Gasbeleuchtung

Neue „Actiengesellschaft“ brachte sofort 14.000 Taler zusammen

Dorstener Gasanstalt im Bau

Dorstener Gasanstalt an der Kaharinenstraße im Bau (1900)

Nachdem Kohlevorkommen erschlossen wurden und Steinkohlengas gewonnen werden konnte, fand auf Einladung des Bürgermeisters Alexander de Weldige-Cremer 1866 die Generalversammlung der „Dorstener Actiengesellschaft für Gasbeleuchtung“ statt, deren erste Direktoren der Kaufmann Christian Evelt, der Kaufmann August Reischel und der Schiffbaumeister Hermann Cirkel waren. Bereits am Tag der Versammlung war der Wert von 14.000 Talern in Aktien zusammengekommen, die vorwiegend von Einheimischen gezeichnet wurden.

Alte Gasanstalt war unzulänglich

Der Nominalwert der Aktie betrug 40 Taler, die in vier Raten eingezahlt werden konnten. Nach kurzer Zeit wurden Rohrleitungen verlegt. Der Anschluss bis durch das Fundament der Häuser war für die Interessenten kostenlos. Schon ein halbes Jahr später war die Gasbeleuchtung einsatzbereit und nahm den Betrieb auf. Das Leuchtgas erzeugte ein Gaswerk, das sich am Eingang der Katharinenstraße befand. Auf Grund der industriellen Entwicklung erwies sich die alte Gasanstalt als unzulänglich. Daher entstand im Jahre 1900 eine städtische Gasanstalt, der die Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung ihr gesamtes Vermögen übertrug. Das Gaswerk beschäftigte einen Gasmeister, acht Retortenarbeiter und drei Laternenanzünder. Bald stellte das neue Gaswerk seinen Betrieb ein. Die Stadt wollte das billiger erzeugte Koksofengas von der RWE abnehmen, was auf politischen Widerstand stieß. Dies führte 1906 zur Gründung des EWW (Electricitätswerk Westfalen, ab 1925: VEW) und einem „Demarkationsvertrag“ mit RWE. Demnach fiel Dorsten an das EWW, der Ortsteil Hardt jedoch an RWE. Allerdings übernahm 1911 die Gewerkschaft Trier die Stromversorgung, die als Eigentümerin der Zeche Baldur in Holsterhausen billigen Strom vom Kraftwerk der Zeche anbieten konnte. Die Stadtteile und Landgemeinden nördlich der Lippe schlossen hingegen einen Konzessionsvertrag mit dem EWW ab. Eigentümerin der Netze in der Altstadt und Altendorf-Ulfkotte sowie Holsterhausen und Hervest (nur Gas) war aber von Beginn an die Stadt. Die 23 Kilometer langen Rohrleitungen und 44 Kilometer Kabel- und Freileitung waren 1939 Grundlage der neuen Dorstener Stadtwerke.

Dorsten verkaufte die Stadtwerke 1966 an die VEW

Nach dem Krieg führte VEW die Versorgung von Hervest, Holsterhausen, Wulfen, Lembeck und Rhade fort, übernahm auch die Hardt vom RWE. Auch die Versorgung von Dorsten mit Kraftwerksstrom von den Zechen Leopold/Baldur übernahm VEW 1955 von Hoesch. Bald tauchte die Frage auf, ob die Stadtwerke noch nötig wären. 1966 verkaufte die Stadt ihre Stadtwerke an die VEW. Seit Mitte der 1980er-Jahre, schreibt Hartmut Murschall, „existieren Überlegungen, die Strom- und Gasnetze zurückzukaufen“ und damit den Verkauf rückgängig zu machen. Schon damals spielte auch die allelektrische Versorgung Barkenbergs eine Rolle. Eine Studie empfahl: Umstellung auf ein Blockheizkraftwerk – eine bis heute aktuelle Idee.


Quelle:
Reinhard Dreischer „Energie für Dorsten. Geschichte der leitungsgebundenen Energieversorgung in Dorsten“, Bochum 1989. – Martin Ahlers „Ein hundertjähriges Thema“ in WAZ vom 3. Juni 2011.

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