Baydar, Davud

Er war 1969 der erste türkische Bergmann auf der Zeche in Wulfen

Geboren 1938 im Nordosten Anatoliens. – Mit 25 Jahren kam er als Gastarbeiter nach Deutschland und war der erste Türke, der ab 1969 in der Zeche Wulfen arbeitete. Erfahrungen im Bergbau brachte Davud Baydar aus der Türkei mit. Mit 15 Jahren ist er von zu Hause abgehauen, wo er Schafe hüten und untertage in einer Zeche arbeiten musste, die von einer amerikanischen Bergbaugesellschaft betrieben wurde. Nach zweijähriger Militärzeit in der türkischen Armee arbeitete er in einer Textilfabrik in Istanbul, wo er seien Frau Fatma kennenlernte. Baydars Vorgesetzter in der Textilfabrik war ein Deutscher, der ihn ermunterte, als Gastarbeiter nach Deutschland zu gehen. Nach den entsprechenden Formalitäten wie Gesundheitsuntersuchungen bekam er 1963 die Einreisepapiere nach Deutschland.

1967 in Essen, dann zurückgekehrt in die Türkei und ab 1969 in Wulfen

Davud Baydar untertage in der Zeche in Wulfen

Mit 400 Landsleuten brachte ihn ein Sonderzug von Istanbul nach München und von dort weiter nach Essen. Er kam zur Mathias Stinnes-Zeche „Rosenblumendelle“. Ein Jahr darauf holte er seine Frau nach Deutschland. 1967 wurde ihm im Zuge der Kohlekrise gekündigt. Davud Baydar musste zurück in die Türkei, kaufte sich einen Lastwagen und verdiente mit LKW-Transporten sein Geld. Im Juli 1969 schrieb ihm dann die Zeche Mathias Stinnes, dass sie türkische Bergleute für die Zeche in Wulfen suchten. Also machte er sich auf den Weg nach Wulfen, wo er der erste türkische Bergmann war. Etwas später kamen weitere Landsleute aus der Türkei. Er wohnte zuerst mit anderen in einem Haus der Gärtnerei Seeber, später  mit seiner Frau in einer Wohnung am Richtersfeld in Wulfen, wo sie zwanzig Jahre lang wohnten. Bis 1889 arbeitete er auf der Schachtanlage und vertrat sechs Jahre lang seine Kollegen im Betriebsrat der Zeche Fürst Leopold/Wulfen.

Er gründete in Dorsten den „Türkisch-Islamischen Kulturverein e. V.“

Mitte der 1970er-Jahre gründete Davut Baydar in Dorsten den „Türkisch-Islamischen Kulturverein e. V.“, der dem Dachverband der DITIB angeschlossen ist. Baydar war erster Vorsitzender des Vereins in Dorsten, der damals 170 Mitglieder hatte. Der Verein kaufte das Gebäude der alten Post am Bahnhof in Hervest-Dorsten und richtete darin eine Moschee und Aufenthaltsräume ein. Heute hat der Verein über 200 Mitglieder, darunter 25 Familien aus Wulfen. Davut und Fatma Baydar haben sechs Kinder, vier Mädchen und zwei Jungen. Sie wurden zwischen 1967 und 1983 geboren. Die Kinder gingen zuerst in den St. Matthäus-Kindergarten, dann auf die Wittenbrink-Grundschule und besuchten danach die Gesamtschule Wulfen. Zur Hausaufgabenbetreuung und zur Nachhilfe schickten die Baydars ihre Kinder zu einer Einrichtung der evangelischen Kirche. Sohn Halil spielte Fußball bei Blau-Weiß Wulfen; Hülya und Zehra spielten jahrelang Basketball beim BSV Wulfen. Die Kontakte zu den ehemaligen Mitspielerinnen bestehen bis heute. Davut Baydar heute: sagt: „Als ich damals nach Deutschland gekommen bin, habe ich gesagt: Ich verdiene hier 2000 bis 5000 DM und dann gehe ich zurück in die Türkei. Goch jetzt wohne ich schon über 45 Jahre hier. Auch meine Enkel wohnen hier. Wir wollen nicht mehr zurück. Wir fahren einmal im Jahr in die Türkei.“


Quelle: Nach Veronika Jüttemann (Hg.): „Fremde Heimat – Westfalen 1900 bis 19010“, Projekt der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 2013; Fotos dort entnommen.

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