Lichtschlag, Otto

„Eine schlanke, hoch gewachsene Figur, jeder Zoll ein Soldat!“

Otto Lichtschlag1885 in Wesel bis 1961 in Andernach; Freikorpsführer. – Er führte 1919 im Auftrag der Reichswehr sein nach ihm benanntes Freikorps Lichtschlag nach Dorsten, um hier den Aufstand der Spartakisten mit äußerster Brutalität niederzuschlagen. Daher fürchteten sich etliche bereits dann, wenn sie nur den Namen hörten, den seine Widersache bald in „Freikorps Totschlag“ umbenannten. Der in Wesel am Niederrhein geborene Otto Lichtschlag war im Ersten Weltkrieg Generalstabsoffizier. Nach dem Krieg gründete er 1918 das „Westfälische Freikorps Lichtschlag“. In den Niederschlagungen der kommunistischen Unruhen an Rhein und Ruhr 1919 und 1920, an denen Lichtschlag (Foto 1920) wesentlich beteiligt war, wurde sein Freikorps 1920 fast völlig aufgerieben. Reichskommissar Severing schrieb über ihn, nachdem sich Lichtschlag dem Befehl, seine Truppen abzuziehen, widersetzte:

„Eine schlanke, hoch gewachsene Figur, jeder Zoll Soldat! Ein Mann von außergewöhnlich persönlichem Mute, ein Draufgänger, wie sie die unruhige Zeit von damals so viele sah. Das Gros seiner Truppe war ihm treu ergeben. Aber was der Mann durch seine Tapferkeit und das Ungestüm seines Temperaments in militärischen Dingen erreichte, verdarb er durch seine Unbelehrbarkeit und durch die Gewohnheit, mit der Bevölkerung, also mit seinen eigenen Volksgenossen, umzugehen, wie mit feindlichen Bewohnern eines feindlichen Landes im Kriege. […] Hier im Industriegebiet, wo es ein fein verästeltes Wirtschaftsleben mit Hunderttausenden seiner lebendigen Glieder zu schützen – nicht zu bekriegen – galt, war mit Draufgängertum allein nicht auszukommen.“

1921 wurde Lichtschlag zivil und ging in die Industrie, bis er 1933, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, in militärischen Verbänden eine neue Betätigung fand. Als 1934 das Freikorps Lichtschlag/Loewenfeld-Denkmal am Kanal eingeweiht wurde, das an die Niederschlagung der Kommunisten 1919/1920 erinnerte, kam Otto Lichtschlag in der Uniform eines SS-Führers. Er schlug anschließend die Offiziers-Laufbahn in der Wehrmacht ein, war während des Krieges Oberst und Chef in mehreren Generalstäben (XXXIV Armeekorps, LXXXII AK, LVIII Reserve Panzerkorps). Otto Lichtschlag starb im Alter von 76 Jahren in Andernach.


Quelle:
Wolf Stegemann: „Dorsten unterm Hakenkreuz“, Bd. 3, 1985. – Wolf Stegemann/Anke Klapsing „Dorsten zwischen Kaiserreich und Hakenkreuz. Die Krisenjahre der Weimarer Republik“ (1987). – Wikipedia, Online-Enzyklopädie.

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