Er löste den protestantisch gewordenen Kölner Erzbischof ab
1554 in München bis 1612 in Arnsberg; Kölner Kurfürst und Dorstener Landesherr. – Er war der Sohn von Herzog Albrecht V. von Bayern und dessen Frau Anna von Österreich und somit der Enkelsohn von Kaiser Ferdinand I. Als nachgeborener Sohn war er schon früh für den geistlichen Stand vorgesehen und dementsprechend ausgebildet. Er war bekannt für Ämterhäufung: Fürstbischof von Freising, Hildesheim, Lüttich, Bischof von Münster, Fürstabt der Reichsabteien Stablo und Malmedy und von 1583 bis 1612 Erzbischof von Köln. Dadurch war er gleichzeitig der weltliche Herrscher des Fürstentums und Landesherr der Stadt Dorsten.
Sein Vorgänger wurde abgesetzt
Die Stadt brauchte dringend seine Unterstützung, denn Ernst von Bayerns Vorgänger, Erzbischof Gebhard I. Truchsess von Waldburg, setzte das in der Reformation katholisch gebliebene Dorsten stark unter Druck, schickte mehrmals Soldaten gegen die befestigte Stadt, die sich erfolgreich verteidigte. Denn Fürstbischof Gebhard war vom katholischen Glauben abgefallen, hatte geheiratet, wollte Kurköln protestantisieren und zu einem weltlich-erblichen Fürstentum machen, was den Augsburger Religionsfrieden zu Lasten des Katholizismus stark verändert hätte. Ganz Nordwestdeutschland drohte in der Folge protestantisch zu werden. Daher wurde Gebhard vom Papst und vom Kaiser abgesetzt und die Mehrheit des Domkapitels, die gegen die Politik des Kurfürsten Widerstand geleistet hatte, wählte am 22. Mai 1583 Ernst von Bayern zum Erzbischof von Köln. Unterstützt wurde die Wahl des Domkapitels von kaiserlicher, spanischer und päpstlicher Seite. Herzog Ernst wurde auch unmittelbar nach der Wahl vom Papst bestätigt, obwohl das Konzil von Trient eine derartige Ämterhäufung strikt untersagte. Gebhard von Waldburg und seine Parteigänger gaben nicht so schnell nicht auf, sondern wehrten sich gegen die Absetzung.
Es galt, den politischen Einfluss der Bayern auszudehnen
Obwohl es in der Jugendzeit viele Skandale um Ernst von Bayern gab, galt er im katholischen Lager als geeignet, um sich dem Vordringen des Protestantismus entgegen zu stellen. Daneben ging es dem Haus Wittelsbach auch darum, die eigene Macht auszubauen. Für die Stärkung des Einflusses der Wittelsbacher im Nordwesten des Reiches war die Position des Erzbischofs von Köln von großer Bedeutung. Bereits 1577 sollte Ernst – unterstützt von Kaiser und Papst – Nachfolger des Kölner Erzbischofs Salentin von Isenburg werden, doch verlor er die Wahl gegen Gebhard I. von Waldburg. Im gleichen Jahr wurde Ernst von Bayern zum Priester geweiht.
Mit der Hilfe bayerischer und spanischer Truppen musste in harten Kämpfen während des Kurkölnischen oder Truchsessischen Krieges Gebhard I. von Waldburg aus dem Erzstift Köln und später aus dem Herzogtum Westfalen vertrieben werden. Für das Haus Wittelsbach bedeutete der Erfolg einen erheblichen Bedeutungszuwachs, besetzten doch im Kurfürstentum Köln in den folgenden 200 Jahren nur bayerische Prinzen den Thron. 1584 wurde der nunmehrige Kölner Kurfürst und Erzbischof Ernst von Bayern noch in Personalunion zum Bischof von Münster gewählt.
Ernst war ein scharfer Bekämpfer des Protestantismus
Politisch stand Ernst von Bayern fest auf kaiserlicher und spanischer Seite. Auch im Reich unterstützte er die katholische Sache, obwohl er persönlich an religiösen Dingen wenig interessiert war. In seinen Territorien bekämpfte er den Protestantismus scharf. Er förderte die Niederlassung von Jesuiten und anderer Orden und holte Kapuziner an den Rhein und nach Westfalen. In Köln wurde 1584 eine ständige päpstliche Nuntiatur eingerichtet, die sich zum Motor der Gegenreformation im Rheinland entwickelte. Im Herzogtum Westfalen begann die Gegenreformation allerdings erst unter seinem Nachfolger.
Innenpolitisch hatte er im Sinne des Absolutismus versucht, den Einfluss der Landstände zurückzudrängen. Allerdings musste er 1590 für das Erzstift wie auch für das Herzogtum Westfalen die Erblandesvereinigung von 1463, welche die kurfürstliche Macht beschränkte, bestätigen. Im Jahr 1595 erließ er für die rheinischen und westfälischen Besitzungen eine umfassende Polizeiverordnung. Auch eine Medizinalordnung als Folge einer Pestepidemie wurde 1606 erlassen. Im Jahr 1593 erfolgte eine Erneuerung der geistlichen Offizilatsgerichtsordnung.
Er war verschwenderisch, hatte Liebesaffären und eine Konkubine
Seine eigene Lebensführung entsprach nicht den katholischen Regeln und schon gar nicht denen der Gegenreformation. Ernst von Bayern war der Mathematik, Astronomie und Astrologie zugetan und förderte die Malerei und Musik. In seiner Persönlichkeit wechselten indes Zeiten leidenschaftlichen Ungestüms mit schlaffer Trägheit ab. Er war unfähig seine Vorlieben zu zügeln, verschwenderisch und neigte zu einem ausschweifenden Lebenswandel. Dazu gehörten die Völlerei, die Jagd und Liebesaffären. Erzbischof Ernst lebte als Priester mit Gertrud von Plettenberg (Bild) zusammen. Für diese ließ er in seiner Arnsberger (Neben-)Residenz das Palais Landsberger Hof errichten. Im Jahr 1595 zog er wegen der Nähe zu seiner Mätresse ganz nach Arnsberg. Zusammen mit Gertrud von Plettenberg hatte Ernst einen Sohn, Wilhelm von Bayern, der später ebenfalls die kirchliche Laufbahn einschlug und für den sein Vater Pfründen sicherte. Der Sohn wurde Fürstabt der Reichsklöster Stablo und Malmedy.
Fürstbischof Ernst starb am 17. Februar 1612 in Arnsberg. Mit großem Gepränge, so wie er es zu seinen Lebzeiten liebte, wurde er im Kölner Dom beigesetzt, wo sich sein Grab in der im Jahre 2000 neu gestalteten Wittelsbacher Gruft unter der Achskapelle im Chorumgang befindet. Politisch hatte sein Tod keine Auswirkung: fast zwei Jahrzehnte schon hatte sein Neffe Ferdinand von Bayern an seiner Stelle regiert, und Ernst von Bayern war zeitlebens ein Instrument der bayrischen Bistumspolitik geblieben (siehe Reformation/Gegenreformation; siehe Waldburg, Gebhard Truchsess von; siehe Erzbistum Köln; siehe Truchsessischer Krieg; siehe Oberstein, Graf Philipp von). – Das Gemälde oben zeigt den Herzog Ernst von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln, Gemälde von Hans Werl in der Alten Pinakothek München; das Gemälde darunter seine Geliebte Gertrud von Plettenberg.