Weihnachten Dorsten 2022

„Winterzauber“ – Alkohol ersetzte die weihnachtliche Fest-Atmosphäre

Eine Leserin der „Dorstener Zeitung“ vermisste die weihnachtliche Atmosphäre, wie sie in einem Leserbrief schrieb: „Wo ist die schöne große Tanne auf dem Dorstener Marktplatz geblieben, Symbol für die Advents- und Weihnachtszeit? Jahrelang hat sie diese Zeit eingeläutet, immer wieder mit neuer großer Tanne. Wurde sie dem Konsum geopfert? Die Eishalle hätte etwas verkürzt geplant werden können oder man hätte einen Ausschnitt auf den Grund und Boden für die Tanne geplant. Christliche Symbole einfach für den Konsum zu beseitigen, finde ich unverantwortlich. Dazu würde ich auch gerne die Meinung von Bürgermeister Stockhoff hören. Bürger werden ja nicht gefragt.“

Das sogenannte vorweihnachtliche Bürgertreffen „Winterzauber“ in der Altstadt löste 2022 die historisch seit Jahrhunderten stattgefundene Nikolauskirmes bzw. Nikolausmarkt sowie die Katharinenkirmes bzw. Katharinenmarkt und den „Lichterweihnachtsmarkt“ ab, da angeblich zu wenig Umsatz gemacht werde. Organisator des „Winterzaubers“ ist Hans Schuster von der Agentur „Nightaffairs“, der am 12. November 2022 den „Winterzauber“ eröffnete. Da es zu herbstlichen den sonnig-herbstlichen Temperaturen dieser Tage keinen Schnee gab, fehlte anfangs auf die winterliche Atmosphäre. Und der Zauber lag zumindest bei der Eröffnung im Alkohol. Dazu gab der Organisator bei der Eröffnung das Signal. Bis Weihnachten gibt es dort kalte und heiße Getränke, Bratwurst, Pommes und für die Ohren Musik. „Wir möchten allen Dorstenern eine Fläche zur Begegnung bieten“, betonte Organisator Hans Schuster. Eine Fläche hauptsächlich für Glühwein, aber auch für Sekt, Bier, Wein, Schnäpse und anderes. Mitunter zu Großstadtpreisen wie Currywurst mit Pommes für 7,50 Euro. Und für Kinder gibt es den Kinder-Pusch für 3,50 Euro.
Für Eisstockmastern gab es eine Premiere. Da sich der Winter noch klimatisch noch verleugnete, fanden die Wettkämpfe auf einer Kunststoffbahn statt. Im nächsten Jahr könnte es, so Hans Schuster zu der „Dorstener Zeitung“, auch wieder möglich sein, dass Kinder auf Schlittschuhen ihre Runden drehen. Die Lokalzeitung zitierte eine Besucherin, die bei der Eröffnung des „Winterzaubers“ auf dem Dorstener Marktplatz meinte: „Es gibt doch nichts Besseres als Glühwein unter dem Sternenhimmel.“ – Na dann!
Stefan Diebäcker kommentierte am 16. November in der DZ (Auszug): „Von oben betrachtet wirkt der sogenannte „Winterzauber“ etwas verstörend. Zwei Hallen nehmen den Großteil des Marktplatzes ein. Schön ist anders. Von festlicher Stimmung, wie wir sie von kleineren und manchmal auch größeren Weihnachtsmärkten kennen, kann in Dorsten keine Rede sein… Kinder (…) kommen eindeutig zu kurz. Die kleine Kunststoff-Bahn ist den Eisstockmasters vorbehalten. Die Teilnehmer spielen nicht nur, sie konsumieren auch jenseits der Bande. Der Charme früher Tage ist dafür auf der Strecke geblieben…“

Katharinen- und Nikolausmarkt abgesagt, aber nicht wegen Corona

Der letzte Donnerstag im November und der erste Donnerstag im Dezember waren über Jahrzehnte hinweg die festen Termine für den Katharinenmarkt und den Nikolausmarkt in der Altstadt. Dann kam Corona, die klassischen Märkte wurden abgesagt. Doch auch 2022 wurde diese beiden traditionellen Märkte abgesagt. Die allgemeine Begründung der Stadt: Krammärkte seien nicht mehr zeitgemäß und ein neues Konzept sei noch nicht fertig, obwohl seit 2019 darüber diskutiert wird. Das neue „Lichterfest“ und der der „Winterzauber“ seien genug, so zitiert die DZ die Stadtverwaltung.

Lang geplanter „Lichterweihnachtsmarkt“ an der Kanalbrücke abgesagt

Der für das 2. Adventwochenende 2022 (2./2. Dezember) verheißungsvoll mit Vereinen, Bläser-Ensembles und Chören auf der Hochstadenbrücke und festlich beleuchtete Schiffe auf dem Kanal seit langem geplante „Lichter-Weihnachtsmarkt“ wurde Mitte November abgesagt. Noch im Oktober hatte Sabine Fischer, Leiterin der Dorstener Stadtagentur, von ihren Ideen für den Markt am Kanal geschwärmt. Gemeinsam mit Marcus Rehagel, der unter anderem mit seiner Agentur „Terra Anno“ im Sommer den ersten Dorstener Mittelaltermarkt im Bürgerpark Maria Lindenhof organisiert hatte, hatte sie die Planungen zu diesem Zeitpunkt vorangetrieben. Doch die Durchführung der Planung scheiterte dann an den internen Abstimmungen und den ausstehenden behördlichen Genehmigungen. Der „Dorstener Zeitung“ erklärte der städtische Pressesprecher Ludger Böhne Gründe: „Die Nutzung der Kanalpromenade für eine vorab nicht zu kalkulierende Zahl von Besuchern ist nicht trivial.“ Die dort zahlreich verlegten Versorgungsleitungen sorgten dafür, dass etliche Akteure für so einen Markt ins Boot geholt und viele Sicherheitsfragen geklärt werden müssten. Dennoch habe sich bei den letzten Absprachen gezeigt, dass die noch offenen Fragen in der verbleibenden Zeit nicht vollständig zu klären seien. „Es wurde daher gemeinsam entschieden, den Lichterweihnachtsmarkt erst im nächsten Jahr stattfinden zu lassen.“

Keine Weihnachtsbeleuchtung auf der Freiheitsstraße in Holsterhausen

Die Interessengemeinschaft „Wir für Holsterhausen“ hat im Oktober 2022 in einer Online-Umfrage im erweiterten Vorstand abgestimmt und beschlossen, in diesem Jahr die Weihnachtsbeleuchtung auf der Freiheitsstraße nicht aufzuhängen, so der Vorsitzende Ralf Honsel. Der allgemeine Tenor unter den Mitgliedern sagte aus, „dass es schwer sein könnte zu erklären, wenn alle Energie sparen müssen und in Holsterhausen dekorativ die Straße beleuchtet würde“. Die Geschäftstreibenden in Holsterhausen haben bereits eine Alternative im Blick. Es werde stattdessen in diesem Jahr eine Weihnachtsaktion geben, an der sich viele Geschäfte beteiligen werden. Die Holsterhausener Kaufleute hofften so auch ohne Weihnachtsbeleuchtung auf Kundentreue und ein erfolgreiches Adventsgeschäft.

„Winterzauber“-Bilanz: Zu viel Kosten, zu wenig Umsatz

Mit dem Beginn der Festtage endete der „Winterzauber“ in Dorsten. Trotz umfangreicher öffentlicher Berichterstattung war aus Sicht des Veranstalters wirtschaftlich wenig erfolgreich. Am 11. November 2022 eröffnete der „Winterzauber“ auf dem Dorstener Marktplatz – in der Zwischenzeit sind viele Liter Glühwein getrunken und Tausende Eisstöcke geworfen worden. Damit sich der „Winterzauber“ wirtschaftlich durch mehr Umsatz selbst trägt, müssen in den nächsten Jahren mehr Glühwein getrunken und mehr Eisstöcke geworfen werden. So sieht es zumindest der Veranstalter. Der „Winterzauber“ auf dem Markt offenbarte aber auch, das Interesse einiger Bürger an kostenlosen Weihnachtsbäumen, von denen sie 14 ohne Bezahlung mitgehen haben. Weit stärker waren die Trinkgläser gefragt, erstmal mit Dorstener Weihnachtsmotiv versehen, von denen am Ende 2000 fehlten. In der „Dorstener Zeitung“ ließ sich dazu der Veranstalter Schuster zitieren: „Durch das bezahlte Pfand von drei Euro haben sie ja auch das Recht, die Gläser mitzunehmen.“ Insgesamt sei der „Winterzauber“ 2022 besonders an den Wochenenden gut angenommen worden, genau wie Gesangsveranstaltungen und Eisstock-Masters, berichtet Schuster. Was vielen vielleicht nicht klar sei, so „Winterzauber“-Mitveranstalter Schlotmann, dass diese Projekte Geld kosten, das die Sponsoren da auch „reinpumpen“, damit eben diese Veranstaltungen in der Innenstadt stattfinden können. Langfristig könne die Innenstadt nur überleben, wenn es Projekte in der Innenstadt gäbe. Außerdem ist er sich sicher: „Wenn wir es nicht machen, macht es keiner.“ – So gesprochen, diese kritische Anmerkung sei erlaubt, ist diese Behauptung nicht zu belegen.
Erinnerlich ist, dass es früher, als das Kulturamt der Stadt an der Organisation noch war, es für alle zufriedenstellende Weihnachtsmärkte und -veranstaltungen am Markt gab, die zudem eine schöne weihnachtliche Atmosphäre ausstrahlten und kein offensichtliches Umsatzstreben.

Siehe auch: Eisstockmasters
Siehe auch: Nikolauskirmes
Siehe auch: Katharinenkirmes
Siehe auch: Stadtfeste im Überblick
Siehe auch: Historische Stadtfeste (Essay)
Siehe auch: Altstadtfest und andere
Siehe auch: Weihnachtsmann
siehe auch: Adventslichterr
Siehe auch: Weihnachtsbaum


Quellen: Lilli Bona und Stefan Diebäcker in DZ vom 14. Nov. 2022. – Manu in DZ vom 15./16. Nov. 2022. – DZ vom 27. Dez. 2022; Foto: DZ.

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