Wilkin, Maria

Wie das Leben einer 104-Jährigen in Altendorf-Ulfkotte verlief

Maria Wilkin mit Weihbischof Josef Voß 1996; Foto: privat

1896 in Altendorf bis 2000 ebd.; älteste Einwohnerin in Altendorf-Ulfkotte und zeitweise der Stadt Dorsten. – Sie erlebte das Kaiserreich, den Ersten Weltkrieg, die Notzeiten der Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und die Bundesrepublik sowie die Wiedervereinigung und den Euro. Dieses reichhaltige Leben begann als Tochter des Wegearbeiters Johann Balster. Sie wurde in einem kleinen Kotten in Altendorf geboren. In einer Zeit, in der die Rolle von Mädchen und Frauen noch auf Heim und Herd konzentriert war, war Maria Balster ein „modernes“ Mädchen, denn es war ihr vergönnt, nach der Schulzeit in den Niederlanden kochen zu lernen. 1922 heiratete sie Josef Wilkin aus der unmittelbaren Nachbarschaft am Polsumer Weg in Altendorf. Die Familie ihres Mannes war groß. Sie kam in einen Haushalt mit zehn Schwägern bzw. Schwägerinnen. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor, die sie beide überlebte. Maria Wilkin blieb lieber bei den Kindern zu Hause, sorgte für Haus und Hof und Ehemann, als dass sie ausging. Nur einmal in ihrem Leben machte sie mit ihrem Mann drei Wochen lang Urlaub – in Höxter.
Die so genannten Hausfrauennachmittage im Dorf besuchte sie 40 Jahre lang und nahm auch regelmäßig an den Gottesdiensten teil, in den letzten Jahrzehnten an den Seniorenmessen. Die Altendorferin war Mitglied der Frauengemeinschaft und der KAB. Nahezu 50 Jahre lang lebte sie mit ihrer Schwiegertochter zusammen, von der sie im Alter betreut und versorgt wurde. Maria Wilkin war eine fromme Frau. Überliefert ist ihr häufigstes Stoßgebet: „Mein Jesus, Barmherzigkeit!“ Oft betete sie laut. Der Spruch, gleichsam ihr Lebensmotto, „Lout loopen, wat löpt“ ging ihr laut ihrem Wahlspruch „So ist das Leben!“ leicht über die Lippen. Noch im hohen Alter trank sie täglich vormittags um 11 Uhr ein Gläschen Sekt, manchmal auch zwei. Als sie bereits hochbetagt war, versammelten sich an ihren Geburtstagen Verwandte, Freunde, Nachbarn und Offizielle. Man brachte ihr Ständchen. Zu ihrem 100.  Geburtstag kam auch Weihbischof  Dr. Josef Voß und gratulierte. – Ihren letzten Geburtstag, den 104., feierte sie am 21. September 2000 im Dorstener Krankenhaus. Danach verschlechterte sich ihr Lebenszustand rapide, so dass sie drei Wochen später, am 14. Oktober, starb.


Quelle: Nach Hildegard Erwig in HK 2003

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