Klausener, Erich

Der „soziale Landrat“ wurde 1934 von den Nazis in Berlin ermordet

1885 in Düsseldorf bis 1934 in Berlin; Landrat und „Röhm-Putsch“-Opfer. – Der Jurist übernahm 1919 die Leitung der Kreisverwaltung Recklinghausen. Vor seiner Ernennung zum Landrat war er beim Landratsamt Neustadt, seit 1913 im Ministerium für Handel und Gewerbe tätig. Nach Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg wurde er 1917 Landrat in Adenau, 1924 berief ihn die Regierung als Ministerialdirektor ins preußische Wohlfahrtsministerium nach Berlin. Ab 1926 übernahm er Aufgaben im Ministerium des Innern. k-klausener porträt FotoDer Namensgeber der Ernst-Klausener-Realschule in Dorsten-Holsterhausen war Berufsbeamter. Im Zuge der Röhm-Affäre, als die Nationalsozialisten unter persönlicher Führung des Reichskanzlers Adolf Hitler seinen alten Kampfgefährten, SA-Stabschef Röhm, und viele seiner hohen Führer in Tegernsee und München-Stadelheim ermorden ließen, brachten sie zugleich in Berlin andere politisch unbequeme Politiker, Militärs und Kirchenleute um, darunter Dr. jur. et rer. pol. Erich Klausener. Der spätere Landrat kämpfte im Ersten Weltkrieg als Leutnant bei den Ulanen, heiratete, wurde 1917 Landrat und kam zwei Jahre später nach Recklinghausen, wo er fünf Jahre lang wirkte und sich den Beinamen „sozialer Landrat“ verdiente, wie die „Recklinghäuser Zeitung“ schrieb. Klausener setzte die Neugestaltung der Behindertenfürsorge durch, die soziale Fürsorge für Kriegsbeschädigte, errichtete Kinderheime zur Tuberkulosebekämpfung und förderte die Verkehrsverbindungen im Vest, u. a. auch die Straßenbahnanbindung von Dorsten an Marl, er begründete die landwirtschaftlichen Schulen in Horneburg und Dorsten sowie die Kreissparkasse Recklinghausen mit Zweigstellen in Dorsten und Datteln. Bei der Ruhrbesetzung durch Franzosen und Belgier leistete der Landrat Widerstand, wurde verhaftet und aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen. 1924 ging Klausener ins preußische Wohlfahrtsministerium nach Berlin, zwei Jahre später wurde er Leiter der Polizeiabteilung im preußischen Innenministerium. Da die 1933 an die Macht gekommenen Nationalsozialisten keine Handhabe hatten, ihn zu entlassen, versetzten sie ihn im selben Jahr in die Schifffahrtsabteilung des Reichsverkehrsministeriums.

Vorsitzender der Katholischen Aktion

Dr. Klausener organisierte als Vorsitzender der Katholischen Aktion u. a. Großkundgebungen und Abwehrmaßnahmen gegen antireligiöse und antikirchliche Agitation. Nach anfänglicher Unsicherheit, wie er das Nazi-Regime einzuschätzen hatte, verteidigte er kämpferisch die Rechte der Kirche und kritisierte unerschrocken den Nationalsozialismus. Auf Befehl des preußischen Innenministers Hermann Göring drang am 30. Juni 1934 ein SS-Kommando am helllichten Tag in das Dienstzimmer von Klausener ein und erschoss ihn. Der Mord sollte anschließend als Selbstmord hingestellt werden, was allerdings nicht gelang. – Die Stadt Recklinghausen widmete ihm eine Straße und ehrt sein Andenken im „Klausenerbund“.

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