Sie sind Glaubenszeugnisse und Ausdruck ländlicher Volksfrömmigkeit
Von Wolf Stegemann – Bildstöcke sind wichtige Belege einer anhaltenden wenn auch nachlassenden Volksfrömmigkeit und lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den ursprünglichen und alltäglichen Umgang mit Religion und Glauben. Kreuze und Bildstöcke laden Gläubige zum Verweilen, zur Besinnung und zur Andacht ein. Der Errichtung der Wegebilder und Hofbildstöcke lagen oft verschiedene Intentionen zugrunde: Dank für die Errettung von Krankheiten, für Überwindung von Notsituationen, für unversehrte Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft. Ein reges Wiederaufleben von Bildstocksetzungen ist in ländlichen Stadtteilen wie Rhade und Altendorf-Ulfkotte festzustellen. Ihre Aufstellung erfolgt(e) fast ausnahmslos aufgrund einer Fürbitte, eines Gelübdes oder eines Dankes.
Innenstadt: Friedhofskreuz, Mordkreuz, Kreuz am Nonnenkamp
An der Kurt-Schumacher-Straße/Ecke Brüderstraße bezeugt ein restauriertes Gedenkkreuz aus Stein die Existenz eines früheren Friedhofs der „Barmherzigen Brüder von Montabaur“, die in dem Bereich von 1887 bis 1937 die Krankenanstalt „Maria Lindenhof“ unterhalten hatten. Das Kreuz ist der letzte sichtbare Rest dieser Einrichtung, deren Gebäude Anfang der 1970er-Jahre abgerissen wurden. – Ein Mord- und Sühnekreuz befindet sich an der Stadtmauer am Westgraben am Durchgang zur Patersgasse (siehe Mordkreuz). – Das Holzkreuz am Nonnenkamp ist unscheinbar und ohne Korpus und gehörte früher zum Hof Hoffterheide-Bellendorf auf der Hardt.
Hardt: Barocke Kreuzigungsgruppe Hof Hoffterheide/Bellendorf
Am Philosophenweg/Kirchhellener Straße steht eine unter Denkmalschutz gestellte barocke Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1721 mit Jesus am Kreuz und daneben die lebensgroßen stark bewegten Figuren Maria und Apostel Johannes aus Baumberger Sandstein. Die Kreuzigungsgruppe wurde erstmals 1989 restauriert und 2001 wiederhergestellt, nachdem sie teilweise zerstört wurde. Sie gehört zum Hof Hoffterheide-Bellendorf, der in früheren Jahrhunderten um Besitz der Adelsfamilie von der Heyden-Rhynsch war. Zum Hof gehörte auch der Kreuzesbildstock an der Realschule St. Ursula, da die Ländereien des Hofes früher bis in die Stadt Dorsten und weit nach Kirchhellen hinein reichten. Die Kreuzigungsgruppe war der Schlusspunkt des alten Dorstener Prozessionswegs, der im 19. Jahrhundert jeden Sonntag gruppenweise gegangen wurde und den heute kaum noch jemand kennt. Er führte von der Stadt über den Alten Postweg und der Siechenkapelle zum Hof Hoffterheide, wo an der Kreuzigungsgruppe das Schlussgebet gesprochen wurde (siehe Kreuzigungsgruppe).
Feldmark: Alte Kreuz, Hagelkreuz, Unfallkreuz
Die Bushaltestelle „Altes Kreuz“ weist schon darauf hin, dass an der Kreuzung Barbarastraße / Zum Alten Kreuz an der Einfahrt zum Parkplatz das „Alte Kreuz“ steht. Das massive und 3,5 Meter hohe steinerne Kreuz mit Korpus steht auf einem hohen Sockel und wurde 1859 errichtet. Bei früheren Feldprozessionen war hier ein Segensaltar aufgebaut. Früher bestand der Christuskörper aus Holz, das verwitterte. Die Familie Stewing ersetzte den Korpus mit einem Bronzeduplikat. Das Original hängt in der Seitenkapelle der Johanneskirche. – Das Wegekreuz am Eingang zum Bauernhof der Familie Rexforth-Weilers an der Bochumer Straße 165 hat ein eine bewegte Zeit hinter sich. Als 1880 Josef Weilers den Hof (genannt „Bischopskotten“) erwarb, stand das Kreuz schon an der Hofeinfahrt. Es wurde um 1975 vom jetzigen Besitzer in den Hofeingang versetzt, der Christuskörper renoviert und mit einem schützenden Dach versehen. Zwischen 1945 und 1949 stand es in der ehemaligen Notkirche im Saal Maas-Timpert. – An der Bochumer Straße / Ecke Polsumer Weg steht ein Unfallkreuz, dass an einen Autofahrer erinnert, der 1997 hier ums Leben kam.
Altendorf-Ulfkotte: Etliche Kreuze am Polsumer Weg
Aus Dankbarkeit wiedererlangter Gesundheit errichtete die Familie Josten 1952 am Gildenweg ein hölzernes Wegekreuz, das ursprünglich einen Bronzekorpus trug. Seit etlichen Jahren ist dort der erste Segensaltar bei Fronleichnamsprozessionen aufgebaut. – Ebenfalls Segensstation ist das Kreuz der Familie Booke im Achterfeld 41. Es wurde 1920 aus Dankbarkeit dafür errichtet, dass der Sohn der Familie gesund aus der Kriegsgefangenschaft nach dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war. – Wenig weiter, am Hof Wulf-Schulte-Kellinghaus im Achterfeld 81, wurde 1948 ein Kreuz aufgestellt, das an die glückliche Heimkehr aus dem Krieg des einzigen Sohnes Alois Wulf erinnert. Er starb 1998. Das Kreuz wird von der Familie gepflegt. – Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 errichtete die Familie Vennebusch (Großfeld) am Polsumer Weg 87 ein schlichtes Holzkreuz mit Korpus aus Dankbarkeit, weil der Sohn aus dem Kriege zurückgekehrt war. 1950 wurde der Korpus zerstört.
Kreuze der Höfe und Familien Grümer, Paß, Föcker, Kellinghaus
Ein Doppelkreuz mit Dach der Familie Grümer steht neben einer knorrigen Esche am Polsumer Weg. – Am Hof Jörgens, Am Polsumer Weg 141, sieht man in unmittelbarer Nähe der Autobahn unter einer alten Eiche ein Wegekreuz mit Metallkorpus aus den 1970er-Jahren. – Das Kreuz am Bauernhof Paß, Alter Polsumer Weg 151, wurde 1966 aus Platzgründen vom Feldweg an die Hofeinfahrt gesetzt. – Von den Eheleuten Schulze-Erning (Hof Föcker), Am Böckenbusch 61, wurde 1961 zum Dank und in Einlösung eines Gelübdes zur Genesung der Tochter ein hohes Steinkreuz mit Christusfigur aufgestellt. Mitte der 1990er-Jahre wurde der Korpus zerstört und wieder restauriert. – Das Kreuz bei Bunzel an der Straße Im Schlatt 43a wurde von Wilfried Bunzel 1997 entworfen und als Zeichen, dass hier eine christliche Familie wohnt, aufgestellt. – An der Gräwingheide steht hinter dem Friedhof ein Kreuz am ehemaligen Bauernhof Schulte-Kellinghaus. Früher stand es an der Bochumer Straße 345 bei der Gaststätte Engel. Es wurde 1949 errichtet, weil der Sohn Heinz Engel unversehrt aus dem Krieg heimkehrte. Die Familie Kellinghaus übernahm das Kreuz, nachdem die Familie Engel aus Altendorf-Ulfkotte weggezogen war, ließ es restaurieren und an ihrem neu erbauten Wohnhaus aufstellen.
Holsterhausen: Anna-Kapelle, Marienkapelle, “Mein Jesus Barmherzigkeit”
An der Straße nach Schermbeck steht in der Nähe der Abzweigung An der Vogelstange eine kleine St. Anna-Kapelle, deren Relief von der heiligen Anna von den Größenverhältnissen sehr unpassend wirkt. Das hat seinen Grund: 1924 wurde nachts aus der Nische der Kapelle die originale Mutter Anna-Figur mit Maria auf dem Arm heimlich entfernt. Auf hinterlassenen Plakaten stand: „Du sollst nicht andere Götter neben mir haben, 2. Mose 20,3“ und „Götzendienst ist verboten, Baruch 5“. Anderntags wurde die stark beschädigte Statue rund 100 Meter weiter weg ohne Kopf wieder aufgefunden. Die angebrachte Nachbildung war etwas größer und passt daher proportional nicht so recht zur Architektur der Kapelle. Ursprünglich stand die Kapelle an der Baldurstraße am Hochufer des Hammbachs. Sie wurde erstmals 1730 von dem französischen Wandermaler Roidkin gezeichnet. 1907 erfolgten der Abbruch an der Baldurstraße und der Wiederaufbau an der Schermbecker Straße.
Marienkapelle am Stillen Weg erinnert an Tod eines Kindes
Eine Marienkapelle mit Satteldach, Altartisch und einem Bildnis der Muttergottes steht seit 1951 am Stillen Weg (Hof Keller). Das Madonnenbild mit dem Jesuskind wurde nach einem Entwurf des Düsseldorfer Professors Kamps in Mosaiktechnik hergestellt. An der Stelle war früher ein Weiher, der den Kühen als Tränke diente. Die 18 Monate alte Tochter des Ehepaars Keller ertrank dort im März 1936. Die Eltern errichtete daher die Kapelle. – Am Übergang der Straße „Am Schlagheck“ und Breslauer Straße steht auf einem Altar-Podest ein Holzkreuz aus dem 19. Jahrhundert. Der Korpus aus Bronze ist künstlerisch modern ausgeführt und sichtlichen neuern Datums. Auf der Vorderseite des Altar-Podests steht: „Mein Jesus Barmherzigkeit“. – 1911 wurde der Prozessionsweg nach Haus Hagenbeck vom Gelände des Keramitwerks zum Kreskenhof (Giebing) verlegt. 1936 kam es zum Bau des heutigen Bildstocks mit der Darstellung des Erzengels Michael. – An der Hagenbecker Straße steht am Haus Kerkmann ein Holzaltar mit Ehrenbögen. 1940 erhielt die kleine Kapelle ein neues Relief mit der Darstellung des hl. Hubertus.
Wegekreuz „Im Gordon“ durch Nachbarschaft errichtet
Bevor in der St. Antonius-Kirche in Dorsten-Holsterhausen der Abschluss-Segen erteilt wird, macht die jährliche Feldprozession Station im Wohngebiet „Im Gorden“. Seit 1984 steht dort ein Wegekreuz, das mit dem Christuswort „Ich bin bei Euch“ die Menschen in der Nachbarschaft begleitet. Josef Oesing, einer der Errichtungsinitiatoren, erinnert sich: „Die Feldprozession machte früher immer Halt an der Annakapelle bei Haus Hagenbeck. Doch durch den Bau der Autobahn A 31 ist dieser Weg abgeschnitten worden. Eine neue Route wurde überlegt. Dieses Gebiet war damals Neubaugebiet, und wir haben als Nachbarschaft 1983 erstmals provisorisch einen Altar aufgebaut.“ Daraufhin entstand in der Nachbarschaft und der Pfarrgemeinde die Idee, an der Kreuzung eine feste Segensstation zu errichten. Geld dafür wurde in der Nachbarschaft gesammelt. Jedes Jahr zur Feldprozession wird die Station von den Nachbarn mit Fahnen und Blumen geschmückt.
Emmelkämper Wegeskapelle Marienboom mit der Muttergottes
Am früheren Dorfeingang von Holsterhausen (Koldenfeld/Hauptstraße) steht ein Wegkreuz, das noch heute unter dem Namen Hagelkreuz bekannt ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde es durch Militärlastwagen angefahren und stark beschädigt. Seit der Neuerrichtung steht das Kreuz der inzwischen stark befahrenen Hauptstraße zugewandt. – Am Emmelkämper Weg / Am Steinwerk steht die Segensstation Hl. Ludgerus. Josef Markfort, einst Bürgermeister von Altschermbeck, besorgte den Holzaltar, der auf den Hof Enbergs aufgestellt wurde. 1936 errichteten die Emmelkämper dann die Skulptur des hl. Ludger. Die Kosten für die Maurerarbeiten hatte Leo Duve übernommen. Ihn bewegte das Anliegen nach einem Kind, das ein Jahr später geboren wurde. Am Hof Marienboom im Emmelkamp steht eine kleine Wegeskapelle mit Sattendach und mit einer Statue der Muttergottes.
Hervest: Börgers Kreuz, Herz-Jesu-Kapelle, Christus-König-Statue
„Börgers Kreuz“ ist ein von der Kirchengemeinde errichtete uralter Bildstock mit einem Kruzifix an der Kreisstraße. „Das niedliche Kapellchen steht unter Lindenriesen, deren Baumwuzeln den Bildstock aus der senkrechten Lage heben“ (Kirchenchronik). Die Familie, die sich um den Bildstock seit jeher kümmert, gab ihm den Namen. – Im Ortsteil Orthöve bei Holtkamp (jetzt May) befindet sich die zweite Segensstation am Weg der Fronleichnamsprozession. Die Kapelle wurde 1886 als fester Backsteinbau mit eisernem Tor errichtet. Den Altar ziert eine Herz-Jesu-Statue. An der Stelle stand früher ein Holzkreuz mit Segensaltar. Das Kreuz kam später nach Lippramsdorf und bezeichnet dort die Stelle, an der ein Pilger von Blitz erschlagen worden sei soll. – Im Jahre 1793 wurde die Kapelle Schulte-Tenderich erbaut. Sie liegt unweit des Dorfes am Waldesausgang unter alten Linden, Kastanien und Akazien. Sie ist der Unbefleckten Empfängnis geweiht; gepflegt wird die Kapelle von der Familie Schulte-Tenderich. – Erbauer der Christus-König-Kapelle am Hellweg war die Familie Fischer 1933. Der Steinbau mit Kupferdach hat an der Front ein Kreuz und die Fenster sind bunt verglast. Die Christus-König-Statue ist einen Meter hoch und steht auf einem Podest. Die Figur trägt die Insignien eines Königs mit Szepter und Krone sowie den Erdball mit dem Kreuz als Zeichen der Schöpfung (Reichsapfel). An der Kapellenrückwand sind so genannte Reliquien der Heiligen Justus, Lucius, Maternus und Notburga sowie die Stifterurkunde eingebaut.
Wulfen: Pörtners Kreuz, Heiligenhäuschen, Friedhofskreuz, Marienstatue
Die Gemeinde Wulfen ist reich an älteren Bildstöcken, Heiligenhäuschen und Wegekreuzen. Eine bewegte Vergangenheit hat der Bildstock im Kahl, der im Volksmund „Pörtners Kreuz” genannt wird. Um 1830 soll das Bildwerk auf einem Kirchengrundstück in der Nähe von Pörtners Hof im Köhl errichtet worden sein. Das in Sandstein gearbeitete Relief stellt die Kreuzigungsgruppe dar. Als die Rose-Brauerei 1907 das umliegende Gelände kaufte, wurde der Bildstock abgebrochen und auf den gegenüberliegenden Kirchhof gebracht. Dort blieb er lange unbeachtet hinter dem Friedhofskreuz liegen. 1924 wurde der Bildstock zum nahe gelegenen „Brunnenkamp“ gebracht und in einer Wallhecke aufgebaut. – Ein ähnliches Bildwerk hatte früher bei der Kaplanei gestanden, wo jetzt das Kriegerdenkmal seinen Platz hat. Es wurde 1875 mit Kruzifix errichtet und im Ersten Weltkrieg beim Ausbau des Orthöver Wegs abgebrochen. Der Korpus fand am neuen Friedhofskreuz Wiederverwendung. – „Heiligenhäuschen” stehen bei Große-Kottendorf in der Bauerschaft Dimke und bei Heidermann im Wauert. Beide sind einfache, viereckige Bauwerke aus roten Ziegelsteinen mit Schieferdach und kleinen bunten Glasfensterchen an den Seiten. – Bei Große-Kottendorf steht auf einem altarförmigen Unterbau eine Mutter-Gottes-Statue. Im Sockel ist in französischer Sprache zu lesen: „Unsere liebe Frau vom guten Herzen Jesu. Genehmigt vom Hl. Vater am 7. September 1878.“ – Im Heiligenhäuschen im Wauert steht ebenfalls auf altarförmigem Unterbau eine Christus-Statue. Das Bauwerk wurde 1879 für 100 Taler errichtet.
Der Fuß Marias zertritt einer Schlange den Kopf, daneben liegt ein Apfel
An der Wienbecker Mühle stand in einer Mauernische eine Sandsteinskulptur aus dem Jahre 1791. Sie stellte die auf einer Wolke sitzende gekrönte Muttergottes dar, die das Jesuskind auf dem Arm trägt. Das Kind erhebt segnend eine Hand und hält in der anderen den Weltapfel. Da der Eigentümer die Skulptur anderweitig verwendete, steht jetzt an deren Stelle eine kleine Marienfigur aus neuerer Zeit. – Mutter-Gottes-Bildwerke stehen noch in der Bauerschaft Dimke und im Köhl. – Über den Napoleonsweg und den Dimker Leichenweg gelangt man zum ältesten Marienbildnis der Gemeinde Wulfen aus dem Jahre 1751 (Vennemann). Über den Künstler der Barockfigur ist nichts bekannt. Auf einer Sandsteinplatte am Sockel ist in verwitterter Schrift zu lesen: „Du bist ganz schön, meine Freundin, / und an dir ist kein Makel. / Gib uns Trost in Traurigkeit, / lindere unseren Schmerz. / Gib Geduld in Kreuz und Leid, / stärk unser schwaches Herz. / Anno 1751.“ – Die Marienstatue im Köhl findet man bei der alten Pastorat, früher Borgmann. In einem kleinen, verputzten Steinhäuschen, mit kreuzbewehrtem, geschwungenem Giebeldach, steht Maria auf der Erdkugel, um die sich die Schlange windet. Der Fuß Mariens zertritt der Schlange den Kopf, daneben liegt ein Apfel. Vermutlich stammt die Figur aus der Zeit, in der das neue Pfarrhaus unter Pastor Böckenhoff (1805-1847) neu erbaut wurde.
Missionskreuz am Haus Natteforth wurde mehrmals beschädigt
Am Haus Natteforth steht von alten Eichen umgeben ein steinernes Missionskreuz mit Korpus aus Hohemärker Sandstein, gestiftet von der gräflichen Familie von Merveldt 1850. Eine kleine Tafel am Fußende des Kreuzes weist auf einen 50-Tage-Ablass hin, der durch Gebete erworben werden kann. Das Kreuz wurde mehrmals beschädigt und immer wieder restauriert. – Ein Kreuz mit einem Holzgiebeldach ziert den Eingang zu einem Bauernhaus auf der Lehmkuhl. – Ähnlich ist Niens Kreuz im Köhl. In den zwanziger Jahren ist es erneuert worden. – An den Ersten Weltkrieg gemahnt das Kreuz bei Vennhofs Hof in Deuten. Die Inschrift lautet: „Ich habe Recht und Gerechtigkeit geübt, gib mich nicht denen preis, die mir Gewalt antun. Ps. 118,21. Im großen Weltkriege 1918.“
Deuten: Sandsteinfigur mit den Insignien des Zimmermanns
In Deuten findet man noch zwei Verehrungsstätten des hl. Joseph. Eine Sandsteinfigur mit den Insignien des Zimmermannes steht an der Mühle von Tüshaus in einer Mauernische. Das andere Bild befindet sich in einem kleinen Ziegelsteinhäuschen bei Helmings Hof. – Aus der neuesten Zeit stammt ein kunstvolles Kapellchen in Neu-Deuten, das nach dem Entwurf des Architekten Karl-Heinz Ferse von den Nachbarn in Gemeinschaftsarbeit gebaut wurde. Im Innern des Kapellchens steht ein in Eiche geschnitztes Mutter-Gottes-Bild, das vom Bildhauer Ratz aus Westerholt geschaffen wurde. Bei der Fronleichnamsprozession, die in jedem zweiten Jahre hier vorüberzieht, wird es als Segensstation benutzt.
Lembeck: Kreuzwegstationen, Geißelung Jesu, Schweißtuch der Veronika
Die Witwe Anna-Theodora von Westerholt zu Lembeck, die als Witwe auf St. Michaelis wohnte, hatte den Bildhauer Adolf Sasse beauftragt, einen Kreuzweg zu schaffen. Nachdem der Bildhauer vier Bildstöcke fertig gestellt hatte, starb die Auftraggeberin. Daher gab es keine weiteren Kreuzwegstationen. Bei den Sandstein-Bildstöcken handelt es sich um die Motive „Veronica reicht Jesus das Schweißtuch“, „Die Geißelung Jesu“, „Der Verrat an Jesu“ und „Das Geschehen am Ölberg“. Zu sehen sind die Bildstöcke am Holtberg (Driks Scheune), an der Kreuzung Rekener / Lippramsdorfer Straße (Hof Spiekermann), Auf der Heide am Hof Harks. Zudem wurde ein dritter Bildstock geschaffen, den die Freifrau in Auftrag gab, nachdem sie der Überlieferung nach, sich im Wald verirrt hatte und wieder herausfand. Der von Sasse geschaffene und 1927/28 aufgestellte Bildstock am Michaelisweg (Haane/Forsthövel) stellt einen Schutzengel dar, der einer Frau die Hand reicht und sie sicher über einen Steg geleitet. Auf dem Sockel steht: „Führe und leite mich auff den rechten Weg, auff das ich nicht irrig gehe.“
Steinkreuz zum Gedenken an die Todesstelle des Grafen im Wald
Im Hagen steht ein Steinkreuz, etwa. 2,80 m groß, das 1853 von der Witwe Gräfin Sophia von Merveldt zum Gedenken an den durch einen Schlaganfall an dieser Stelle am 20. Mai 1853 verstorbenen Gatten Reichsgraf Ferdinand Anton von Merveldt, errichtet wurde. Er war der erste Merveldt, der vom preußischen König in Berlin zum Erbmarschall im Fürstentum Münster ernannt worden ist. Die Witwe erwirkte über ihren Bruder, dem damaligen Mainzer Bischof Wilhelm-Emanuel Ketteler, beim Papst Pius LX. am 17. Januar 1865 für alle Christgläubigen, die unter dem Kreuz drei Vater unser beten, einen gültigen Ablass von hundert Tagen. Aus dem Sockel des Kreuzes herausgearbeitet war ursprünglich eine 60 cm große Muttergottes-Statue, die 1976 zerschlagen wurde. Die eingesammelten Bruchstücke werden im Schloss aufbewahrt. – Besitzer und Erbauer des Steinkreuzes am Hagen, Deutener Weg / Prozessionsweg ist Karl Kandzia, der das Kreuz 1965 als Dank für gesunde und unversehrte Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg und zum Gedenken an seine gefallenen Fliegerkameraden errichten ließ. Das Kreuz besteht aus schwedischem Granit mit einem Bronzekorpus, stehend auf einem Klinkersockel. Der Korpus ist entwendet worden. – Besitzer von „Pasings-Kreuz“ an der Hofeinfahrt an der Lippramsdorfer Straße ist die Familie Pasing. 1984 ist die Mutter Pasing 75 Jahre alt geworden. Als Geburtstagsgeschenk haben die Kinder für sie das Kreuz aufstellen lassen.
Rhade: Eichholz-Kreuze, hl. Josef, Hülsker Krüss, Forks-Kreuz
Bei der Neugestaltung des Urbanus-Kirchplatzes in den Jahren 1959/1960 wurden drei Eichenholz-Kreuze aufgestellt, die Aloys Rubbert gestiftet hatte. Aufgrund von Witterungseinflüssen mussten 1982 die Kreuze erneuert werden. – An der Ecke Schützenstraße/Geldener Straße steht ein Hofbildstock mit dem Bildnis des hl. Josef. Er wurde von dem Steinmetz Löchteken aus Raesfeld geschaffen und von der Familie Soggeberg/Mecking errichtet. – „Forks-Kreuz“ steht unweit der Debbingstraße. Wann diese kleine Backsteinkapelle unter alten Linden errichtet wurde, ist nicht mehr bekannt. Sie ist aber mindestens 200 Jahre alt. Schon immer diente dieser Bildstock als Prozessionsaltar und wird von der Familie Krampe-Fork gepflegt. Als im Winter 1939/40 in Rhade SS-Artillerie unter Major Espernmüller einquartiert war, haben die SS-Soldaten aufgrund ihrer kirchenfeindlichen Einstellung das religiöse Kleindenkmal stark beschädigt. – Unter uralten Eichen steht am Prozessionsweg der Feld- und Bittprozession ein Hofbildstock mit Herz-Jesu-Figur. „Hülsker-Krüüs” wird diese Andachtstätte im Rhader Volksmund genannt. Auf einem gestuften Backsteinsockel mit Altartisch erhebt sich die Herz-Jesu-Statue. Christus in langem Gewand mit reichem Faltenwurf, blickt zu dem vor ihn tretenden Betrachter herab. Mit dem linken Zeigefinger deutet er auf sein Herz. Die rechte Hand vor seiner Brust hält das Kleid auseinander und gibt so den Blick auf sein mildtätiges Herz frei. Nicht nur in der Figur, sondern auch mit der Sockelinschrift: „Heiligstes Herz Jesu ich vertraue auf dich!“ kommt die Fortdauer der Herz-Jesu-Frömmigkeit des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zum Ausdruck.
Bildstock am Stuvenberg in Rhade: Ökumenischer Treffpunkt geworden
Seit 1991 lädt am Rand der Rhader Siedlung Stuvenberg ein Bildstock zum Verweilen ein. Er entstand als Gemeinschaftswerk der Siedlergemeinschaft Stuvenberg zu deren 25-jährigem Bestehen. „Früher war hier eine richtige Drecksecke, in der Gartenabfälle abgeladen wurden“, berichtet Willi Kortenhorn. Dann hatten Thea Nondorf und Helga Schäfer die Idee, dort einen Bildstock zu errichten, was dann auch geschah. Nach und nach entstand das gemauerte und aus Fertigbetonteilen bestehende Häuschen mit der Heiligen Familie, das von Pfarrer Heinz Bruder eingesegnet wurde. Das Motiv passt zu beiden Konfessionen, denn am Stuvenberg wohnen auch viele evangelische Familien. Die Pflege des Areals übernehmen im monatlichen Wechsel zwei Familien der Siedlergemeinschaft, die 330 Mitglieder zählt (Stand 2009). Alle drei Jahre macht die Fronleichnamsprozession der Gemeinde St. Urbanus Station am Bildstock, der dann mit Fahnen und Blumen geschmückt ist. Zudem wird jedes Jahr eine Maiandacht vor dem Bildstock gefeiert.
USA-Auswanderer hinterließ am Wellbrockweg das „Bussems Krüss”
An der Einmündung Tüskerbrook/Wellbrockweg steht der Bildstock „Bussems Krüss” Nicht immer hat dieser Bildstock hier gestanden. Mit der Umlegung (Verkopplung), begonnen 1950, wurde der Bildstock versetzt. Noch im 19. Jahrhundert befanden sich hier zwei kleinere Bauernhöfe der Kötter Tüshaus und Bußmann. Als Kötter Bussem sein Anwesen verkaufte und nach Nordamerika auswanderte, ließ er mit notarieller Bekundung auf ein paar Quadratmetern, die er nicht verkaufte, zum „ewigen Gedenken an Gottes Ehre” einen Bildstock errichten. – Wo der Wellbrockweg die Erler Straße überquert, steht ein jahrhundertealter Bildstock aus Sandstein; Leyings Krüüs. Der ursprüngliche Standort befand sich in unmittelbarer Nähe des Bauernhofs Leying. – Zum Hof Ludger Heßling gehörend, steht an der Kreuzung Erler Straße/Hakenweg ein typischer Hofbildstock. Es war der frühere „Wemhof“, der Rhader Pfarrhof, der schon vor der Pfarrerhebung um 1489 existierte.
Ein „Roß-Krüss“ am Höfer Weg
Vor einem kleinen Mischwald errichtete 1954 die Familie Heßling aufgrund einer familiären Fürbitte und Danksagung eine Hofbildstätte. Auf einem stufenförmig gemauerten Sockel aus Sandstein und Beton befindet sich ein mächtiges Steinkreuz. Nur ein Wort „Credo“ ist auf der Sockeltafel zu lesen, was vermutlich an die Erfüllung eines Gelübdes zum Ausdruck bringt. – An der Wegkreuzung Wulderheide-/Hakenweg errichtete Johann Locker auf Wunsch von Pfarrer Karl Pohlmann, Heinrich, Franz und Heinz Nienhaus und unter Leitung von Franz Aleff eine kleine Marienkapelle mit Satteldach. Die Rückwand ziert ein Mosaik mit dem Motiv der Gottesmutter, die auf dem rechten Arm das Christuskind trägt. Darunter stehen die Worte: „Gegrüßet seist du Maria”. – An der Lembecker Straße/Ecke Erler Straße steht das „Roß-Krüss” (Foto). Auf einem gemauerten Bruchsteinsockel erhebt sich ein mächtiges weißes Kreuz mit dem Korpus. Dieses Wegekreuz hat nicht immer in der jetzigen Blickrichtung gestanden, sondern wurde mit der Fertigstellung der Umgehungsstraße abgebrochen und 1968 neu aufgebaut. Bis 1962 diente dieses Wegekreuz als Prozessionsstation und wurde von den Nachbarn Lammers, Sauer, Schwarz-Hinsken und Rubbert gepflegt. Der Landwirt Hermann Roß errichtete das Kreuz Mitte des 19. Jahrhunderts aus Dankbarkeit wegen eines gewonnenen Liegenschaftsprozesses in Rhade.
Neuer Grund/Haverkämpe: Wegekapelle zu Ehren von Christophorus
Unter knorrigen Eichen sieht man im Kreuzungsbereich Xantener Straße/Neuer Grund/Gemener Straße eine Wegekapelle, die die Nachbarschaft Neuer Grund/Haverkämpe im Jahre 1985 zu Ehren des Christusträgers Christophorus errichten ließ. – Am Haverkämper Weg liegen Haus und Hof von Willi Fischediek. In der geräumigen Obstbaum- und Gartenanlage errichtete die Familie 1959 diesen sehr massiven Hofbildstock aus Sandstein mir dem hl. Joseph, der das Jesuskind auf dem Arm trägt. – Am Kirchenzentrum St. Ewald steht an der Einmündung der Straße „Am Mühlenteich” in den Schlehenweg eine Hof- und Wegekapelle mit einer Marienfigur. Dieser Muttergottes-Bildstock wurde von der Familie Gertdenken 1963 gestiftet und erbaut.
(Kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Quellen:
Innenstadt, Feldmark und Altendorf: Britta Lange „Auf der Suche nach Wegekreuzen in unserer Gemeinde“ in Pfarrbrief St. Agatha, Nr. 7/2012. – Wulfen: Hermann-Josef Schwingenheuer „Von Bildstöcken und Wegkreuzen“ in HK 1956. – Lembeck: Peter Stachauer „Bildstöcke, Flur- und Wegekreuze in Lembeck“ in HK 1985. – Rhade: Heinz Nienhaus „Bildstöcke, Hof- und Wegekreuze in Rhade“ in HK 1992.