Verkoppelung Holsterhausen

Neuordnung der Kulturlandschaft im Ersten Weltkrieg

Mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, musste die Kulturlandschaft in Holsterhausen neu geordnet werden. Vier Jahre lang dauerten die Planungen. Durch die Industrialisierung, den Bau von Straßen und Siedlungen, Kirchen und Zechengebäuden wurde der Ort zersiedelt. Deshalb fassten die Behörden den Plan, Holsterhausen zu „verkoppeln“. Heute würde man dazu Flurbereinigung oder Umlegung sagen. Koppel hieß eigentlich ein Stück von einem Acker. Verkoppelung besagt, dass durch Tausch bzw. Umlegung von Grundstücken, Äckern und Wiesen eine Verbesserung der Eigentumsverhältnisse und dadurch eine effizientere Bewirtschaftung herbeigeführt werden sollte. Allerdings verzögerten sich durch den Weltkrieg die Verkoppelungsarbeiten, so dass der Sachlandmesser erst 1918 mit dem Entwurf des Wegenetzes beginnen konnte. Nach Zustimmung des Kreistags begann im Februar 1919 das eigentliche Verfahren für einen Gesamtbezirk von rund 1.250 Hektar Flächen. Doch die Spartakus- und Rote Ruhrarmee-Unruhen (1919/20) sowie die belgische Besetzung (1923 bis 1925) verzögerten die Umlegung erneut.

Vermessungen bei der Verkoppelung

Vermessungen bei der Verkoppelung

Völlig neue Grundstückseinteilung

1925 wurde von Regierungsseite der Umlegungsplan vorgestellt. Von 272 Grundeigentümern erkannten 228 die aufgezeigten Vorschläge des Auseinandersetzungsplanes an. Gegen 14 Widersprüche und 30 Beteiligte, die sich nicht äußerten, musste der Plan durch Beschluss des Kulturvorstehers durchgesetzt werden. Fünf Widersprüche bei der Spruchkammer des Landeskulturamtes Coesfeld wurden zufriedenstellend entschieden; drei weitere Verfahren gingen in höhere Instanzen. Zuletzt wies das preußische Oberlandeskulturamt in Berlin die Beschwerden ab. Ab 1. September konnte der nun Rechtskraft erlangte Auseinandersetzungsplan umgesetzt werden, der eine völlig neue Grundstückseinteilung und Wegelage mit sich brachte. Zu den bislang 2.656 Parzellen kamen 925 neue hinzu.

Verkoppelung brachte Fortschritt

Auch die Besitzungen der Industrie und der anderen Großbesitzer wurden durch Zusammenlegung abgerundet. Aus einer Gesamtmasse von sechs Morgen ist der Kommunalfriedhof in der Nähe der Borkener Straße an der Gemeindegrenze zu Wulfen entstanden. Die 1926 neu ausgebauten Wege hatten eine Gesamtlänge von 49 Kilometern, an denen 39 Kilometer lange Wegegräben lagen. Rund 13.000 Kubikmeter Boden wurden bewegt und ebenso viel Rasenarbeiten getätigt. Die Wulfener Straße und die Kreisstraße Dorsten-Schermbeck wurden begradigt, Häuser an der Straße zurückgesetzt und andere Verkehrshindernisse weggeräumt. Regierungsrat Peitz aus Coesfeld schrieb zur Verkoppelung in Holsterhausen im „Heimatkalender für die Herrlichkeit Lembeck“ 1926:

„Wer die Ortschaft wie auch die Feldlage des Verkoppelungsgebietes in ihrer früheren Gestalt und in ihrer neuen Einteilung vergleicht, der wird mit Genugtuung feststellen können, dass die Entwicklung Holsterhausens in dem verflossenen Jahrzehnt einen gewaltigen Fortschritt genommen hat und dass dem Verkoppelungsverfahren ein erheblicher Anteil dieses Fortschritts zu verdanken ist.“

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