Stift Xanten

Kirche St. Agatha blieb bis 1805 Eigenkirche des Stifts

Viktorsdom in Xanten; Foto: Wolf Stegemann

Viktorsdom in Xanten; Foto: Wolf Stegemann

Wer heute mit der Frage nach der Zugehörigkeit der Stadt Dorsten konfrontiert wird, dem fällt das Ruhrgebiet, Westfalen, das Vest und der Kreis Recklinghausen ein, nicht aber Xanten, zu dessen Stift Dorsten jahrhundertelang in zugehöriger Beziehung stand und abgabepflichtig war. Denn ebenso jahrhundertelang war das Stift Xanten am Niederrhein der kirchliche Verwaltungspunkt des Erzstifts Köln, zu dessen weltlichen Herrschaftsgebiet Dorsten gehörte. Die Dorstener Stadterhebungsurkunde von 1251 wird heute noch im Stiftsarchiv Xanten aufbewahrt. Vor dem Jahre 890 kam die Siedlung Durstinon mit den Einzelhöfen Barlo, Bellendorf, Bergkamp, Schwicking u. a. an die Abtei Werden und der Oberhof Durstinon 1032 als Schenkung an das Victorstift in Xanten. Der Xantener Propst Friedrich von Hochstaden, Bruder des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, unterstützte 1251 die Stadtwerdung Dorstens. Die Agathakirche blieb bis 1805 Eigenkirche des Stifts Xanten.

Schützenabordnungen aus Dorsten in Xanten

Obwohl Grenzland, entwickelte sich linksrheinisch ein bemerkenswertes kirchliches Leben, wobei Xanten die Hauptrolle zukam. Bereits im 8. Jahrhundert existierte eine Gemeinschaft von Stiftsherren (Gemeinschaftsleben nach kanonischen Regeln, aber Privateigentum) mit ausgedehntem Landbesitz. Der Propst war zugleich Archidiakon des Kölner Erzbischofs mit bedeutenden Amtsfunktionen in Verwaltung und Rechtsprechung. In der Zeit vom 9. bis 12. Jahrhundert. hatte das Stift seine größte Bedeutung und erlangte den entscheidenden Grundbesitz. Um 1300 gehörten zu Xanten fünf Dekanate mit 108 Pfarrkirchen, darunter St. Agatha in Dorsten. Das Stift hatte zu dieser Zeit die größte Ausdehnung erreicht. Ihr Bezirk mit den Liegenschaften aller Art erstreckte sich über ein Gebiet, das etwa von Düsseldorf im Süden bis zum Gebiet zwischen Maas und Waal im Norden reichte und sich von jenseits der Maas bis tief ins heutige Westfalen hinein erstreckte. Im Jahre 1500 gehörten zu Xanten bereits 143 Pfarrkirchen. Das Stift Xanten war die reichste Körperschaft der damaligen Grafschaft bzw. späteren Herzogtums Kleve und eine der reichsten im gsamten Erzbistum Köln. Bis 1444 war der Erzbischof auch weltlicher Stadtherr, danach gehörte Xanten zu Kleve, dann zu Brandenburg. 1464 wurde erstmal wieder die Victorstracht (Umzug mit den Gebeinen des Märtyrers und allen 23 Reliquiaren) unter Beteiligung aller zu Xanten zugehörigen Kirchen und der weltlichen Vertreter abgehalten. 3.000 Soldaten aus Wesel marschierten mit, auch Schützenabordnungen aus Dorsten. Rund 200 Bürger mit roten Stäben sorgten für Ordnung an den Straßenrändern. Zeitgenössische Schätzungen legten die Gesamtbeteiligten auf 200.000 Menschen fest (siehe Victorstracht).

Grabstätte der Wohltäterin Emeza 1934 geöffnet

Bei Ausgrabungen im Dom zu Xanten wurde im Jahre 1934 auch ein großer Steinsarkophag geöffnet, in dem die Gebeine einer Frau mit einem kleinen Kind lagen. Es waren die sterblichen Überreste der berühmten Gräfin Emeza, auch Regimoud genannt, jener Frau, die dem Stift Xanten aus altem Reichsgut den Oberhof und die Kirche zu Dorsten sowie weitere Höfe und Bauerschaften, geschenkt hat. Sie dürfte einige Jahre vor 1075 gestorben sein Dicht bei den hl. Märtyrern hatte die westfälische Wohltäterin eines rheinischen Stifts samt ihrem Kind wunschgemäß ihre Ruhestätte gefunden.

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