Auswanderer 1842/49

Aus Dorsten und der Herrlichkeit in die USA: 282 Tagelöhner, Knechte, Kötter

Abschiedswinken für die Auswanderer nach Amerika

Das „Wochenblatt für den Kreis Recklinghausen“ veröffentlichte am 7. Dezember 1844 ein Inserat eines Lesers. Die Eheleute Heinrich Wehmhoff, Bäcker in Dorsten, boten ihr Wohnhaus Nr. 71 in der Recklinghäuser Straße zum Verkauf an. Zum Wohnhaus gehörten eine Scheune, das Backhaus mit Zubehör, ein Garten am Recklinghäuser Tor und einer im Blumenthal am Papenkamp sowie ein weiterer vor dem Essener Tor an der Katharinenstraße, ein Kamp am Schölzbach, Oelmühlenkamp genannt, eine Tannenpflanzung am Ölmühlenkamp sowie Ackerland und Wiese am Siechenhaus, Ackerland auf der Boddenhorst und im Stadtsfeld. Ein Bietungstermin für Häuser und Grundstücke war von Justizkommissar und Notar Geißler für den 19. Dezember 1844 angesetzt. Ob der Verkauf die erwartete Summe zur Zufriedenheit der Verkäufer einbrachte, ist nicht bekannt. Doch verkauft wurde, denn das Bäcker-Ehepaar Wehmhoff wanderte 1845 mit insgesamt sieben Personen nach Amerika aus. Sie sind ansässig geworden, wie aus einem Brief hervorgeht, den ein weiterer Auswanderer, der mit den Wehmhoffs zusammen war, verabredungsgemäß der Recklinghäuser Auswanderungsagentur Landschütz im August 1946 aus Amerika schrieb. Daraus geht hervor, dass die Wehmhoffs sich in Burlington westlich des Michigan-Sees im Staat Wisconsin niedergelassen hatten.

Meist suchten sie aus wirtschaftlicher Not ihr Glück in Amerika

Auswandererschiff “Venus von Bremen” 1847

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in Deutschland eine große Auswanderungswelle nach Amerika ein; überwiegend aus wirtschaftlichen Gründen. Die Lebensbedingungen waren in weiten Teilen Deutschlands schlecht. Die Industrialisierung hatte erst spärlich eingesetzt. Der größte Teil der Bevölkerung litt Not und konnte vom Ertrag ihrer Landwirtschaft nicht mehr leben. Natürlich hat es auch politische Gründe für das Verlassen der Heimat gegeben und auch die Abenteuerlust.  Aus dem Raum Dorsten und der Herrlichkeit Lembeck wanderten in den Jahren 1842 bis 1849 Personen bzw. Familien aus. Insgesamt waren das 282 Personen:

1842: Heinrich Kerkmann, Schreiner in Lembeck-Endeln, 1 Person. – Bernard Müncken gen. Pasing, Tagelöhner in Lembeck, 2 Personen.
1843: Bernard Kleine-Onebrinck, Färbergeselle in Lembeck, 1 Person.

Hilfe für die Auswanderer, Ulm 1860

1844: Laurenz Risse, Schuster in Dorsten, 4 Personen. – Theodor van Halle, Schneider in Dorsten, 3 Personen. – Bernard Hühnerschulte, Tagelöhner im Emmelkamp, 4 Personen. – Johann Theodor Hühnerschulte, Kötter im Emmelkamp, 4 Personen. – Adolf Holtkamp, Tagelöhner  in Altschermbeck, 2 Personen. – Johann Lüning, Ackerknecht im Emmelkamp, 1 Person. – Johann Schattmann genannt Underberg, Zimmerergeselle in Altschermbeck, 1 Person. – Albert Böhmer, Tagelöhner in Lembeck, 7 Personen. – Joseph Hoffmann, Holzschuhmacher in Altschermbeck, 1 Person. – Wilhelm Schwane, Anstreicher in Dorsten, 3 Personen. – Adolf Kleine-Horstick, Zimmermann in Lembeck, 4 Personen. – Johann Wolter, Zimmermann in Lembeck, 3 Personen. – Bernard Noendorf, Tagelöhne in Rhade, 3 Personen. – Albert Rahmann, Zeller in Erler, 7 Personen. – Bernard Seoppe , Weber in Holsterhausen, 6 Personen, Caroline Schneider, Dienstmagd in Dorsten, 1 Person. – Bernard Huckels, Kötter im Emmelkamp, 7 Personen. – Gerhart Brinkmann, Tagelöhner in Wessendorf, 4 Personen. – Wilhelm Hellenkamp, Zimmermann in Lembeck, 5 Personen. – Bernard Lansmann, Korbmacher in Lembeck, 10 Personen. – Johann Leineweber genannt Kuhlmann, Tagelöhner in Altschermbeck, 7 Personen. – Heinrich Noendorf,  Tagelöhner in Rhade, 7 Personen. – Johann Tiehoff, Schuster in Wessendorf, 6 Personen . – Bernard Bußmann, Schankwirt in Lembeck. 7 Personen. – Ortwein Schmitzlinneweber genannt Maas, Weber in Lembeck, 3 Personen. – Johann Bernard Bisthaus, Kolon in Lembeck, 4 Personen. – Johann Bernard Balster, Zimmermann in Lembeck, 5 Personen. – Anna Maria Kleine Sander, Dienstmagd in Lembeck, 1 Person. – Maria Kleine Arndt, Dienstmagd in Lembeck, 1 Person. – Heinrich Fustmann genannt Kresken (vom Kreskenhof), Zeller in Holsterhausen, 10 Personen. Andere Kresken-Familienangehörige sind bereits 1833 in die USA ausgewandert:, Bernhard Fustmann genannt Kresken und Elisabeth Kresken mit Kind Catharina Kresken (4 Jahre). – Bernard Oberwien, Tagelöhner in Rhade, 4 Personen. – Franz Schulte-Huckels, Ackerknecht in Altschermbeck, 1 Person. – Margarete Horstick, ledig in Rhade, 1 Person.

Ankunft in New York

1845: Heinrich Wehmhoff, Bäcker in Dorsten, 7 Personen. – Joseph Schwaff, Schneidermeister in Dorsten, 4 Personen. – Johann Püttmann, Maurermeister in Dorsten, 3 Personen. – Max Hemker genannt Wullenweber, Rhade, 3 Personen. – Catharina Maria Thesing genannt Heitmann, Witwe in Endeln, 7 Personen. – Theodor Höing, Tagelöhner in Rhade, 9 Personen. – Francisca Brand, Dienstmagd in Erle, 1 Person. – Johann Bente, Tagelöhner in Altschermbeck, 3 Personen. – Christina Engelkamp genannt Gante, ledig in Rhade, 1 Person.
1846: Anton Finke, ledig in Üfte, 1 Person. – Georg Finke, Ledig in Üfte, 1 Person. – Wilhelm Ritmann genannt Usermann, Zeller in Üfte, 10 Personen. – Anton Frankenhoff genannt Schulte-Huckels, Ackersmann in Altschermbeck, 1 Person. – Johann Balckenberg, Schäfer in Altschermbeck, 1 Person. – Albert Krampe, Zimmermann in Lembeck, 1 Person. – Albert Brüggemann, Schneider in Lembeck, 1 Person.
1847: Bernhard Bruns genannt Kortendick, Tagelöhner in Rhade, 4 Personen. – Johann Bernard Schnetjan, Ackerknecht in Lembeck, 2 Personen. – Johann Bernard Bernemann, Kötter in Lembeck, 8 Personen. – Johann Heinrich Joseph Overbeck, Tischler in Dorsten, 1 Person. – Johann Heinrich Kremer genannt Pieper, Zeller in Lembeck, 10 Personen. – Elisabeth Alef, Magd in Lembeck, 1 Person. – Catharina Elisabeth Alef, Magd in Lembeck, 1 Person. – Albert Schäper, Weber in Lembeck, 1 Person. – Bernard Schäper, Weber in Lembeck, 1 Person. – Johann Bernard Kleine-Bernemann, Kötter in Lembeck, 3 Personen. – Johann Fölting, Tagelöhne in Dorsten, 4 Personen. – Bernard Bramert, Ackerknecht in Rhade, 1 Person. – Franz Bramert Ackerknecht in Rhade, 1 Person. – Johann Heinrich Noenpöter, Zimmermann in Erle, 1 Person. – Wilhelm Thie, Ackerknecht in Rhade, 1 Person. – Johann Heinrich Pötter, Kötter in Erle, 3 Personen. – Hermann Heiming, Ackerknecht in Welfen, 1 Person. – Johann Wim. Fischedick, Ackermann in Rhade, 5 Personen. – Bernd Wilhelm Huthmacher, Schneidergeselle in Dorsten, 1 Person. – Heinrich Holtkamp, Zeller in Lembeck, 4 Personen. – Albert David, Kötter in Erle, 3 Personen. – Joseph David Tagelöhner in Erle, 5 Personen. – Johann Heinrich Linnemann, Ackermann in Lembeck, 2 Personen. – Wilhelm Wencke, Ackerknecht in Wulfen, 1 Person. – Theodor Wencke, Ackerknecht in Wulfen, 8 Personen.
1848: Johann Heinrich Rüter, Tischler in Altschermbeck, 1 Person. – Heinrich Joseph Hemsteger, Schneider in Altschermbeck, 1 Person. – Johann Schlickmann, Strumpfweber in Altschermbeck, 4 Personen.
1849: Heinrich Schulte, Schmied in Wessendorf, 1 Person. – Isabelle Berger, ledig in Dorsten, 1 Person. – Johann Theodor Elskamp, Schmied in Rhade 6 Personen. – Heinrich Schulte, Schmied in Altschermbeck, 1 Person.

In einem damals veröffentlichten Informationsblatt für Auswanderer stand: „Man läßt die Deutschen [in Amerika] gewähren, weil sie wegen ihres ruhigen, friedfertigen Temperaments nirgends Besorgnisse erregen, und durch ihren Fleiß den Segen des Landes mehren. Man scheint in Amerika ebenso wie in einzelnen Theilen von Europa sich der Idee hinzugeben, daß die Deutschen bloß berufen seien, Staaten Humus zu bilden, der zwar die Fruchtbarkeit anderer Nationen außerordentlich vermehre, dessen ungeachtet aber keinen Keim eines eigenen orga­nischen Lebens in sich trage.“

Siehe auch: Jakob Julius Schlickum
Siehe auch: Karl Richert
Siehe auch: Samuel Rosenheim
Siehe auch: Julius Müller
Siehe auch: Familie Eisendrath
Siehe auch: Auswanderungen (Essay)
Siehe auch: Auswanderungswellen im 19. Jh.
Siehe auch: Franz August Ostrop


Quellen: Johannes Rottmann Heimatkalender 19…. – Namen der Auswanderer nach Dr. Dorider, Vestischer Kalender.

Share on FacebookTweet about this on TwitterShare on Google+Email this to someone