Lippetor-Center

Jahrelang siechte das leer gezogene Einkaufszentrum dahin

Altes Lippetorcenter wartete lange auf den Abriss; Foto: Wolf Stegemann

Heute verschwunden: Altes Lippetorcenter wartete lange auf den Abriss; Foto: Wolf Stegemann

An das am Lippetor entstandene Einkaufscenter knüpften sich große Erwartungen, die sich nicht erfüllten. Es wurde nach 18 Monaten Bauzeit am 30. September 1982 mit viel Trubel eröffnet. Auf einer Nutzfläche von 13.000 qm verteilten sich anfangs rund 50 Fachgeschäfte, Dienstleistungsbetriebe, ein SB-Markt, Restaurants, sechs Gaststätten, Arztpraxen und eine Apotheke sowie zwei erst später eröffnete Kinos. Vermutlich auch durch eine falsche Vermietungsstrategie (zu hohe Mieten und Nebenkosten) wurden bald kleinere Geschäfte verdrängt. Dadurch nahmen die anfangs attraktiven Einkaufs- und Gastronomiemöglichkeiten im Lippetorcenter stark ab, was zu einem nachhaltigen Image-Schaden und in der Folge zu noch größeren Leerständen führte. 1998 kaufte der Bauunternehmer Berthold Kaaf das Haus und gründete eine eigenständige Lippetorcenter GmbH, die 2001 beim Amtsgericht Essen Insolvenz anmeldete. Dieses wurde erst im Juli 2012 „mangels kostendeckender Masse“ eingestellt (166 IN 77/01).

Mitte 2009 sollte das Gebäude mit einem geschätzten Verkehrswert von 4,5 Mio. Euro versteigert werden. Es fanden sich aber keine Bieter. Inzwischen haben die Eigentümer mehrfach gewechselt. 2010 ersteigerte Herbert Krämer („hkm Management AG Bergisch-Gladbach“) beim Amtsgericht das Lippetor-Center für 2,55 Millionen Euro und gründete die „Galerie Lippe GmbH & Co. KG“, umd für rund 60 Millionen Euro einen Investor zu finden. Krämer hat bereits Einkaufszentren in Böblingen und Bergisch-Gladbach. Nach Vorliegen aller Baugenehmigungen sollte das alte Lippetor-Centern abgerissen und 2013 das neue Zentrum eröffnet werden. Auf drei Etagen mit 12.000 Quadratmetern sollen Verkaufsflächen für das Lebensmittel- und Elektronik-Segment sowie den Einzelhandel entstehen. Im Vergleich: Alle Dorstener Geschäfte der Innenstadt haben zusammen 30.000 qm Verkaufsfläche. Die Stadt und der Rat bewertete dieses Konzept positiv.

Im neuen Namen verschwindet das Wort Lippe

Beginn der Abbrucharbeiten 2013; Foto: Wolf Stegemann

Der Abriss 2013; Foto: Wolf Stegemann

Doch der für 2012 geplante Abriss erfolgte nicht. Stattdessen hatte der Projekt-Entwickler einen neuen Namen für das Einkaufszentrum erfunden: „Mercaden Dorsten“. Vom Projektentwickler war zu hören, dass dieser Name  eine „eigenständige Kreation“ sei und ein „stärkeres Identifikationspotenzial für Dorsten“ biete, das „Zugkraft“ auslöse „für Besucher aus dem Umland“. Die Wortschöpfung leitet sich ab aus mercatus (lat. Markt). Auch schwinge in dem Wort „südländische Lebensfreude und Gastfreundschaft mit“. Projektentwickler Herbert Krämer sieht in dem Namen auch einen neuen Impulse für den Handel in der Innenstadt.

Mitte Oktober 2011 stellte Herbert Krämer, der sich fälschlicherweise von vielen „Investor“ nennen ließ, obwohl er keiner ist, eine erneute erweiterte Planung für sein Mercaden-Projekt der Öffentlichkeit vor. Stadt und Projektbetreiber wollten für die Neugestaltung des Lippetor-Areals nun zweigleisig fahren, wie die DZ am 16. Oktober schrieb. Angrenzende Wohngrundstücke und das des ehemaligen Kinderheims sollen in das Verkaufsareal mit einbezogen werden. Die DZ berichtete: „Das neue Konzept basiert auf einem SB-Warenhaus im Obergeschoss des Einkaufszentrums. Die Parkplätze sollen im Untergeschoss untergebracht und über Aufzüge, feste Treppen und Rolltreppen mit dem Ladenbereich verbunden werden. 18 weitere Ladenlokale mit Größen von rund 200 bis 1.200 Quadratmeter Verkaufsfläche sollen gemeinsam mit Gastronomie-Zonen das Mercaden-Zentrum ergänzen. Die Gesamtverkaufsfläche werde unverändert 12.500 Quadratmeter betragen.“ Die zuständige Ratskommission für Stadtentwicklung hatte Zustimmung signalisiert.

Ende 2012 informierte der Projekt-Entwickler Herbert Krämer Stadt und Öffentlichkeit, dass er sich nun für die große Lösung (60-Millionen-Objekt) mit erweiterter baulicher Lösung festgelegt habe. Laufe alles glatt, könne die Bebauungsplanung im Sommer 2013 abgeschlossen sein, nach der Baugenehmigung das alte Lippetor-Center abgerissen und das neue Mercaden-Einkaufszentrum im Frühjahr 2016 eröffnet werden.

Mercaden-Projekt für die Innenstadt völlig überdimensioniert

Animationsbild Mercaden am Lippetor; Foto: hkm Management

Animationsbild Mercaden; Foto: hkm Management

Inzwischen hatter das Online-Magazin „DORSTEN-transparent“ in mehreren Veröffentlichungen auf die überdimensionierten Größe des Mercaden-Projekts und die  Innenstadtunverträglichkeit als Folge Aufmerksam gemacht. Im August 2013 konnte Herbert Krämer die „OFB Projektentwicklung“, eine Tochter der Hessischen Landesbank für sein 60-Millionen-Euro-Projekt gewinnen. Daher rollten nach jahrelanger Verzögerung einen Monat später die Bagger und Abrissbirnen an, um das mittlerweile stark heruntergekommene ehemalige Lippetor-Einkaufszentrum und einige Nachbarhäuser abzureißen (siehe Mercaden).

Land fördert städtische Baumaßnahmen am Lippetor

Die Neugestaltung des Mercaden-Umfelds am Lippetor bezuschusste das Land NRW mit 446.000 Euro aus dem Finanzierungsprogramm Zukunftsinvestitionen der Gemeinden. Insgesamt stellte das Land 171 Millionen Euro in 161 Städten zur Verfügung (Stand Oktober 2013). Der Bereich Lippetor muss von der Stadt großflächig der neue4n Situation angepasst werden. Verlegt wird die Bushaltestelle und  die Tunnelanlage wird zugeschüttet. Auf der entstehenden Fläche soll eine Grünanlage mit Bänken oder Gastronomie bis in die Lippestraße hinein entstehen.

Abriss des Lippetor-Centers


Quellen:
Klaus-Dieter Krause „Größe Lösung mit 19 Läden. Lippetor-Investor plant zweigleisig: Erweitertes Konzept favorisiert“ in DZ vom 16. Oktober 2012. – Dr. Helmut Frenzel in Online-Magazin DORSTEN-transparent (mehrere Artikel).

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