeit rückt, wenn er unter der Marginalie „Sittlichkeit“ schreibt:

„Die Sittlichkeit, obschon sie in den ersten Jahrhunderten nach Einführung des Christentums, wohl mehr durch das fromme Beispiel der ersten Glaubensapostel geweckt und durch blinden Gehorsam gegen die Gebote der Kirche unterhalten, als aus eigener Anschauung der noch nicht christlich durchgebildeten Gemüter hervorgegangen, hatte einen befriedigenden Standpunkt angenommen, hatte dennoch durch manche rohe leidenschaftliche Ausbrüche besonders während der immerwährenden Kriege und der Reformation manchen betrübenden Schlag erlitten; namentlich als die Reformatoren sich auch hier einzudrängen anfingen und mit dem alten ehrwürdigen Lehngebäude alle Achtung vor der Religion und dem Gesetze zugleich umstießen, und einige Geistliche der neuen Lehre wenigstens insgeheim anhingen und damit einen sehr ärgerlichen Lebenswandel verbanden.“

Das Buch informiert also über alle Geschehnisse in der Herrlichkeit, die sich in den damaligen Akten und Köpfen der Menschen erhalten hatten. Es sind die Kriege und Drangsale die politische Gestaltung sowie das Kirchen- und Schulwesen, die Armenpflege, die Entwicklung von Polizei und der Rechtspflege, die gewerblichen und die militärischen Verhältnisse. Ein ausführliches Stichwortregister erleichtert die Handhabung der Chronik und macht das Auffinden und Lesen von gesuchten Textstellen zum Vergnügen (siehe Brunn, Franz).


Quelle:
Franz Brunn „Chronik der Herrlichkeit Lembeck“, herausgegeben und bearbeitet vom Heimatverein Wulfen 1988, 248 Seiten.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone