Löffelholz, Josef

Die Bücher des Petrinum-Schülers wurden zu Standardwerken der Wirtschaft

1902 in Sterkrade (Oberhausen) bis 1999 in Wiesbaden; Wirtschaftswissenschaftler und wissenschaftlicher Fachbuchautor. – Im Dorstener Gymnasium Petrinum, das er bis 1922 besuchte, erhielt er sein schulisches Rüstzeug für seinen weiteren Lebens- und Berufsweg. Sein Arbeitsleben widmete er der Verständlichmachung und Zusammenstellung von Artikeln der Wirtschafts- und Bankenlehre. Von der Weimarer Republik durch das nationalsozialistische Reich bis in die ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik. Seine in Mainz gebürtigen Eltern waren Josef und Anna Löeffelholz, beide 1869 geboren.

Dissertation von Dr.  Josef Löffelholz, neu veröffentlicht 1935

Seine Doktor-Arbeit wurde 1935 veröffentlicht und 1970 neu aufgelegt

Der Dorstener Abiturient studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1932 mit einer Arbeit über die „Geschichte der Betriebswissenschaft und Betriebswirtschaftlehre“, die 1935 bei Poeschel in Stuttgart erschienen ist und in den 1970er-Jahren noch einmal als „Klassiker“ nachgedruckt wurde. Geheiratet hatte er 1935 in Dresden Loni Roloff, die 1979 mit 73 Jahren in Wiesbaden starb. Sein 1935 in Wiesbaden geborener Sohn Dr. Thomas Löffelholz trat als wissenschaftlicher Wirtschaftsjournalist (Stuttgarter Zeitung, Die Welt) in die Fußstapfen seines Vaters. Nach der Einwohnermeldekartei des Stadtarchivs Wiesbaden war Dr. Josef Löffelholz 1939 in Berlin gemeldet. Zwischen 1941 und 1944 war er als Kriegsverwaltungsrat mit der Gründung von Banken im Baltikum und Russland betraut. Das klingt jetzt sehr harmlos, ist es aber nicht. Denn man muss bedenken, in welcher Zeit, Situation und vor allem in welchem von der Wehrmacht besetzten Ländern Löffelholz tätig war. Nach Einmarsch der Wehrmacht in Litauen 1941 lebten dort etwa 220.000 Juden. Der deutsche Einmarsch war von Mord, Vergewaltigung, Plünderungen und Misshandlungen begleitet. Als Kriegsverwaltungsrat verwaltete Dr. Loeffelholz auch die Verfolgung und den Mord an Juden und anderen. Ein Kriegsverwaltungsrat (KVRat bzw. Kv.Rat) war während der Zeit des Zweiten Weltkriegs die Amtsbezeichnung für einen Beamten des höheren Dienstes der deutschen Wehrmacht. Im damaligen NS-Ranggefüge entsprach dies dem Rang eines Majors. Zu den Aufgaben eines Kriegsverwaltungsrats gehörte je nach Arbeitsgebiet die Kontrolle der Proviantämter, auch die Einziehung ziviler Frauen und Männer zur Zwangsarbeit in rückwärtigen Heeresgebieten besetzter Länder. Beim „Aufbau von Banken“ in den besetzten baltischen Staaten handelte es auch bzw. vornehmlich um konfisziertes jüdisches Vermögen, das lokal zu registrieren und abzuführen war. Von Juli 1941 bis Juli 1944 wurde in den Ghettos der baltischen Länder rund 150.000 Juden von der SS ermordet – mit Wissen und mitunter auch Beteiligung der Wehrmacht vor Ort.

In den Nachkriegsjahren seiner Verantwortung offensichtlich entzogen

1949 zog er von Waldamorbach nach Wiesbaden, dem Sitz des Gabler-Verlags. Josef Löffelholz arbeitete als Redakteur in der seit 1924 bestehenden und 1950 im Gabler Verlag Wiesbaden neugegründeten „Zeitschrift für Betriebswirtschaft“ (ZfB). In ihr wurden monatlich meist deutschsprachige Artikel publiziert, die einem doppelt-blinden Begutachtungsverfahren unterlagen. Seit 2013 heißt die Zeitschrift „Journal of Business Economics“ (JBE). Bis 1950 redigierte Löffelholz zusammen mit dem Inhaber die Zeitschrift. Als der Verleger 1950 starb, übte Löffelholz bis Ende 1951 die Redaktionsleitung alleine aus, dann wieder von 1971 bis 1977. – Dr. rer. pol. Josef Löffelholz starb 1999 im Alter von 97 Jahren.

Er bereicherte die Wirtschaftsliteratur ganz wesentlich

Das Verdienst, das sich der ehemalige Dorstener Schüler als kompetenter Wirtschaftswissenschaftler im Medienbereich erwarb, war 1950 die Einführung und Betreuung eines der „Zeitschrift für Betriebswirtschaft“ beigegebenes „Betriebswirtschaftliches Repetitorium“. Auch bereicherte Josef Löffelholz die Wirtschaftliteratur wesentlich. Ein solches Repetitorium entsprach vor 1950 infolge des großen wissenschaftlichen Fortschritts längst nicht mehr dem neuesten Stand der Wissenschaft. In Herausgeber- bzw. Autorenschaft wurden von Dr. Josef Löffelholz verlegt (kleiner Auszug): „Die Deutsche Bankwirtschaft. Ein Schulungs- und Nachschlagewerk für das deutsche Geld- und Kreditwesen Bankbetriebslehre Allgemeiner Teil: Aufgaben und Geschäfte der Kreditinstitute III. Band“ (1935). – „Die deutsche Bankwirtschaft. Band 5: Mensch und Bankbetrieb“ (1935-1938). – „Geschichte der Betriebswirtschaft und der Betriebswirtschaftslehre: Altertum, Mittelalter, Neuzeit bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts“ (1968). – „Unternehmensformen und Unternehmenszusammenschlüsse“ (1993). – „Kontrollieren und steuern mit Plankostenrechnung: Normalkostenrechnung, Plankostenrechnung, Soll-Ist-Vergleich, Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung, Kostenträgerrechnung, Gemeinkostenplan, Plankalkulation, kurzfristige Erfolgsrechnung“ (1997). – „Die Aktiengesellschaft und der Konzern : betriebswirtschaftliche Einführung in das Aktiengesetz von 1965“ (1967). – „Lohn und Arbeitsentgelt: Begriff und Bestimmung des Lohnes, der gerechte Lohn, Zeitlohn, Akkordlohn oder Stücklohn, Prämienentlohnung, Erfolgsbeteiligung der Arbeitnehmer, betriebliche Sozialleistungen“ (1967). – Die Liste ließe sich mit gut hundert weiteren Editionen verlängern. Hervorzuheben ist noch das „Banklexikon – Handwörterbuch für das Bank- und Sparkassenwesen mit Bankenverzeichnis“ (1959 hgg. mit Dr. Gerhard Müller). Die Jahreszahlen in Klammern geben eine willkürliche im Handel befindliche Ausgabe dar. Die Bücher von Josef Löffelholz wurden immer wieder neu aufgelegt. Manche erreichten bislang bis zu zehn Auflagen. Im Online-Handel werden sie bis zu 80 Euro das Stück angeboten.


Quellen: Stadtarchiv Wiesbaden. – Nachruf im „Wiesbadener Kurier“ vom 8. Dez. 1999. – Prof. Dr. Konrad Löffelholz (Sohn). – Inf. Internationale Gedenkstätte Yad Vashem. – Information Bernhard Liebisch, Berlin 2021.

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