Stein, Karl vom

Er reformierte die preußische Provinz Westfalen

1757 in Nassau bis 1831 in Cappenberg/Westfalen; preußischer Minister und Reformer. – Als preußischer Minister nahm er Einfluss auf die politische, verwaltungsorganisatorische und personelle Umbildung der preußischen Provinz Westfalen und hatte stets auch enge Beziehungen zum Vest Recklinghausen. Als das Vest unter dem Landrätlichen Commissair Graf Westerholt-Gysenberg zu einem preußischen Landkreis umgestaltet wurde, verhinderte er, dass Westerholt-Gysenberg seine durchaus erfolgreiche Arbeit fortsetzen konnte, weil vom Stein ihn für „faul“ hielt.

1.260 Taler Gehalt und freie Dienstwohnung in Wetter an der Ruhr

Freiherr vom Stein; Gemälde von Johann Chr. Rinklage (NRW-Stiftung)Freiherr Karl vom und zum Stein studierte in Göttingen und trat anschließend in die Dienste des Preußenkönigs Friedrich II., den er verehrte. Dieser ernannte ihn 1780 zum Referendar und teilte ihm das Overberg-Departement in Berlin zu. Schon mit 25 Jahren wurde Stein zum Oberbergrat befördert und der König übertrug ihm bereits 1784 die Leitung der Westfälischen Bergämter und der Mindenschen Bergwerkskommission mit einem Gehalt von 1.260 Talern und freier Dienstwohnung in Wetter an der Ruhr. Es gab damals 170 Kohlengruben mit 1.200 Arbeitern. Stein förderte den Transportweg auf der Ruhr bis Kleve und Holland. Sein Wirkungskreis erweiterte sich von Jahr zu Jahr. 1796 wohnte er als Oberpräsident sämtlicher westfälischer Kammern in Minden, 1802 in Münster, da er mit der Übernahme aller säkularisierten westfälischen Bistümer beauftragt wurde. Von 1804 bis 1808 war er preußischer Minister für Finanzen und Wirtschaft. Nach seiner Flucht vor Napoleon, der ihn steckbrieflich suchen ließ, wurde er politischer Berater des Zaren von Russland. Im Januar 1809 musste der Dorstener Verleger Carl August Schüerholz den Steckbrief Steins auf der Titelseite seiner Zeitung „Der Argus“ veröffentlichen:

Hamburg den 3. Jänner. Armee-Befehl
1) Der genannte Stein, welcher Unruhen in Deutschland zu erregen suchte, ist als Feind von Frankreich und des Rheinbundes erklärt.
2) Die Güter, welche besagter Stein, es sey in Frankreich oder in den Ländern des Rheinbundes besaß, sollen sequestrirt werden.
3) Besagter Stein soll in Person überall, wo man seiner habhaft werden kann, von unsern Truppen oder denen unserer Alliierten ergriffen werden.
In unserm Lager von Madrid den 16. Dezember 1808.
(Unterz.) Napoleon. Zur Kopie Der Kriegs-Minister (Unterz.) Graf von Huneberg. Zur Kopie. Der Chef des Etat Major-General (Unterz.) Gerard.“

Als Delegationsmitglied Russlands zum Wiener Kongress

Nach der Niederlage Napoleons nahm Karl vom und zum Stein als Delegationsmitglied Russlands am Wiener Kongress teil. Obwohl Stein Reichspatriot und nicht nur preußischer Beamter war, billigte er die von Napoleon diktierten territorialen Veränderungen im Westen des Reiches und insbesondere die Säkularisation der geistlichen Territorien. In seiner westfälischen Zeit präsentierte sich Stein als überdurchschnittlich tüchtiger Verwaltungsbeamter insbesondere in Wirtschaftsfragen. Dadurch empfahl er sich für Aufgaben in Berlin. Auf seinem Schloss Kappenberg verfasste Stein ein Reformprogramm für den preußischen Staat, in dessen Zentrum auch die Reform der veralteten westfälischen Verwaltung stand.

Franzosen suchten ihn mit einem Steckbrief

Steckbrief vom Steins im Dorstener "Argus"

Steckbrief in der Dorstener Zeitung “Der Argus”, 16. Dezember 1808

Wie sehr Steins politische  Ziele von denen der Liberalen entfernt waren, zeigte sich im Vorfeld der Einrichtung der Provinziallandtage. 1816 erwarb er für sich das Gut und Schloss Kappenberg an der Südgrenze des Münsterlandes und freundete sich im Vest mit dem Grafen Nesselrode-Reichenstein an. Von da an achtete vom Stein vornehmlich auch auf das gute Gedeihen des Vests, so dass König Friedrich Wilhelm III. auf Steins Empfehlung im Jahre 1822 den Beigeordneten Wulf aus Recklinghausen und den Grafen von Merveldt aus Lembeck nach Berlin einlud, um sich über eine „Ständische Verfassung“ beraten zu lassen, die ein Jahr später Gesetz wurde. Stein beteiligte sich in Münster an Diskussionen und Forderungen des westfälischen Adels. An einer Petition im Jahr 1818 war er maßgeblich beteiligt. Zwar sollten die Bauern nicht von den Gremien ausgeschlossen werden, aber Stein verlangte, dass ihre Deputierten aus der Bauernschaft selbst und nicht aus den ländlichen Unterschichten oder aus der Schicht der Intellektuellen kommen sollten. Darüber hinaus kämpfte er für besondere Adelsrechte, wie eine erbliche Mitgliedschaft in den Landtagen, einen Vorzug bei der öffentlichen Stellenbesetzung, einen privilegierten Gerichtsstand und ähnliches. Diese Vorstellungen gingen zumindest teilweise in die Organisation der Provinzialstände ein. Für die Provinz Westfalen wurde die Provinzialordnung per Gesetz 1824 erlassen. Der Provinziallandtag war in vier Stände eingeteilt. Stein gehörte als Standesherr automatisch zur Mitgliedschaft und bildete zusammen mit zehn weiteren Personen den ersten Stand. Hinzu kamen die Stände der Besitzer landtagsfähiger Rittergüter, der Städte und der Landgemeinden.

Stein wurde zum Landtagsmarschall ernannt

Der erste westfälische Provinziallandtag trat am 29. Oktober 1826 in Münster zusammen und tagte etwa zwei Monate. Stein wurde zum Landtagsmarschall und damit zum Vorsitzenden ernannt. Auch die folgenden Tagungen der Versammlung standen unter seinem Vorsitz. Auf dem ersten Provinziallandtag kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Adelsvertretern mit Stein an der Spitze auf der einen Seite und den Abgeordneten der Städte und Landgemeinden auf der anderen Seite. Auch in zahlreichen anderen Punkten, etwa der Erfassung auch des adligen Besitzer durch staatliche Kataster als Basis einer Grundsteuer, oder in der Frage, ob Landbesitz frei verkäuflich sein sollte, zeigte er sich als Gegner wirtschaftsliberaler Reformen und Verteidiger adlig-ständischer Vorherrschaft. Er ernannte eine General-Kataster-Kommission u. a. mit den Freiherren von Schorlemer, von Viebahn und Rittergutsbesitzer Friedrich Carl Devens, die zusammen mit dem Chef des Generalstabs von Müffing mit der Vermessung Westfalen begannen.

Kampfansage des Bürgertums an den Adel hielt Stein für ungebührlich

Wie weit sich Freiherr vom und zum Stein von seinen Positionen der Reformzeit entfernt hatte, wurde nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Revision der Städteordnung von 1808 deutlich. Während er den Entwurf einer solchen Ordnung 1831 positiv bewertete, lehnten ihn die Vertreter der Städte wegen der vorgesehenen stärkeren staatlichen Kontrolle und Einschränkung der Selbstverwaltung ab. Allerdings hielt Stein an seinen Vorstellungen eines gesamtstaatlichen Konstitutionalismus fest, wie sich während des Provinziallandtages von 1830/31 zeigte. Dabei gingen die Vorstellungen insbesondere des Bürgertums inzwischen deutlich weiter als die Steins. Während das Bürgertum unter Eindruck der revolutionären Ereignisse von 1830 einen direkten Antrag auf die Einberufung eines gesamtstaatlichen Parlaments forderte, hielt Stein diese offene Kampfansage für ungebührlich. Ihm gelang es nur mit Mühe, einen Kompromiss durchzusetzen und die Forderungen an den Prinzen Wilhelm zu richten.

Drei Reichsmark mit dem Bildnis von Steins Steins 1931

Drei Reichsmark mit dem Bildnis von Steins Steins 1931

Stellenbesetzung des Landrats in Recklinghausen beeinflusst

Vom Stein beeinflusste offen die Besetzung des preußischen Landkreises Recklinghausen mit einem Landrat. Graf von Westerholt-Gysenberg hat den Landkreis aus dem Erbe der Bistümer Münster und Köln geformt. Stein wollte, dass der mit ihm befreundete Gutsbesitzer Devens erster Landrat in Recklinghausen wird, agierte gegen Westerholt-Gysenberg und schrieb 1829 an Graf Merveldt, dass der Rat Devens „als ein geistvoller, tüchtiger, scharfsinniger und gründlicher Geschäftsmann bekannt [ist. …]. Dieser Mann wünscht Landrat in Recklinghausen zu werden – oder besser zu sagen, alle Freunde des Guten sollten es wünschen“. Doch nicht jeder war „Freund des Guten“, sondern die Mehrheit des Landtages wählte Graf von Westerholt-Gysenberg und verbat sich die Einmischung in vestische Angelegenheiten. Doch Freiherr vom Stein setzte sich beim König durch, der dem gewählten Landrat die Ernennungsurkunde verweigerte und sie stattdessen am 6. Juli 1830 Friedrich Carl Devens überreichen ließ, der von Wehlheim (bei Bottrop) bis 1848 dem Kreis Recklinghausen vorstand. Freiherr Karl vom und zum Stein starb 1831 in Schloss Kappenberg. Nach Stein wurde in Dortmund die Zeche Minister Stein benannt.


Quellen:
Wikipedia, Online-Enzyklopädie. – Vestische Zeitschrift, Band 14, 1904

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