Atomwaffenfreie Zone

Ein symbolischer Akt des Stadtrats gegen Stimmen der CDU

Das provokante Schild

Eine symbolisches Schild, keine reale Aussage

Während einer außerparlamentarischen Auseinandersetzung um den Bestand des Munitionsdepots (siehe Muna) in Wulfen erklärte am 8. Mai 1985 der Rat der Stadt in einer Sondersitzung mit den mehrheitlichen Stimmen von SPD und Bündnis-Grüne gegen die Stimmen der CDU Dorsten symbolisch zur „atomwaffenfreien Zone“. In der Ratsdebatte schlugen die politischen Wellen haushoch. Die von Pfarrer Lackmann zu Beginn der Sitzung gesprochenen besinnlichen Worte waren von den Ratsmitgliedern schnell vergessen. Antragsteller waren die „Frauen für den Frieden“, die Dorsten atomwaffenfrei haben wollten. Die Verwaltung schlug dem Rat vor, diesen Antrag wegen Unzuständigkeit des Rates abzulehnen. Zudem hätte die Stadt sowieso keinen Einfluss darauf, ob und wo Atomsprengköpfe der Alliierten gelagert würden. In der Abstimmung nach der hitzigen Rednerschlacht im Rat entstand ein Patt, so dass der Antrag für angenommen galt. Keine Mehrheit erhielt dagegen der Antrag der Grünen, nun, da Dorsten „atomwaffenfrei“ sei, den Bau von Atombunkern in Kellern von öffentlichen und privaten Häusern zu verbieten. Einen weiteren Antrag der Bündnis-Grünen, keine öffentlichen Gelöbnisse der Bundeswehr mehr in Dorsten zuzulassen, zogen die Grünen vor der zu erwartenden Abstimmungsniederlage zurück.
Diesem Beschluss gingen jahrelange 1. Mai-Proteste von Dorstener Friedensgruppen am Eingang der Muna sowie so genannte Friedensmärsche voraus. Am 11. Juli 1983 war Dorsten Ziel der Friedensmarschierer auf ihrem Weg von Dortmund nach Brüssel. Sie wollten am 6. August, dem Tag, an dem 38 Jahre zuvor eine Atombombe auf Hiroshima abgeworfen wurde, Brüssel erreichen. In Anlehnung an diese Aktion stellte die SPD-Fraktion am 25. Oktober 1983 im Rat der Stadt den Antrag, Dorsten zur atomwaffenfreien Zone zu erklären, was mit 29:19 Stimmen abgelehnt wurde. Erst als die SPD nach der Kommunalwahl von 1984 den Bürgermeister stellte, erklärte der Rat am 7. Mai 1985 die Stadt mit Stimmenmehrheit symbolisch zur atomwaffenfreien Zone

Weitere Aktionen gegen Atomkraft

Rund 200 Dorstener Bürger trafen sich im Juni 1986 im Forum der Volkshochschule zur Gründung einer „Bürgerinitiative gegen Atomkraftwerke“, die wenige Tage später zu einer Demonstration am Marktplatz aufrief, zu der etliche Kernkraftgegner gekommen waren. Ebenso rief die Initiative 1987 mit Veranstaltungen in Dorsten und Wulfen zum Thema Atomkatastrophe in Tschernobyl auf, dem folgenschweren Reaktorunfall in der Sowjetunion ein Jahr zuvor. Daran erinnerten auch die Grünen in Dorsten 2016 mit einer Mahnwache vor dem Alten Rathaus in Dorsten.

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