Wibbelt, Augustin

Dichter sang und trank mit seinem Wulfener geistlichen Amtsbruder

1862 in Vorhelm (heute Ahlen) bis 1947 ebenda; Geistlicher und westfälischer Mundartdichter. – Augustin Wibbelt war den Öfteren Gast im Pfarrhaus von Wulfen. Denn der dortige Kaplan Anton Möllers war ein Studienfreund des Dichters. Dr. Augustin Wibbelt wurde als siebtes von zehn Kindern auf dem bäuerlichen Wibbelthof geboren. w-wibbelt-augustin Ab 1883 studierte er Theologie in Münster, erhielt 1888 die Priesterweihe und wurde Kaplan im niederrheinischen Moers, wo er ab 1891 plattdeutsche Beiträge im wöchentlich erschienenen Ludgerus-Blatt veröffentlichte. Weitere Stationen seines Wirkens waren Oedt und Duisburg. In Tübingen promovierte er über Joseph von Görres, ging 1906 nach Mehr bei Kleve, wo er fast dreißig Jahre lang blieb. 1935 wurde Wibbelt pensioniert und ging an den elterlichen Hof nach Vorhelm zurück, wo er 1947 starb. Für sein dichterisches Werk wurde er 1946 mit dem Annette von Droste-Hülshoff-Preis der Provinz Westfalen ausgezeichnet. Wibbelts Romane, zahlreiche Publikationen in Zeitschriften und seine standartdeutschen Veröffentlichungen erreichten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein großes Publikum. In seiner Studienzeit lernte er den Wulfener Anton Möllers (1862 bis 1936) kennen, der von 1888 bis 1893 Kaplan in Wulfen war. Mit ihm hatte sich Wibbelt angefreundet und besuchte ihn häufig in Wulfen. In seinen Lebenserinnerungen setzte Augustin Wibbelt der Herrlichkeit Lembeck und dem Wulfener Pfarrer Verspoel ein literarisches Denkmal. Auszug aus „Der versunkene Garten“, Essen 1946, Neuauflage Münster 1969:

„O, die goldenen Tage in Wulfen! Sie leuchten mir noch immer in der Seele nach wie ein verglimmendes Morgenrot. Wenn es nach Wulfen ging, so war das immer ein Festtag, für uns und für das alte Pfarrhaus, das eine Viertelstunde vom Dorf wie ein Bauernhof hinter einem Eichenwäldchen versteckt lag. Der Pfarrer selbst, liebte den Frohsinn und blühte in der studentischen Luft, die ihn in seinen alten Tagen umwehte, auf wie eine Maienrose…“

In der Herrlichkeit Lembeck viel gewandert

Wibbelt beschreibt, wie er, sein Freund und der alte Pfarrer in der Abgeschiedenheit des Pfarrhauses laut sangen. Wibbelt lässt den Pfarrer sprechen:

„Jungs, schlagt nur ordentlich drauf. Wir wohnen hinten im Kirchspiel, kein Mensch hört uns… Da brausten die Studentenlieder durch die Eichenwipfel. Der pfarrherrliche Wein übertraf seine Qualität durch eine ergiebige Quantität und hatte die Tugend, dass er nicht berauschend wirkte…“

Wibbelt und sein Wulfener Freund wanderten viel. Die Herrlichkeit bot ihnen dazu ausreichend Gelegenheit. Dabei kamen die beiden auch nach Holsterhausen und Deuten und besuchten in Lembeck auch das gräflich-merveldtsche Forsthaus Natteforth, mit dessen Bewohner, dem jungen Oberförster Paul Joly, sie sich anfreundeten und mit ihm feierten, der damals noch Junggeselle war. Kaplan Anton Möllers kam 1893 nach Zyfflich am Niederrhein und somit in die Nachbarschaft seines Freundes Augustin Wibbelt. Die bis 1975 selbstständige Gemeinde Wulfen widmete ihrem berühmt gewordenen Besucher der Jahre 1888 bis 1893 eine Straße – den Wibbeltring.

Werke: Der Gedichtband „Mäten-Geitlink“ (hochdeutsch Märzamsel) gilt als sein wichtigstes Werk. Noch bis ins 21. Jahrhundert lernen Schulkinder, die längst kein Plattdeutsch mehr sprechen, sein Gedicht „Dat Pöggsken“ (das Fröschlein) auswendig. – „De Strunz“, Roman 1902. – „Der versunkene Garten. Lebenserinnerungen von Augustin Wibbelt“, Münster 1969. – „Nachlass Augustin Wibbelt. Eine Dokumentation zu Leben und Werk Augustin Wibbelts“, Warendorf. – 1981 vermachte Anne Aulike, Nichte und Erbin Wibbelts, dessen Nachlass dem Kreis Warendorf. Einige Stücke aus diesem Nachlass, darunter Möbel und Einrichtungsgegenstände, sind im Museum Abtei Liesborn ausgestellt.


Siehe auch:
Literaten, verstorben (Artikelübersicht)

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