Ruhrgas AG / E.ON

Russisches Erdgas löste Vergasung von Kohle aus

Ruhrgas Dorsten, Foto: JF

Die 1926 in Essen gegründete Aktiengesellschaft für Kohlenverwertung der Montanindustrie des Ruhrgebiets wurde zwei Jahre später in Ruhrgas AG umbenannt. Zweck des Unternehmens war die zentrale Sammlung des auf den Kokereien anfallenden überschüssigen Gases und seine Verteilung als Industrie- und Stadtgas. Die Leitungen der Ruhrgas AG reichten von Hessen im Süden bis Hannover im Norden. Schon Ende der 1930er-Jahre bezogen mehrere hundert Industriekunden und Stadtwerke ihr Gas von der Ruhrgas AG. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Bedarf rasant an, so dass das Unternehmen durch Vergasung von Stein- und Braunkohle selbst Gas herstellte.

Ruhrgasgelände

Ruhrgasgelände

1953 wurde die Steinkohlengas AG mit Standort Schachtanlage Fürst Leopold-Baldur (Hoesch AG) in Dorsten gegründet (großtechnische Steinkohlendruckvergasungsanlage). Für den Standort: sprachen u. a. die notwendige Zusammensetzung der Dorstener Gasflammkohle sowie Darlehn der Hoesch AG in Höhe von 25 Prozent der Gesamtkosten. Dafür musste das schwer zugängliche und sumpfige Gebiet mit Haldenmaterial befestigt werden.

1966 begannen die ersten Lieferung von Erdgas aus den Niederlanden

Gaserzeugungsbehälter

Gaserzeugungsbehälter

Nach nur 18-monatiger Bauzeit wurde die Anlage der Steinkohlengas AG 1955 als Versuchsbetrieb fertig gestellt. Mit einer Abgabe von 254 Millionen Kubikmeter war die Druckentgasung 1976 zu etwa fünf Prozent am Absatz der Ruhrgas AG beteiligt, der in diesem Jahr auf 4,8 Mrd. Kubikmeter anstieg. Für die Führung der Dorstener Steinkohlengas AG konnten Führungskräfte aus der DDR gewonnen werden. Mit der Aufnahme der ersten Erdgaslieferungen aus den Niederlanden begann 1966 endgültig das Erdgaszeitalter (Lieferungsverträge aus der Sowjetunion folgten später). Nach und nach wurden die Heizungen der Verbraucher auf Erdgas umgestellt. 1967 löste sich die Steinkohlengas AG als rechtlich eigenständiges Unternehmen auf und wurde der Ruhrgas AG mit Sitz in Essen eingegliedert. Die drei chemisch-analytischen Laboratorien der Ruhrgas AG in Herten, Altenessen und Dorsten wurden mit Sitz in Dorsten zusammengelegt.

2003 wurde die Ruhrgas AG vom E.ON-Konzern übernommen

Bis Ende der 1980er-Jahre wurde das Gelände an der Halterner Straße komplett neu geordnet. Es entstanden ein neues Zentrallager, eine sanierte Infrastruktur und die Zusammenfassung technischer Dienste. Die Entschwefelung von deutschem Erdgas in Dorsten aus den Feldern in der alten Picardie wurde Anfang der 1990er-Jahre aus Gründen der Rentabilität eingestellt. Damit waren auch die letzten Arbeitsgebiete des ursprünglichen Dorstener Aufgabenspektrums abgezogen worden. 2003 wurde die Ruhrgas AG vom E.ON-Konzern übernommen, der sich von nun an E.ON Ruhrgas nennt. Das Werk an der Halterner Straße wurde aufgegeben.

Neue Gewerbeflächen erschlossen

In Zusammenhang mit der Wiedernutzung der Zechenflächen hatte die Stadt die daran angrenzenden 90.000 Quadratmeter der Ruhrgas AG kaufen können. Zwischen 2005 und 2009 hatte Ruhrgas die Betriebsstätte geräumt. Von 90.000 Quadratmetern Bruttofläche werden nach der Erschließung gute 60.000 Quadratmeter Gewerbegrundstücke übrig bleiben. Bei einem realistischen Verkaufspreis von 35 bis 45 Euro je Quadratmeter könnten diese Einnahmen ausreichen, um den 20-prozentigen Eigenanteil der Stadt zum geförderten Gesamtpaket Zechen- und Ruhrgasflächen zu bezahlen. Die übrigen 80 Prozent finanzieren Land und EU aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungs-Programm (RWP). Der Abriss der Gebäude verursachte rund 10.000 Kubikmeter Schutt. Die neue Fläche wurde für neue Gewerbeansiedlungen erschlossen.

Siehe auch: E.ON Ruhrgas
Siehe auch: BP Gelsenkirchen


Quellen: Walter Schulte „Steinkohlen-Druckvergasung in Dorsten: Die Steinkohlengas AG der Ruhrgas AG“ in HK 2004. – Ludger Böhne „Ruhrgas-Fläche: Platz für neue Arbeitsplätze“ in WAZ vom 1. März 2011.

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