Wüst, Alfred

Als Alfred Fortkamp schrieb und komponierte er eine Ode an das Ruhrgebiet

Geboren 1967 in Essen-Borbeck, Musiker. – Einen großen Teil seiner Kindheit verbrachte er in Essen. Mit acht Jahren entdeckte der Essener Junge seine Liebe für die Beatles. Dieser ist er bis heute treu geblieben. Einzig „Abba“ konnte ihn Jahre später fast genauso faszinieren. Seit 1979 lebt Alfred Wüst in Wulfen, wo er seine Leidenschaft für Musik völlig auslebt. Von 1984 bis 1994 arbeitete er als Bergmann untertage.

Den Menschen einen Blickwinkel auf das Leben geben

Mit dem Schlagzeug kann er umgehen, die Gitarre händelt er, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Auch der Gesang liegt ihm sehr. In seiner musikalischen Karriere spielte er in mehreren Cover- und Oldiebands. 2009 wagte er sich mit seiner damaligen von ihm gegründeten Band Chopstixx an das berühmte Album Abbey Road von den Beatles. Doch sein Herz schlägt immer noch fürs Ruhrgebiet. Der Pott war, und ist für Alfred Wüst ein Synonym für Toleranz und „Erst kommt der Text, dann die Musik“, erklärt der Fachmann. So setzte er sich hin, schuf ein Werk, das seine Ideale widerspiegelt. „Ich bin ein Menschenfreund, möchte das Leben, wie ich es kennen lernen durfte, beschreiben.“ Damit gibt er den Menschen einen Blickwinkel auf das Leben, wie es früher war und auch wieder sein kann. Ein Leben geprägt von Toleranz und Miteinander, wie man es nur im Ruhrpott kannte.

Der rechten Heimattümelei etwas entgegensetzen

Etwas Eigenes zu schreiben und zu komponieren, hatte er sich lange Zeit nicht zugetraut. Doch dann hat der Wulfener es doch gewagt und seinen ersten eigenen Song vorgelegt, der von den Hörern gut angenommen wurde. Vielleicht auch deshalb, weil Alfred Wüst wichtige Teile seiner Biografie verarbeitet hat. „Mein Pott“, heißt das Stück. Klassischer Rock mit einem Hauch Country drin. Eine Hymne ans Revier. „Pott, Du bist das Größte, was es gibt“, heißt es im Refrain. Alfred Wüst wollte der rechten Heimattümelei etwas entgegensetzen. „Heimat ist keine Frage der Nation“, zitiert ihn die Dorstener Zeitung,  „Heimat ist das Gefühl, wo Menschen zusammenkommen.“

Gleich zweimal für den „Deutschen Pop- und Rockpreis nominiert

Die Ode an die Region ist professionell produziert, im Tonstudio, mit Musikverlag und allem, was dazu gehört. Und selbstredend mit einem von den Filmemachern der „1st Horizon Productions“ perfekt inszenierten Video, das zu den industriekulturellen Hot-Spots des Ruhrgebiets führt: Zollverein, Tetraeder-Halde, Landschaftspark Duisburg-Nord, Siedlung Eisenheim und Zeche Fürst Leopold in Dorsten. Die erste Version von „Mein Pott“ spielte er seinem 24-jährigen Sohn vor. Der sagte sofort: „Das muss veröffentlicht werden!“ Gesagt, getan. In den Mainstream-Studios fühlte sich der Künstler, der sich nun Alfred Fortkamp nennt, bestens aufgehoben. Den Künstlernamen übernahm er von seiner Grußmutter aus Borbeck, die Fortkamp hieß. Mit seinem Heimat-Lobgesang „Mein Pott“ wurde Alfred Wüst gleich zweimal für den „Deutschen Pop- und Rockpreis 2020“ nominiert, der am 14. Dezember 2020 in Siegen verliehen wurde.

2020 Deutscher Rock- und Pop-Preis: doppelt erfolgreich

Mit seinem Song „Mein Pott“ ehrt er das Ruhrgebiet – jetzt war der Musiker Alfred Wüst aus Dorsten mit seiner Hymne gleich doppelt beim „Deutschen Rock- und Pop-Preis“ erfolgreich.  „Wow! Ich kann es kaum glauben!“ Das war die erste Reaktion des Wulfener Musikers Alfred Wüst, als er das Jury-Ergebnis des diesjährigen „Deutschen Rock und Pop-Preises“ erfuhr. Der Gitarrist und Sänger hatte sich bei dem Wettbewerb unter dem Künstlernamen „Alfred Fortkamp“ mit seinem Song „Mein Pott“ beworben – und räumte dort in zwei Kategorien einen zweiten und dritten Preis ab. Die Deutsche Popstiftung und der „Deutsche Pop- und Rockmusikerverband e.V.“ gratulierten dem Wulfener Musiker jetzt schriftlich zu der Auszeichnung. Obwohl Alfred Wüst mit seiner Ruhrpott-Hymne erstmalig einen eigenen Song zu Papier gebracht hatte, gewann er sogleich in der Kategorie „Deutscher Singer-Songwriter-Preis“ den 2. Preis als „Bester Solosänger/Eigenkomposition“ und den dritten Preis in der Kategorie „Bester deutscher Text“. Damit versteht sich der Preis als „Gegensatz zu Veranstal­tungs­ze­re­mo­nien von Industriepreisen und TV-Anstalten“.

Mein Pott
Text und Musik: Alfred Wüst alias Alfred Fortkamp

Unser Omma kommt aus Borbeck,
umme Ecke wohnten wir.
Ich seh es noch, der Bahndamm war zum greifen nah.
Als Kinder spielten wir zusammen,
egal, wer woher kam.
Ziegelei war verboten aber cool, das war doch klar.

Die Geschichten uns´rer Eltern
waren nicht immer ganz so schön.
Geprägt von Krieg und Hunger, Zerstörung ohne Sinn.
Aber trotzdem haben sie uns gezeigt,
egal, wie fremd man ist,
wir malochen und wir feiern zusammen. Das hilft, uns zu verstehn.

Pott, du bist die Heimat
für so viele tolle Menschen.
Pott, du bist das Größte, was es gibt.
Pott, du hattest Kohle
und Pott, du hattest Erz.
Und immer noch hast du ein riesengroßes Herz.

Ich habe im Pütt malocht
mit Ali, John und Frantek.
Wir grüßten mit „Glück auf“ und das war ernst gemeint.
Heute grüß ich mit offener Hand:
„Komm doch erst mal rein“.
Ruhrgebiet, zeig Allen, wie es geht.

Pott, du bist die Heimat
für so viele tolle Menschen.
Pott, du bist das Größte, was es gibt.
Pott, du hattest Kohle
und Pott, du hattest Erz.
Und immer noch hast du ein riesengroßes Herz.

Ich höre heute viel zu viel:
„Vaterland“ und „Fremde raus“.
So wären wir nicht, was wir heute sind.
Ruhrgebiet, ein Diamant,
rausgehau´n aus Dreck.
Jeder hilft, weil Jeder so gewinnt.

Pott, du bist die Heimat
für so viele tolle Menschen.
Pott, du bist das Größte, was es gibt.
Pott, du hattest Kohle
und Pott, du hattest Erz.

Und immer noch hast du ein riesengroßes Herz.


Quellen: Nach Michael Klein in DZ vom 28. Nov. 2020. – Homepage Wüst (Aufruf Nov. 2020). – Foto entnommen DZ.

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