Rathäuser

Standort in den Nachkriegsjahren zum Gemeindedreieck verlegt

Marktplatz 1910 mit dem Alten Rathaus

Marktplatz 1910 mit dem Alten Rathaus, das ursprünglich die Stadtwaage war

Bis 1797 war das Rathaus mit einer Schankstube, für die der Magistrat die Lizenz jährlich vergab, in einem Gebäude am westlichen Markt (heute Essener Straße Nr. 19) untergebracht. Nachgewiesen ist dieses Rathaus schon im 14. Jahrhundert durch einen Wappenstein (Wappen), der bis zur Auflösung 2003 im Heimatmuseum zu sehen war. Das Gebäude wurde bei der Bombardierung 1945 zerstört. Vorher waren darin das Hotel König bzw. das Hotel Escherhaus. Von 1797 bis 1902 befand sich das Rathaus in der Alten Stadtwaage am Markt, die baulich aufgestockt und mit einer Vorhalle versehen wurde. Daher auch heute der gebräuchliche Name „Altes Rathaus“. 1902 erwarb die Stadt das Reichspostgebäude an der Südseite des Marktes als Rathaus. Die Kämmereikasse blieb bis 1925 im Alten Rathaus, danach wurde das Gebäude des Gymnasium Petrinum an der Klosterstraße/Ecke Westgraben als Rathaus genutzt. Nach dem Krieg war die Verwaltung in den Baracken am Klappheck’schen Holzplatz untergebracht.

Ruhr Nachrichten von 1957 (Ausriss)

Dorstener Volkszeitung von 1957 (Ausriss)

Neubau am Gemeindedreieck gegen Stimmen der SPD beschlossen

1952 beschloss der Stadtrat in einer Sitzung in der Gastwirtschaft „Am Gemeindedreieck“ mit 14 Stimmen der CDU, des Zentrums und der KPD gegen sechs Stimmen der SPD den stadteigenen Klapheck’schen Holzplatz für den Bau eines neuen Amtshauses zur Verfügung zu stellen (heutiges Rathaus). Die „Dorstener Volkszeitung“ (heute DZ) schrieb:

„Die Amtsvertretung nahm diese hochherzige Spende der Stadt Dorsten mit Dank an und beschloss ihrerseits, mit dem Bau des neuen Gebäudes unverzüglich zu beginnen. Damit hat eine Angelegenheit einen befriedigenden Abschluss gefunden, die genau zwei Jahre lang die Gemüter hüben und drüben des, Jordans’ (gemeint die Lippe) nicht wenig bewegte.“

„Schilda liegt jetzt an der Lippe“ schrieb die Zeitung 1956, als ein Dorstener beobachtete, wie am fast fertiggestellten Rathaus Stahlschränke über eine Feuerwehrleiter durch Fenster an ihren Bestimmungsort gebracht wurden. Man hatte vor dem Einsetzen der Türen nicht beachtet, dass die Stahlschränke dann gar nicht mehr durchpassten. Deshalb mussten Fensterkreuze entfernt und der luftig-wackelige Weg über die Leiter beschritten werden. In einer Festsitzung wurde am 25. März 1957 das neue Rathaus am Gemeindedreieck seinem Zweck übergeben. 1986 mietete die Stadt zusätzliche dem Rathaus gegenüberliegende neu errichtete Dienstgebäude an. Traditionell hatten die Rathäuser früher Trinkstuben für die Ratsherren. Im Dorstener Rathaus wurde im Dezember 1956 die „Ratsstube“ eröffnet, in der beispielsweise im April 1969 der Schriftsteller und spätere Nobelpreisträger Günter Grass eine Pressekonferenz gab. Auch trafen sich dort in den 1970er-Jahren Literaten und Zuhörer zum „Literarischen Frühschoppen“. In den 1990er-Jahren wurden die „Ratsstuben“ geschlossen. Heute ist dort das Bürgerbüro untergebracht.

Stadt mietete weitere Verwaltungsgebäude gegenüber dem Rathaus dazu

Anbau gegenüber; Foto: Stegemann

Das angemietete Verwaltungsgebäude Bismarckstraße am Gemeindedreieck („Rundbau”) wird um einen Anbau ergänzt und der Gebäudeteil Bismarckstraße 1a mit einem Staffelgeschoss aufgestockt. Die etwa ein Jahr dauernden Bauarbeiten waren 2017 beendet. Bauherr ist nicht die Stadt Dorsten, sondern der Eigentümer und Vermieter IPE. Bei den beiden Baumaßnahmen handelt es sich um eine kleine Erweiterung: Im Staffelgeschoss entstehen zehn zusätzliche Büros, im Anbau auf drei Etagen weitere zwölf. Die meisten der neuen Räume können mit je zwei Arbeitsplätzen belegt werden. Nötig wurde die Erweiterung, weil Jobcenter, Sozialamt und Zentrales Gebäudemanagement der Stadt dringend zusätzliche Räume benötigten. Angemietet werden die neuen Büroräume zunächst bis 2024 zu den gleichen Konditionen, die auch für die bestehenden Gebäude vereinbart wurden. Über das Vorhaben wurde unter Beteiligung der Fraktionen im Rat der Stadt entschieden.

Das Rathaus von 1957 heute; Foto: Helmut Frenzel

Seit 2007 unter Denkmalschutz – Sanierung und Anbau 40 Millionen Euro

Das Rathaus von 1957 muss dringend saniert werden. Die Stadt will dafür mehrere Millionen Euro investieren. In dem 70 Jahre alten Gebäude müssen die Decken erneuert, die Fenster und Wände neu isoliert und der Brandschutz auf den aktuellsten Stand gebracht werden. Ein Gutachter soll jetzt die genauen Kosten ermitteln. Das Rathaus wurde 2018  unter Denkmalschutz gestellt, Für 40 Millionen Euro will die Stadt in den nächsten Jahren das Rathaus sanieren und um einen Anbau erweitern. Die einstimmige Entscheidung des Stadtrates fiel in Juli 2018. Grundlage für die Entscheidung war eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young Real Estate GmbH aus Düsseldorf. Vorgesehen ist, dass die angemieteten Verwaltungsgebäude gegenüber an der Bismarck- und Halterner Straße aufgegeben werden, um die Miete einzusparen. Vom vorgesehenen Umbau sind 325 Verwaltungsmitarbeiter betroffen, im eigentlichen Rathaus lediglich 175. Es muss noch geklärt werden, wo die Mitarbeiter während des Umbaus unterkommen. Bis zum Jahr 2021 soll die Planung stehen, um danach mit der Sanierung und dem Anbau zu beginnen. Mit dem Abschluss der Arbeiten wird 2025 gerechnet, was wohl nicht einzuhalten sein wird (Radio Vest, 28. Nov. 2016). Fraglich deshalb, weil Ende 2019 plötzlich Hindernisse auftauchten. Trotz Ausschreibung fand die Stadt fristgerecht keinen Architekten oder Bauingenieur für die Projektgruppe, die die Sanierung und den Anbau vorantreiben sollte.

Zunächst Erweiterungsbau

Ein wesentlicher Baustein der bisherigen Überlegungen für das „neue Rathaus“ ist, dass zunächst der Erweiterungsbau errichtet wird, damit dort nach Fertigstellung alle Mitarbeiter aus dem Gebäude an der Halterner Straße 5 und ein Teil der Mitarbeiter aus den angemieteten Büros an der Bismarckstraße einziehen können.

Beirat für die Rathaussanierung tagte erstmals im Juni 2021

Im Sommer 2018 hatte der Dorstener Rat einstimmig beschlossen, das Dorstener Rathaus an der Halterner Straße 5 zu sanieren und einen Ergänzungsbau zu errichten. Die bislang angemieteten Büroflächen im Gebäudekomplex Bismarckstraße 1-19 und im Haus Halterner Straße 28 sollen durch ein eigenes Gebäude ersetzt werden. Bis zu 40 Millionen Euro soll dies alles kosten. Nun hat sich erstmals ein aus acht Mitgliedern aus der Bürgerschaft sowie aus acht Beschäftigten der Stadtverwaltung zusammengesetzter Beirat per Videokonferenz getroffen, der im Planungsprozess angehört werden soll. Bevor es zur architektonischen Entwurfsarbeit kommt, lässt die Stadt durch das Büro Drees & Sommer ein Büro- und Organisationskonzept erstellen, das im Internet aufzurufen ist:  www.rathaussanierung-dorsten.de

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