Verleger mit vornehmer Natürlichkeit und deutscher Art
1877 in Landstuhl bis 1955 in Bocholt; Verleger. – Er war ein Mann von deutsch-nationaler Gesinnung, ein der Kirche und dem Staat verbundener Patriot. Nichts lief in der Stadt, ohne dass Joseph Weber es nicht gewusst hätte. 1913 siedelte der Rheinpfälzer von Bocholt nach Dorsten über und übernahm die Reichartz’sche Druckerei mit dem Verlag der „Dorstener Volkszeitung“ (danach „Ruhr Nachrichten“ bzw. „Dorstener Zeitung“). Fortan sollte der Name Weber mit den Geschicken in der Stadt eng verbunden bleiben. Bevor Weber als 36-jähriger Mann seine Redaktionsarbeit in Dorsten aufnahm, war er über zehn Jahre lang leitender Redakteur in Bocholt.
Als Verleger alle Höhen und Tiefen der Ereignisse mitgemacht
Sofort stellte Weber die „Dorstener Volkszeitung” auf tägliches Erscheinen um, trat in die wichtigsten Vereine ein und sollte über dreißig Jahre lang die Pressearbeit in der Stadt Dorsten lenken. In diesen drei Jahrzehnten gab es viele Höhen und Tiefen im Zeitungsgeschäft: die Jubel- und die Notjahre des Ersten Weltkriegs, sein persönlicher Einsatz und den seiner Zeitung im Kampf gegen Spartakisten und Rote Ruhrarmee, die Dorsten besetzt hielten, Zensur und Verbote während der französisch-belgischen Ruhr-Besetzung, zeitweise Einstellung der „Dorstener Volkszeitung“ während des Zweiten Weltkriegs. Mit den Nationalsozialisten konnte sich der Katholik Weber nicht anfreunden, wenngleich er sich mit ihnen immer wieder zu arrangieren wusste, um das Überleben seiner Zeitung zu sichern. 1933 wurde ihm von der SA der Vorsitz im Ausschuss für die Errichtung des Lichtschlag-Löwenfeld-Denkmals rigoros mit dem Vorwurf, er sei kein Dorstener, abgenommen. Solche Vorwürfe zogen sich gegen andere Wahl-Dorstener immer wieder durch die folgenden Jahrzehnte – bis heute. Betroffen waren u. a. Walter Banke und Ludwig Maduschka.
1945 die Druckerei an Julius Hülswitt verpachtet
Nach Kriegsausbruch wurde der Hauptmann der Artillerie zur Wehrmacht eingezogen. Seine Frau kümmerte sich inzwischen um die Druckerei und die Zeitung sowie um das Anzeigengeschäft der am Ort auch verkauften „National-Zeitung“, herausgegeben von der NSDAP, nachdem das Erscheinen der Volkszeitung eingestellt wurde. Josef Weber kam aus dem Krieg zurück, sein Sohn Karl fiel. Den Verlust des einzigen Kindes konnte er nicht verschmerzen. Als menschlich und in seinen patriotischen Anschauungen gebrochener Mann zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück. 1945 verpachtete er den Druckereibetrieb an den Münsteraner Julius Hülswitt. – Joseph Weber, langjähriges Mitglied des Dorstener Stadtverordnetenkollegiums und des Kirchenvorstands St. Agatha, starb 1955 in Bocholt. Auf seinem Totenzettel wurde seine „edle, vornehme Natürlichkeit, seine aufrechte, deutsche Art“ gewürdigt.
Siehe auch: Walter Banke
Siehe auch: Ludwig Maduschka