Ausländerkriminalität

Zuwanderer in der Polizeistatistik: Ladendiebstahl und Schwarzfahren

Die Bezeichnung „Ausländerkriminalität“ wird in den Medien meistens im Sinne der Zuwandererkriminalität gebraucht, was aber nicht korrekt ist. – Bislang zeigten Polizeistatistiken wohl ein Zahlenwerk an Vergehen und Verbrechen auf, doch über Nationalitäten oder Volksgruppenzugehörigkeiten gefasster Täter hielt man sich zurück, um nicht der Diskriminierung Vorschub zu leisten. Nach dem Zuwandererschub von 2015 haben die 47 Kreispolizeibehörden ihre Zurückhaltung weitgehend aufgegeben und die überführten oder mutmaßlichen Tatverdächtigen den Begriff „Zuwanderer“ in  ihre Statistiken eingeführt. Darunter sind Asylbewerber, Geduldete und illegal Eingewanderte zusammengefasst. Im Bereich des Recklinghäuser Polizeipräsidiums (Kreis und Stadt Bottrop) ist durch die Zuwanderung 2015 ist die Einwohnerzahl von knapp 730.000 auf fast 735.000 gestiegen.
2016 sind im trotz Zuwanderung die Kriminalitätszahlen im Bereich der Kreispolizeibehörde Recklinghausen gesunken. Es gab 54.156 Straftaten, darunter 4993 Versuche. Das sind 3087 weniger als 2015 und ist der niedrigste Wert seit 15 Jahren. Von 20.328 ermittelten Tatverdächtigen waren 1715 (8,4 %) Zuwanderer. Bereinigt von den Straftaten, die nur Ausländer begehen können, wie Asyl- und Aufenthaltsdelikte, sind Geduldete und Illegale in einigen Deliktbereichen häufiger in Erscheinung getreten. Zum Beispiel beim Ladendiebstahl: Von 3013 Tatverdächtigen waren 598 (119,85 %) Zuwanderer. Beim Schwarzfahren waren es 227 von insgesamt 1217 Tatverdächtigen (18,65 %).

Sexualdelikte nahmen im Kreis Recklinghausen zu – 50 % Beziehungstaten

Die Wahrheit der BILD-Zeitung

Seit der Silvesternacht 2015 in Köln, werden von Teilen der Öffentlichkeit und vor allem von Facebook-Nutzern Sexualdelikte mit Zuwanderern in Verbindung gebracht. Die Zahl angezeigter Vergewaltigungen und schwerer Fälle sexueller Nötigung stieg 2016 um ein Viertel auf landesweit 2320 Straftaten. Allein 155 Silvester-Fälle in Köln flossen in die Statistik ein. Von insgesamt 2560 Tatverdächtigen bei Sexualstraftaten waren 354 Asylbewerber (13,8 %). Die Statistik lässt allerdings nicht erkennen, ob diese Zahl ausschließlich auf den Silvesterübergriffen in Köln oder dem gesamten Jahresverlauf fußt.
Im Polizeibereich Kreis Recklinghausen ist die Zahl der Sexualdelikte von 437 auf 533 gestiegen. Mehr als 50 Prozent waren Beziehungsstraftaten – Täter und Opfer kannten sich. Die Zahl von Vergewaltigungen und Nötigungen nahm von 78 auf 93 zu. Die so genannten überfallartigen Vergewaltigungen gingen 2016 um fünf zurück (d. s. 50 %). Sexueller Missbrauch stellte das Gros der Delikte dar (2015: 238 Taten; 2016: 312). Bei mehr als sie Hälfte der Taten sind Kinder die Opfer (2015: 122 Fälle, 2016: 183 Fälle). 2016 wurden 69 Fälle von Pornografie registriert, darunter 18 Kinderpornografie-Delikte. Die Polizei Recklinghausen ermittelte 361 Tatverdächtige, unter ihnen 37 Zuwanderer (10,25 %9. Acht davon fielen durch Exhibitionismus oder Erregung öffentlichen Ärgernisses auf.

Unterschiede bei den Herkunftsländern

Große Unterschiede stellte das Bundeskriminalamt (BKA) bei den Herkunftsländern der Kriminellen fest. Die Statistik legt nahe, dass Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan – die Länder an der Spitze der Asylstatistiken – relativ selten in den Fokus der Ermittler geraten. Etwa zwei Drittel der Zuwanderer kommen aus diesen Herkunftsländern. Ihr Anteil der Straftäter respektive Verdächtigen liegt jedoch nur bei 33 Prozent. Umgekehrt werden Zuwanderer vom Balkan (elf Prozent der Einwanderer, 19 Prozent der Tatverdächtigen), aus den Maghreb-Staaten (zwei Prozent, 22 Prozent), aus Gambia, Nigeria und Somalia (zusammen drei Prozent / acht Prozent) und Georgien (0,6 Prozent / fünf Prozent) in Relation deutlich häufiger einer Straftat verdächtigt oder überführt. Einige kriminologische Untersuchungen haben Anhaltspunkte dafür festgestellt, dass nichtdeutsche Tatverdächtige strafrechtlich schärfer als deutsche verfolgt werden und gegen Ausländer häufiger als für Deutsche Untersuchungshaft angeordnet wird.

Bundeskriminalamt erhält vereinzelte Hinweise auf Kriegsverbrechen

Plakat über den täglichen Umgang

Im Bereich der politisch motivierten Straftaten entwickeln sich die Zahlen weniger positiv. Laut BKA-Lagebericht erhielten die Ermittler bis Mitte November 2016 über 450 Hinweise auf islamitische Kämpfer oder Sympathisanten, die sich in Deutschland aufhalten sollen. Gegen 90 Menschen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. In einigen Fällen, so das BKA, habe man auch konkrete Hinweise auf Anschlagspläne erhalten. Der Bericht wurde vor dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt verfasst. In 19 Fällen ermitteln deutsche Behörden aktuell gegen Zuwanderer wegen Kriegsverbrechen, die im Irak und Syrien begangen worden sein sollen. Das BKA verweist auch auf politisch motivierte Gewalt gegen Zuwanderer durch rechte Gruppen. Die Flüchtlingsdebatte sei „zur Bildung eines ideologischen Konsenses“ unter Rechtsextremen geeignet, heißt es in dem Bericht. In Regionen mit einer stark organisierten rechten Szene folgen daraus „nicht nur schwerste Gewaltstraftaten durch Einzeltäter oder Kleinstgruppen, sondern auch die Bildung terroristischer/krimineller Gruppen innerhalb des rechten Spektrums“. Das Lagebild nennt dabei explizit die „Gruppe Freital“ und die „Old School Society“.

Oft lastet auf Jugendlichen ein sich widersprechender Sozialisationsdruck

Nach der Kulturkonflikttheorie entwickelt sich zwischen unterschiedlichen kulturellen Wert- und Verhaltensnormen ein sozial abweichendes Verhalten. Um sich eine neue soziale Identität im Gastland aufzubauen, müssen die Einwanderer sich den Normen und Standards des Gastlandes anpassen. Aus dieser Situation entstehen Innen- und Außenkonflikte. Auf den ausländischen Kindern und Jugendlichen lastet ein sich widersprechender Sozialisationsdruck. Die gesellschaftlichen Einflüsse (Schule, Massenmedien, Gruppendynamik) bringen die Einstellungen der Kinder mit denen ihrer Eltern und den von ihnen geprägten Leitbildern in Konflikt. Hinzu kommen die Erkenntnis der Andersartigkeit, Autoritäts- und Sprachprobleme, die zu Entfremdungserscheinungen zwischen Eltern und Kindern und auch zur Kriminalitätsanfälligkeit führen können. Auch Männlichkeitsphänomene, Anerkennungsdefizite und eigene Gewalterfahrungen werden im Schrifttum als mögliche Risikofaktoren der strafrechtlichen Auffälligkeit – insbesondere im Bereich der Gewaltkriminalität junger Zuwanderer – diskutiert.

In Medien und der Politik wird Ausländerkriminalität oft thematisiert

In den Medien und in der Politik wird die Kriminalität der Ausländer bzw. der Zuwanderer oft thematisiert und sogar für politische Parolen missbraucht. Insbesondere durch Ausschreitungen junger Zuwanderer wurden überregional die Probleme dieser Bevölkerungsgruppe deutlich. Die Integrationsbemühungen der Betroffenen als auch die Integrationsmaßnahmen – insbesondere Förderung der Sprachkompetenz und sozialpädagogische Unterstützung – der entsprechenden Regierungen scheinen zum größten Teil ursächlich für die bereits erkannten Probleme zu sein.

Siehe auch: Ausländer
Siehe auch: Flüchtlinge
Siehe auch: Willkommenskultur


Quellen: Nach DZ-Kreisseite vom 16. März 2016 (tf). – Pressebericht Bundeskriminalamt, März 2017

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