Naturraum Torfvenn/Rehrbach

Seltenes Feuchtbiotop seit 1991 in Schermbeck unter Naturschutz gestellt

Der Rehrbach kann das Wasser über einen längeren Zeitraum im Bachbett halten; Foto Scheffler

Es handelt sich um ein anfänglich 198 Hektar großes Gebiet im südlichen Heisterkamp und im südwestlichen Besten beiderseits des Rehrbachs im Süden Gahlens, das bis auf das Gebiet der Stadt Bottrop im Bereich von Kirchhellen reicht „Es ist eines der interessantesten Heidemoore des Niederrheins“, beschrieb 1913 der Botaniker Hans Höppner das Bestener Torfvenn und ergänzte: „Auf dem wenig umfangreichen Gelände drängt sich fast alles zusammen, was wir sonst nur an einzelnen Stellen oder überhaupt nicht in den Heidemooren des Niederrheins finden.“ Anlass für Höppners pflanzengeographische Arbeit war die zunehmende Melioration (Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens). „Nur stellenweise ist das Torfvenn noch unberührt“, so Höppner 1913. „In früheren Jahren hat man hier Torf gestochen. Reste dieser Torfschicht ziehen sich gleich Dämmen durch die Sümpfe, und zum Teil dienen sie jetzt als Wege.“

Bedeutung für Vogelarten des Offenlandes wie den Wiesenbrüter

1991 wurde das Torfvenn im Rahmen des Feuchtwiesenschutzprogramms der Landesregierung unter Schutz gestellt. Den von Höppner beschriebenen Zustand der Landschaft wird man nicht mehr herstellen können, zumal die Trockenlegung vor dem Ersten Weltkrieg zum Absterben vieler Pflanzen führte, die Flächen heute in Privathand sind und deshalb alle Schritte in Richtung auf einen effektiveren Naturschutz nur sehr mühselig sind. Seit 1998 gelang es, immer mehr Landwirte für den vertraglichen Naturschutz zu gewinnen. Die Unterschutzstellung wurde erleichtert, weil die Landwirte im Gahlen-Kirchhellener Raum im Rahmen einer freiwilligen Beteiligung an der Milchquotenaktion des Landes Nordrhein-Westfalen ihre Flächen in das Feuchtwiesenschutzprogramm einbrachten. Dafür wurden sie entschädigt. Im Landschaftsplan des Kreises Wesel, Raum Hünxe/Schermbeck, der im Jahre 2004 rechtskräftig wurde, wird für das unter N 19 verbuchte Naturschutzgebiet Torfvenn/Rehrbach bescheinigt:

„Bei dem Naturschutzgebiet handelt es sich um einen weitgehend entwässerten Grünlandniederungskomplex. Die naturnahen Gräben weisen einen wertvollen Pflanzenbestand auf, in dem auch Relikte des einstigen Niedermoores enthalten sind. Das Gebiet ist als solches noch in einem relativ guten Zustand (ca. 70% Grünland) und hat insgesamt ein hohes Entwicklungspotential. Wertbestimmend für dieses Gebiet einer kulturhistorisch geprägten Landschaft sind das Vorkommen von gefährdeten Pflanzen und Tierarten sowie die Bedeutung für Vogelarten des Offenlandes (Wiesenbrüter). Im Gebiet kommen schützenswerte Grundwasser- und Moorböden vor.“

Geprägte Kulturlandschaft mit charakteristischen Tier- und Pflanzenarten

Das Gebiet wurde nachträglich auf 266 Hektar erweitert und wurde zur Erhaltung und Wiederherstellung der Restbestände „einer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft“ (LANUV) nach dem Landschaftsgesetz gesichert. Der Schutz soll danach „zur Erhaltung und Wiederherstellung eines typisch ausgebildeten, grünlandgeprägten Niederungsgebietes als Relikt einer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft mit ihren charakteristischen Tier- und Pflanzenarten“ beitragen. Die Festsetzung als Schutzgebiet erfolge „aus landeskundlichen, naturgeschichtlichen und erdgeschichtlichen Gründen, insbesondere wegen der Bedeutung der Moor- und Grundwasserböden“ und „wegen der Seltenheit, besonderen Eigenart und Schönheit des Feuchtbiotopkomplexes“.

Siehe auch: Naturschutz (Artikelübersicht)
Siehe auch: Naturschutzgebiete
Siehe auch: Naturraum Dämmerwald
Siehe auch: Naturraum Die Haard
Siehe auch: Naturraum Üfter Mark
Siehe auch: Naturraum Hohe Mark


Quelle: Helmut Scheffler in DZ vom 3. Jan. 2022. – Ders. 2014 in „Kulturlandschafteam Niederrhein“, Heimatverein Gahlen in Kooperation mit der Biologischen Station in Wesel.

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