HeiDo-Ferngasleitung

Quer durch Dorsten – Erster Spatenstich 2021 – Widerstand in Rhade

Rohre wie diese werden bald auch in Dorsten verlegt; Foto: Wojtasik (DZ)

Helmut Roloff, Sprecher des Unternehmens Open Grid, sagte auf Anfrage der „Dorstener Zeitung“ zum Verfahrensstand der Open-Grid-Ferngasleitung durch Dorsten, dass das Planfeststellungsverfahren laufe. Der erste Spatenstich auf Dorstener Gebiet sollte im Februar 2021 erfolgen. Während das Unternehmen die weiteren Entwicklungen beobachtet, waren die Gegner und Kritiker der Ferngasleitung nicht untätig. Wilfried Meyer aus Rhade sagte, dass er seine Einwände an die Bezirksregierung in Münster geschickt habe. Teile der Rhader Bürgerschaft kritisieren, wie nah die Ferngasleitung für H-Gas an Siedlungsbereichen am Hünengrab verlaufen soll.

Ferngasleitung braucht noch Zeit: Der Druck ist doch nicht so groß

Open Grid kündigte seit 2019 den Bau einer H-Gas-Leitung quer durch Dorsten an. Notwendig ist der Bau, so Open Grid, weil von L-Gas (low calorific) auf H-Gas (high calorific) umgesattelt werden muss. Die L-Gas-Vorräte in den Niederlanden gehen zur Neige. Und Dorsten ist eine der wenigen Gemeinden im Umkreis, deren Haushalte noch L-Gas beziehen. Open Grid hatte bei Informationsveranstaltung in Dorsten deutlich gemacht, dass die Zeit drängt. Doch der Bau verzögert sich um einige Jahre. Bei der Prüfung durch die Fernleitungsnetzbetreiber wurde der Bedarf für die HeiDo, so heißt die Ferngasleitung zwischen Heiden und Dorsten, neu bewertet, geändert und von der Bundesnetzagentur bestätigt. Der NEP Gas 2020 sieht nun eine Fertigstellung der HeiDo bis Ende 2026 vor, weil sich die Bedarfe zwischen 2016 und 2020 geändert haben. Deshalb wird später mit den Bauarbeiten begonnen. Kritik an Trasse. Auch in Dorsten hat Open Grid in der Vergangenheit mit Bürgerkritik zu tun gehabt. Vor allem Rhader Bürger wehrten sich gegen die Verlegung der Trasse unmittelbar in der Nähe ihres Wohnviertels Am Hünengrab. „Wir haben zwar nicht verhindern können, dass die Leitung verlegt wird. Aber zumindest haben wir erreicht, dass die Leitung nicht direkt an den Gärten der Häuser am Hünengrab verlegt werden soll“, sagte ein Sprecher der Rhader Bürgerschaft.

„Open Grid“ stellte die Pläne für die Erdgasfernleitung erst einmal ein

 Laut Bezirksregierung Münster wurde das Planfeststellungsverfahren für die geplante Gastransportleitung „HeiDo“ quer durch Dorsten im Dezember 2021 eingestellt. Der Betreiber „Open Grid Europe (OGE)“ hatte vom Vorkaufsrecht für die betroffenen Grundstücksflächen keinen Gebrauch gemacht. Der Grund war, dass ein neuer Netzentwicklungsplan Gas von der Bundesnetzagentur verabschiedet worden war, der bis 2030 Gültigkeit hat. Anders als im Vorgängerplan, nach dem die Open Grid das Feststellungsverfahren für die HeiDo betrieben hatte, hat sich der Bedarf für Gas in der Region geändert. Diese Erkenntnis hat die Netzagentur aus den Angaben von Stadtwerken, Verteilnetzbetreibern und Industrieunternehmen gezogen. Nicht zuletzt ist die Erweiterung der Planung um Wasserstoff hinzugekommen. Somit wird erst zu einem späteren Zeitpunkt in anderer Form verwirklicht, angeblich bis 2026. Dafür ist ein neues Planfeststellungsverfahren notwendig. wird eingeleitet.
Die HeiDo-Leitung wird wegen unterschiedlicher Bedarfe in zwei Teile aufgesplittet. Es wird eine nördliche Trasse zwischen Marbeck und Heiden geben, sie hat eine Länge von 1,5 Kilometern. Dann gibt es noch die Trasse, die Dorsten berührt, circa 18 Kilometer lang ist, und von Heiden quer durch Dorsten gelegt wird. Beide Leitungsabschnitte entsprechen dem bisherigen Verlauf der HeiDo, haben aber aufgrund des Netzentwicklungsplanes eine andere Planrechtfertigung.

Der Brennwert von H-Gas ist höher

Dass die Leitung geteilt wird, hat auch mit der Änderung des Low- und High-calorific (L und H-Gas)-Umstellungskonzeptes für den Bereich Sonsbeck-Dorsten zu tun. Dorsten ist eine der wenigen Gemeinden im Umkreis, die noch L-Gas bezieht. Die L-Gas-Vorräte aus Holland gehen zur Neige, der Brennwert von H-Gas ist zudem auch höher. Das sind maßgebliche Gründe für die Umstellung der Lieferung von L- auf H-Gas. Etwa 22.000 Haushalte in Dorsten sind davon betroffen. Ihre Gasversorgung ist aber sichergestellt. Ein weiterer Grund für die Teilung der ursprünglichen HeiDo-Leitung in nördlichen und südlichen Abschnitt ist zudem die geplante Errichtung bzw. Umstellung von und auf Wasserstoffleitungen in der Region. Die Kosten für das Planfeststellungsverfahren, das seit Januar 2020 im Gang war, trägt Open Grid.

Zwei neue Erdgas- und Wasserstoffleitungen sind in Dorsten geplant

In der Ratskommission für Stadtentwicklungen stellten Vertreter von Open Grid Europe, insbesondere der Projektleiter Andre Graßmann, den aktuellen Stand der Planung vor. Von Norden kommend soll eine aktuelle Erdgasleitung für Wasserstoff aus Lingen (Niedersachsen) umgerüstet werden. Als Ersatz dafür soll die Erdgasleitung HeiDo von Heiden nach Dorsten gebaut werden, die zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls auf Wasserstoff umgestellt werden soll. In Dorsten-Hervest soll eine Gasdruck-Messanlage gebaut werden, von wo aus zwei neue Leitungen, Dorsten-Hamborn (DoHa) und Dorsten-Marl (DoMa), den Wasserstoff zu ThyssenKrupp in Duisburg für die Stahlproduktion und in den Chemiepark Marl sowie die Raffinerie Scholven bringen sollen. Was den Wasserstoff angehe, werde das Projekt in Dorsten zum „Nabel für Westdeutschland“, zitiert die Dorstener Zeitung den Projektleiter, der  auch von einer „Keimzelle“ sprach. Das anspruchsvollste Projekt sei dabei die Leitung DoHa. Wenn man das Projekt mit einer Autobahn vergleiche, so Graßmann, sei geplant, dass es auch Abfahrten gebe und Möglichkeiten, „in die Stadt zu kommen“. Es gebe bereits einige Anfragen der Stadt Dorsten, von Stadtwerken oder in Richtung von Wasserstoff-Tankstellen für den Lkw-Verkehr.
Im Februar 2024 sollen die Unterlagen für die Planfeststellung für die DoHa-Trasse eingereicht werden mit der Information, wo dann die Trasse genau verlegt werden soll. Die HeiDo-Trasse soll im vierten Quartal 2024 vorgestellt werden. Etwas leichter zu planen sei die Trasse DoMa, weil diese größtenteils entlang der Bahntrasse laufen soll. Ende 2026 sollen die Trassen fertig sein. Wenn die Pläne offengelegt werden, gibt es die Möglichkeit zur Stellungnahme. Für Eigentümer und Pächter soll es demnächst Versammlungen geben, kündigte Graßmann an. Bis auf wenige Fälle habe man bislang immer eine Einigung mit den Eigentümern hinbekommen.


Quellen: Claudia Engel in DZ vom 20. März 2020,  23. Juni 2021 und 10. Febr. 2022. – DZ vom 12. Sept. 2023.

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