Brock, Johannes

Der Dorstener Schulrat war deutschlandweit ein angesehener Pilzkenner

1874 in Graffeln/Kreis Düren bis 1956 in Benteler/Wiedenbrück; Schulrat und Mykologe. – Besonders die Pilze des Vests haben es dem Schulrat angetan, der 1924 Leiter der Pilzberatungsstelle des Landkreises Recklinghausen wurde und einer der profiliertesten Pilzkenner war. In jahrzehntelanger Arbeit erstellte er eine „Pilzliste für das Vest Recklinghausen und seine angrenzenden Gebiete“ mit über 420 Arten und immer wieder entdeckte Johannes Brock neue Pilzarten an neuen Standorten; beispielsweise waren es 1939 vier, 1940 zehn, 1941 vier und 1942 drei neue Pilzarten. Eigentlich war Johannes Brock Schulrat in Dorsten. b-brock-johannesSein Vater war Gutsaufseher des dem Baron von Brenken gehörenden Gutes Graffeln bei Wewelsburg. Dort entdeckte er schon früh sein Interesse für Pilze, als er einmal als Kind bei der Zubereitung eines Eierpilzgerichts zusehen durfte. Er beäugte seitdem jeden Pilz nach seinen Sonderheiten, ohne ihn zu essen. Denn allzu groß war seine Sorge vor einer Pilzvergiftung. Bis zum Eintritt in das Lehrerseminar in Wahrendorf 1892 ruhte sein Interesse für Pilze, das durch die Seminarlehrer Hartmann und Stein wieder geweckt wurde. Schon bald ließ er sich ein Gericht mit 17 unterschiedlichen Pilzen zubereiten und aß es – nicht ganz ohne Sorgen für sein Leben. 1899 kam er an die Rektoratsschule in Steinheim, an das Seminar in Rüthen und zwischen 1901 und 1906 hatte er in Oberlehrer Tüffers wieder einen guten Pilzkenner an seiner Seite. 1906 kam er an das Lehrerseminar nach Dorsten und hatte anfangs wenig Zeit für Pilze. „Ernährung aus dem Walde“ linderte für manche Dorstener die Notzeit des Ersten Weltkriegs und der Jahre danach. Auch Johannes Brock folgte der Aufforderung mit Begeisterung, entdeckte er doch wieder sein Interesse für Pilze. Er erstellte eine Liste mit essbaren Pilzen. Solches geschah damals zwar überall im Reich, aber nirgends so gründlich wie es Brock im Kreis Recklinghausen tat. Deshalb wurde die Kreisverwaltung auf ihn aufmerksam.

An seinen Fachkenntnissen ließ er andere stets teilhaben

Als 1924 Schulrat Schneider starb, übernahm Seminarlehrer Brock als Schulrat den Schulaufsichtsbezirk. Brock verband in seiner Person den gesetzlich-schulischen Lehrauftrag mit seiner Naturverbundenheit und versuchte auch, seine ihm unterstellten Lehrerinnen und Lehrer dazu zu bewegen. Brock wurde Leiter der Pilzprüfstelle des Landkreises Recklinghausen. 1938 wurden 71 eingegangene schriftliche Anfragen und 62 Beantwortungen registriert, 360 Pilzarten aus 35 Sendungen, darunter 13 neue, bestimmt. 2943 stieg die Zahl der bestimmten Pilzarten auf 420 an.
Dass die Bedeutung des Schulrats Brock für die Pilzwissenschaft nicht auf das Kreisgebiet Recklinghausen beschränkt blieb, zeigte sich, als im Herbst 1942 in der Oberpfalz, im Schwarzwald, in Schlesien und in der Lüneburger Heide ein große Pilzsammelaktion mit Sammelstellen der Behörden und der NSDAP durchgeführt wurde. Pilzkenner aus allen Teilen des Reiches trafen sich, um den Behörden zu helfen, in Zeiten des Zweiten Weltkriegs wie im ersten Krieg unter dem Motto „Ernährung aus dem Walde“ die natürlichen Lebensmittelressourcen des Waldes zu nutzen. Auf einer Pilzwanderung durch den Wiener Wald im Herbst 1944 gab Professor Dr. Lohwang (Wien), der bedeutendste Pilzkenner der damaligen Ostmark (Österreich), seiner Freude über die Bekanntschaft mit Schulrat Brock Ausdruck. Nach dem Schuldienst lebte Johannes Brock in Benteler, Kreis Wiedenbrück, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Aber nicht nur die Pilze haben es ihm angetan. In Benteler veröffentlichte er einen Aufsatz über „Anzucht und Pflege des Weinstocks“. Mit Fachkenntnis gab er Ratschläge rund um den Weinstock. Sein Aufsatz endet mit der Aufforderung: „Und nun mutig ans Werk!“, denn „Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die Freude ist die Mutter der Tugenden!“
Im Jahre 1911 heiratete Johannes Brock die Lehrerin Rosina Franziska Hunecke aus Benteler (1883 bis 1959). Das Ehepaar hatte drei Kinder: Norbert Franz (1912 bis 2008), Agnes Maria (geboren 1913) und Ewald (geboren 1916, nachträglich als Ewald Jürgen standesamtlich geändert; nannte sich dann nur noch Jürgen). Norbert Franz Brock wurde ein weltweit angesehener Krebsforscher in Bielefeld und dessen Bruder Jürgen Generalintendant in Osnabrück. – Johannes Brock starb 1956.

Brocks Pilzlied

Johannes Brock dichtete nach der Melodie des Volksliedes „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein“ ein aus vielen Strophen bestehendes „Pilzlied“, das im VK Nr. 40 abgedruckt ist.

Wohlauf, die Luft weht feucht und warm durch Gottes Sommergarten!
Wir wandern heute, Arm in Arm, dahin, wo Pilze warten.
In Feld und Wald, in Wies’ und Hain, auf Bergen und in Gründen
Da können wir sie, groß und klein, zu Tausenden nun finden.
Blätterpilz, Röhrenpilz, Bauch- und Schlauch-, Korallenpilz:
Wir werden euch schon finden.

Nicht schert uns, wie viel Nährgehalt die „Schwämme“ in sich tragen,
Wenn lieblich duftend, sie nur bald uns füllen Korb und Magen.
Ein Pilzgericht frischt auf das Blut, schafft Wechsel in den Speisen;
Drum essen wir mit frohem Mut die Pilze, die da heißen,
Pfifferlinge, Ritterling, Schneck- und Por- und Trichterling,
Und wie sie weiter heißen.

Was leuchtet aus dem Wiesengrün in silberweißem Kleide? –
Der Egerling! Wir eilen hin und drehn ihn ab voll Freude.
Er bringt uns niemals Angst und Not, wenn rosa sind die Blätter;
Doch birgt in sich den sichern Tod sein giftgeschwoll’ner Vetter.
Blätter weiß, Knolle dick – Mensch, bedenke dein Geschick,
Hand ab vom gift’gen Vetter!

Siehe auch: Norbert Brock
Siehe auch: Jürgen Brock


Quellen:
Philipp Schaefer „Der Mykologe Johannes Brock, der Forscher und sein Werk“ in Vestisches Jahrbuch 1956. – Ders. „Schulrat Brock, der große Pilzkenner“ in Vestischer Kalender 1957. – Wolf Stegemann in RN vom 7. November 1997. – Angaben der Familien Dr. Brock in München und in Celle.

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