Bühne, Marco

Immer wieder umstrittener AfD-Lokalpolitiker: „Ich bin ein Original!“

Geboren 1964 in Bottrop, wohnhaft in Dorsten, Baumaschinenführer. – In den Jahren 2018 bis 2022 machte der AfD-Lokalpolitiker fette Schlagzeilen in der „Dorstener Zeitung“. Der damalige Ortsvereinsvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) wurde2020 erstmals  in den Rat der Stadt Dorsten gewählt und Bühne beteiligte sich dann als Kandidat seiner Partei an der Bürgermeisterwahl. In der Zeit danach überwarf er sich mit seiner Partei bzw. diese mit ihm – wie auch immer! Er war gerade drei Monate alt, da verzogen seine Eltern mit ihrem Baby Marco von Bottrop nach Wulfen, wo er mit seinen fünf Geschwistern in einer Patchwork-Familie aufwuchs. Marco Bühne besuchte die Gesamtschule Wulfen, wurde nach der Eingliederung Wulfens in die Stadt Dorstener Einwohner. Nach dem Realschulabschluss und der Lehre zum Bergmaschinenschlosser auf der Marler Zeche Auguste Victoria, zog er in den Stadtteil Hervest. Wegen gesundheitlicher Probleme ließ sich Marco Bühne zum Polier-Ausbilder umschulen. In Marl wählte das Schalke 04- und Gewerkschafts- sowie spätere AfD-Mitglied noch die SPD, auch die FDP.

Von der Unabhängigen Bürger-Partei zur neugegründeten AfD

2013 wurde er erstmals politisch aktiv, als er einer  Initiative, die mehrer tausend Bürger dazu bewegte, in einer Facebook-Kampagne ein „Freibad für Dorsten“ zu fordern. Daraus wurde aber nichts. Da Marco Bühne im Bergbau keine Zukunft sah, arbeitete er im Garten- und Landschaftsbau sowie auch im Straßenbau, machte sich 1998 selbstständig. Politisch blieb er aktiv und trat in die damals schon im Stadtrat sitzende Unabhängige Bürger-Partei (UBP) ein, deren zweiter Vorsitzender er dann wurde. Doch sein Engagement endete, wie er der Lokalzeitung sagte, „mit Wunden“. Bühne trat dann mit anderen UBP-Mitgliedern aus und schloss sich der neu gegründeten AfD an. Von der „Dorstener Zeitung“ 2020 gefragt, wie er zu dem fremdenfeindlichen Äußerungen der AfD stehe, sagte Bühne:

„Wir sind keine Nazis, hier in Dorsten gehört sicherlich keiner zum Höcke-Flügel, das kann ich ausschließen. Wir haben einen Kodex, dass wir uns vernünftig kleiden, dass wir sachlich argumentieren. Wer andere beleidigt, hat bei uns keinen Platz. Es sind viele ältere Leute, die sich an unserem Stand für unser Wahlprogramm interessieren.“

Unwirksame Strafanzeige gegen Marco Bühne

2018 wurde Bühne Stadtverbandsvorsitzender. Im Oktober 2018 sang Bühne mit AfD-Mitgliedern an einem Werbestand auf dem Marktplatz in Dorsten Lieder. Dorstener protestierten dagegen, die Polizei sah nur zu. Weniger glimpflich ging für Bühne eine AfD-Veranstaltung Ende 2018 in Borken aus, was ihm wieder Schlagzeilen einbrachte. Nach einer Parteiveranstaltung in Borken mit einem AfD-Bundestagsabgeordneten wurde Bühne vom dortigen Juso-Vorsitzenden wegen Beleidigung und Bedrohung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Münster nahm aber keine Ermittlungen gegen Bühne auf.

Als Ratsmitglied aus der AfD-Fraktion ausgetreten

Bei der Dorstener Kommunalwahl 2020 wurde die AfD mit 6,2 Prozent der Stimmen in den Rat gewählt. In der Fraktion übernahm Bühne den Vorsitz und kandidierte bei der anschließenden Bürgermeisterwahl. 1820 Bürger/innen wählten ihn, das waren 5,4 Prozent der abgegebenen Stimmen. Neun Monate später trat er aus der dreiköpfigen AfD-Fraktion mit der Begründung aus, er habe beruflich zu viel zu tun und keine Zeit für Fraktionsarbeit. Nach drei weiteren Monaten meldete er sich krank und nahm auch nicht mehr an den Ratssitzungen teil, kassierte allerdings jeden Monat die festgelegte 455 Euro-Sitzungspauschale, was ihm kritische Schlagzeilen in der „Dorstener Zeitung“ einbrachte, sonst aber aus rechtlichen Gründen keine Wirkung hatte. Redakteur Stefan Diebäcker am Ende eines Kommentars in der DZ: „Herr Bühne, es ist wirklich an der Zeit. Legen Sie ihr Ratsmandat endlich nieder!“ Er tat es nicht. Marco Bühne ist ehrenamtlicher Politiker, das Geld steht ihm zweifelsfrei zu, auch im Krankheitsfall. Ein Attest muss er nach gesetzlichen Bestimmungen nicht vorlegen. Als in der Innenstadt Dorsten im Dezember 2021 Hunderte Impfgegner auf dem Platz der Deutschen Einheit Stimmung machten und wegen Verstöße gegen die Maskenpflicht u. a. die Polizei einschritt, hatte sich ein Mann beteiligt, der nun versuchte, sich nicht zu erkennen zu geben und sich zu verdrücken, als die Polizei kam. Doch war er gut zu erkennen. Es war Marco Bühne.

Marco Bühne kehrte 2023 in die Ratsfraktion der AfD zurück

Anderthalb Jahre nach seinem Austritt kehrte Marco Bühne am 1. Januar 2023 in die AfD-Ratsfraktion zurück. Neun Monate nach der Kommunalwahl 2020, bei der die AfD drei Sitze im Dorstener Stadtrat holte, verließ Marco Bühne die Ratsfraktion und zog sich später auch als Parteichef zurück. Er blieb Parteimitglied und behielt als fraktionsloses Mitglied zwar das Ratsmandat und die Mitgliedschaft in weiteren politischen Gremien. Im Oktober 2021 nahm Bühne wieder an einer Ratssitzung teil. Laut den Sitzungsprotokollen war er 2022 bei drei von sieben Ratssitzungen anwesend. Seinen Austritt hatte Bühne ursprünglich mit seiner beruflichen Situation begründet, die keine Zeit für Fraktionsarbeit lasse. Das habe sich inzwischen etwas geändert, sagte er auf Anfrage der „Dorstener Zeitung“.

Mit Stand vom Dezember 2022 ist dies das bis dahin bewegte politische Leben des 58-jährigen Dorstener Lokalpolitikers. Rückblickend auf dieses Leben ließ er sich 2020 von der „Dorstener Zeitung“ zitieren: „Ich bin ein Original!“

Siehe auch: Alternative für Deutschland


Quellen: DZ vom 1. Nov. 2018. – DZ vom 11. März 2019. – Michael Klein in DZ vom 25. Aug. 2020. –  Stefan Diebäcker in er DZ vom 29. Jan.2022. – Foto: DZ

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