Früher Heimleuchter mit Fackeln, dann Gaslampen und Elektrizität, jetzt LED
Im Stadtgebiet dürfte es rund 9000 bis 10.000 Straßenlaternen heben, von denen 111 nun auf die klimafreundliche LED-Technik umgerüstet werden. Mit einer Zuwendung aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative kann die Stadt Dorsten auf einem langen Abschnitt der Borkener Straße, am Gemeindedreieck (einschließlich der Abzweige nach Hervest und Holsterhausen) sowie auf der Straße An der Wienbecke (Bismarckstraße bis Grüner Weg) die Straßenbeleuchtung energetisch sanieren. Insgesamt werden auf diesen Straßenabschnitten 111 Leuchtenköpfe an 68 Standorten mit sparsamen LED-Leuchtköpfen erneuert. Konkret findet der Umbau der Straßenbeleuchtung statt von der Einmündung Vestische Allee entlang der Borkener Straße, vorbei an der Altstadt, über Kanal und Lippe bis zum Gemeindedreieck. Von der großen Kreuzung aus wird in Richtung Holsterhausen bis zur Einfahrt Lidl die Beleuchtung ausgetauscht, in Richtung Hervest auf der Halterner Straße bis zur Bahnbrücke. Weiter geradeaus erhält die Bismarckstraße und im weiteren Verlauf auch die Straße An der Wienbecke ebenfalls bis zur Bahnunterführung an der Feuerwache neue Leuchtenköpfe. Auf dem Abschnitt der Bismarckstraße, der gerade saniert wurde, wurden die Leuchten im Zusammenhang mit der Baustelle des Kreises bereits erneuert, so dass hier keine Umrüstung erforderlich ist.
Kosten der Maßnahme über 100.000 Euro

Straßenbeleuchtung mit LED-Lampen
Die gesamte Maßnahme kostet rund 103.000 Euro. Aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative erhält die Stadt dazu 20.775 Euro. Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Früher gab es bei Dunkelheit so genannte Heimleuchter
Jahrhunderte früher, als es noch kein Gas und keine Elektrizität gab, gab es so genannte Heimleuchter. Das waren Männer, die gegen Bezahlung Bürger auf dem nächtlichen Nachhauseweg mit einer Fackel heim leuchteten. Der bekannteste unter ihnen – bzw. der einzig namentlich bekannte – war der Tagelöhner Franz Wahrmann (auch Wahmann genannt), der 1699 zum Tode verurteilt wurde, weil er Menschen gegessen hatte, darunter auch seine Kinder und beinahe auch seinen Arbeitgeber Dr. Johannes Rive, dem es in einer Hohlgasse unheimlich wurde, weil Wahrmann eine Axt bei sich trug.
1866 erste Gaslampen, 1906 die ersten Elektrobeleuchtung

Bau der Städtischen Gasanstalt
Nachdem Kohlevorkommen erschlossen wurden und Steinkohlengas gewonnen werden konnte, fand 1866 die Generalversammlung der „Dorstener Actiengesellschaft für Gasbeleuchtung“ statt, die Aktien ausgaben, mit den Einnahmen dann an der Katharinenstraße ein Leuchtgaswerk gebaut und Rohre verlegt wurden. Schon ein halbes Jahr danach war die Gasbeleuchtung der Stadt einsatzbereit. 1900 wurde dann ein neues effizienteres städtisches Gaswerk gebaut, dem die Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung ihr gesamtes Vermögen übertrug. Das Gaswerk beschäftigte einen Gasmeister, acht Retortenarbeiter und drei Laternenanzünder. Doch bald stellte das neue Gaswerk seinen Betrieb ein. Die Stadt wollte das billiger erzeugte Koksofengas von der RWE abnehmen, was auf politischen Widerstand stieß. Dies führte 1906 zur Gründung des EWW (Electricitätswerk Westfalen, ab 1925: VEW) und einem „Demarkationsvertrag“ mit RWE. Demnach fiel Dorsten an das EWW, der Ortsteil Hardt jedoch an RWE. Allerdings übernahm 1911 die Gewerkschaft Trier die Stromversorgung, die als Eigentümerin der Zeche Baldur in Holsterhausen billigen Strom vom Kraftwerk der Zeche anbieten konnte. Die Stadtteile und Landgemeinden nördlich der Lippe schlossen hingegen einen Konzessionsvertrag mit dem EWW ab. Eigentümerin der Netze in der Altstadt und Altendorf-Ulfkotte sowie Holsterhausen und Hervest (nur Gas) war aber von Beginn an die Stadt. Die 23 Kilometer langen Rohrleitungen und 44 Kilometer Kabel- und Freileitung waren 1939 Grundlage der neuen Dorstener Stadtwerke.
Dorsten verkaufte die Stadtwerke 1966 an die VEW

Straßenlaterne in Wulfen; Foto Wulfen-Wiki
Nach dem Krieg führte VEW die Versorgung von Hervest, Holsterhausen, Wulfen, Lembeck und Rhade fort, übernahm auch die Hardt vom RWE. Auch die Versorgung von Dorsten mit Kraftwerksstrom von den Zechen Leopold/Baldur übernahm VEW 1955 von Hoesch. Bald tauchte die Frage auf, ob die Stadtwerke noch nötig wären. 1966 verkaufte die Stadt ihre Stadtwerke an die VEW. Seit Mitte der 1980er-Jahre, schreibt Hartmut Murschall, „existieren Überlegungen, die Strom- und Gasnetze zurückzukaufen“ und damit den Verkauf rückgängig zu machen. Schon damals spielte auch die allelektrische Versorgung Barkenbergs eine Rolle. Die Kosten der elektrischen Stadtbeleuchtung waren für die Stadt schon mehrmals problematisch. 2010 mussten 2400 Lampen wegen eines Materialfehlers ausgetauscht werden und am Maria-Lenzen-Ring montierte die RWE bereits LED-Straßenleuchten. 2013 wollte die Stadt etliche Straßenlaternen nachts ausschalten und errechnete eine Einsparung von 30.000 Euro jährlich. Doch beim Nachrechnen musste die Zahl auf rund 10.000 Euro korrigiert werden. Die Lampen blieben daher an.
Siehe auch: Menschenfresser Franz Wahrmann
Siehe auch: Gasbeleuchtung
Siehe auch: Stadtwerke