Rhade – Dorfkernkonzept

Millionenschwere Umbaumaßnahmen der nächsten Jahre vorgestellt

Der Dorfkern von Dorsten-Rhade soll attraktiver werden. Bei der Konzeptvorstellung waren die Parkraum-Pläne bei Bürgern allerdings umstritten. – Das, was in den nächsten Jahren auf diesen Stadtteil zukommt, ist nicht mehr und nicht weniger eine Art „Wir machen Mitte“ in Miniatur-Ausgabe: Hatte es sich in Dorsten um die Umgestaltung der gesamten Innenstadt gehandelt, so geht es in Rhade nämlich darum, dem Dorfkern ein neues Gesicht zu geben und ihn attraktiver machen.
„Mit seinen vielfältigen historischen Strukturen“ habe das Dorf noch eine Menge mehr an Potenzial, betonte Hiltrud Lintel, Geschäftsführerin des Landschaftsarchitekturbüros „Scape“, die gemeinsam mit dem Dorstener Stadtbaurat Holger Lohse und Abteilungsleiter Bernd Lehmann (Planungsamt) am Dienstag (28.5.) im voll besetzten Carola-Martius-Haus das Konzept für den Ortskern vorstellte. Im Zuge des Dorfentwicklungs-Projektes hatte das Planungsbüro auch mit öffentlicher Beteiligung des Bürgerforums Rhade und interessierter Anwohner das umfangreiche Papier erarbeitet. „Nicht alle Wünsche und Vorschläge konnten erfüllt werden“, hießt es am Dienstag, „aber wir haben gute Kompromisslösungen gefunden“.

„Der erste Eindruck zählt“

Wichtig war den Planern eine Verknüpfung zum „Forks Busch“ und ein besseres Erscheinungsbild der Ortseingänge (Erler Straße und Lembecker Straße). „Der erste Eindruck zählt“, so Lintel. Auch die vielen und zum Teil ungeordneten Parkplätze in den kleinen Straßen der Dorfmitte würden der „Optik“ nicht guttun, meinte sie. So hat sich das Planungsbüro bei der Konzepterstellung besonders auf die Neuordnung der Verkehrssituation konzentriert – bei der künftig die Interessen von Fußgängern und Radfahrern stärker berücksichtigt werden. Das gilt vor allem beim innerdörflichen „Vorzeige-Projekt“, nämlich der Umgestaltung des Urbanusplatzes rund um die Kirche. Hier soll sich die Zahl der Parkplätze deutlich verringern.
Zudem soll der Bereich mehr Aufenthaltsqualität durch einen „einheitlichen Gestaltungskatalog“ bekommen: neue und durchgängige Pflasterung, neue Beleuchtung, Bänke, Fahrradbügel, Spielelemente, eine Außengastronomie, eine Versickerungsmulde und deutlich mehr Grün.

Herausforderung Debbingstraße

Auch die von den Planern in den Blick genommenen Straßen sollen ein anderes Aussehen erhalten: durch weitere Bäume, teils mit neuen Geh- und Radwegen, teils durch Querungshilfen, Mittelinseln, Fahrbahnverengungen und andere Maßnahmen, die den Verkehr im Dorf verlangsamen sollen. Auch die Fahrradachse durch das Dorf, die auch von Radtouristen benutzt wird, soll attraktiver werden. Besonders herausfordernd dürfte dabei die Situation in der Debbingstraße sein, wo auch der Busverkehr durchfahren muss und wo ein Höhenangleich zwischen Fahrbahn und Trottoir angestrebt wird.

Diese Maßnahmen werden Millionen Euro schwer

Dezernent Holger Lohse zeigte sich über die Finanzierung nach ersten Gesprächen mit der Bezirksregierung Münster und dem zuständigen Düsseldorfer Ministerium zuversichtlich, dass die Genehmigungsbehörden für einen Großteil der Maßnahmen die nötigen Fördermittel bewilligen werden. Keinen Zuschuss erhalten, das habe das Land schon jetzt deutlich gemacht, wird der im Konzept vorgesehene Umbau der südlichen Debbingstraße, des Schwester-Urbania-Wegs und des Fußwegs südlich der Grundschule. Die Kosten dafür will die Stadt selbst in die Hand nehmen. Auch die städtischen Eigenmittel für die Maßnahmen, die schließlich vom Land gefördert werden sollen (Kirchplatz, Urbanusstiege, Debbingstraße-Nord und Teile der Lembecker Straße) stünden, so Holger Lohse auf Nachfrage aus dem Auditorium, „seit Jahren als Komplementärmittel im Etat bereit“.

Dorstens Stadtrat soll im November 2024 beraten

Damit die Dorfkern-Pläne umgesetzt werden können, muss die Stadt den Genehmigungsbehörden ein „Integriertes Stadtentwicklungskonzept“ (ISEK) vorlegen, das derzeit bereits vorbereitet wird. Das am Dienstag vorgestellte Konzeptpapier des Düsseldorfer Planungsbüros wird zunächst den Fachbehörden, im September der Politik zur Beschlussfassung vorgelegt. Anschließend wird die Öffentlichkeit und damit auch die Bürgerschaft beteiligt. Das „ISEK Rhade“ soll dem Rat im November zur Beratung vorgelegt werden, erst danach können die Arbeiten für die jeweiligen Straßenabschnitte in Auftrag gegeben werden. Ein etwas ernüchterndes Raunen im Saal, als Bernd Lehmann den zeitlichen Rahmen bekannt gab. „Innerhalb von acht Jahren werden dann die Maßnahmen nach und nach umgesetzt.“ An erster Stelle stehen der innere Dorfkern und das Kirchengrundstück, in zweiter Priorität Erler Straße und Debbingstraße, drittens dann Lembecker Straße und Schwester-Urbania-Weg. Mittelfristig stehe bereits der Ausbau des Schlattwegs im Arbeitsprogramm der Stadt („möglicherweise in fünf Jahren“, so Lehmann), „langfristig ist schließlich die Schützenstraße an der Reihe“.
In der anschließenden Diskussion mit den Besuchern der Bürgerinformationsrunde wurden einzelne Kritikpunkte und Hinweise laut. Unter anderem regte Susanne Schönrock-Klenner von der Kirchengemeinde an, bei der Bepflanzung aus Kostengründen auf klimaresistente Bäume zu setzen. Ein Anlieger forderte die Einrichtung von digitalen Bus-Fahrplänen und befürchtete, dass die geplanten Maßnahmen im Dorfkern den Platz für künftige Veranstaltungen einschränken würden.

„Chaos und Wildparken“

Besonders umstritten war die Neukonzeption der Parkplätze. Zwar sollen laut Hiltrud Lintel (Planungsbüro) insgesamt nur insgesamt ein, zwei Parkplätze wegfallen, weil auch neue Stellplätze hinzukommen – aber insbesondere am Ärztehaus und am Sanitätshaus an der Debbingstraße werde die Situation problematischer werden, so ein Hinweis. „Vielleicht könnten dort Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden“, schlug die Planerin vor. Ein weiterer Bürger prognostizierte, dass die geplante Reduzierung der Parkplätze rund um die Kirche zu „Chaos und Wildparken“ führen würde. „Ich werde mich damit wohl hier vor Ort unbeliebt machen“, so Holger Lohse: „Aber wir wollen mehr Gleichberechtigung unter den Verkehrsteilnehmern, so wie es auch der neue Mobilitätsentwicklungsplan zum Ziel hat.“ Und Planerin Hiltrud Lintel wies darauf hin, dass so einige Bürger „keinen Spaß hätten, im Dorf spazieren zu gehen, da dort zu viele Autos fahren würden“.

„Zeiten haben sich geändert“

Dirk Hartwich (SPD), der sich seit mehr als 40 Jahren mit der Dorfentwicklung Rhades beschäftigt, sagte: „Wegen der wichtigen Themen Klimawandel und Verkehrswende haben sich die Zeiten geändert“. Das müsste man bei der Zielformulierung des Konzepts besser herausarbeiten: „Dann kommt man vielleicht zu einvernehmlichen Lösungen.“

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Quelle: Entnommen DZ vom 1. Juni 2024

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