Methadon im Kuchen

Das Opfer starb, seine Gäste beraubten ihn – dann ab nach Gran Canaria

Mit Methadon in einem Kuchen und großen Mengen Insulin haben zwei Männer und eine Frau aus Dorsten einen mit der Frau bekannten 57-jährigen Industriemeister aus Voerde vergiftet. Das Gericht verhängt hohe Haftstrafen – aber nicht wegen Mordes, sondern wegen schweren Raubes mit Todesfolge. Die 48-jährige Freundin des Opfers wurde wegen Raubes mit Todesfolge zu elf Jahren Haft verurteilt. Ein vielfach vorbestrafter 53-jähriger Komplize, mit dem sie die Tat gemeinsam ausgeheckt haben soll, sogar zu 13 Jahren und sechs Monaten Haft. Der dritte Angeklagte erhielt lediglich wegen schweren Raubes siebeneinhalb Jahre Haft. Er hatte den Tatort schon lange vor den beiden Mitangeklagten verlassen. Der 53-Jährige und die 48-jährige Frau konnten auf Gran Canaria festgenommen werden. Dort hielten sie sich nach der Tat mit einer größeren Menge Geld, einem Smartphone, einer Rolex und einem goldenen Ring aus dem Besitz des Opfers auf. Außerdem nahmen sie zwei Bankkarten und das Auto des 57-Jährigen mit. In den Folgetagen sollen sie insgesamt mehr als 13.000 Euro von zwei Konten des Opfers abgehoben haben. Dort hatten sie sich auf einem Campingplatzgelände aufgehalten und möglicherweise gehofft, dass ihnen nie jemand auf die Schliche kommen würde. Polizisten aus Münster holten das Täter-Duo nach der Festnahme dort ab. Danach konnten sie auch den dritten Täter festnehmen.
Die Richter gingen davon aus, dass die Angeklagten bei dem Opfer Geld vermuteten und den Mann deshalb ausrauben wollten. Um ihren Bekannten ruhig zu stellen, soll die Frau einen Kuchen gebacken haben, in den sie große Mengen des Drogen-Ersatzstoffs Methadon gespritzt haben soll. Doch zunächst funktionierte der Plan offenbar nicht so wie vorgesehen.

Tod durch Herzversagen

Der 57-Jährige ließ sich zwar dazu überreden, von dem Kuchen zu essen. Schläfrig oder gar bewusstlos wurde er jedoch nicht. Aus diesem Grund sollen die Dorstener später beschlossen haben, dem Mann auch noch Alkohol und größere Mengen Insulin zu verabreichen. Der 57-Jährige verstarb schließlich an Herzversagen. In dem 22 Verhandlungstage dauernden Prozess hatten alle Angeklagten ihre Beteiligung an dem Überfall eingeräumt. Dabei hatten sie sich jedoch immer wieder gegenseitig die Hauptschuld zugeschoben und vor allem alle behauptet, niemals mit dem Tod des Opfers gerechnet zu haben. Noch kurz vor der Urteilsverkündung hatte der vielfach vorbestrafte Hauptangeklagte noch einmal das Wort ergriffen und behauptet, er habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Doch dann gab der der 53-Jährige an, sein Komplize habe das Opfer mit einem Messer bedroht und ihn mit einem Totschläger übel zugerichtet und das Ende der Situation so dargestellt: „Als wir das Haus verlassen haben, lebte der Mann noch.“ Wegen der zahlreichen und gravierenden Vorstrafen des Mannes ordneten die Richter seine Unterbringung in der Sicherungsverwahrung an. Die 48-jährige Frau kann dagegen schon nach knapp drei Jahren in eine Drogen-Entziehungstherapie wechseln.

Siehe auch: Mord und Totschlag
Siehe auch: Kriminalität


Quellen: Martin von Braunschweig in DZ vom 4. Juni 2019, 17. Januar 2019, 11. Dezember 2018).

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