Galgenhof

Bauerngut lag neben der Hinrichtungsstätte im Galgenkamp

Im Flur „Galgenkamp“ zwischen der Marler Straße und dem Kanal, im Naturpark Hasselbecke, der sich vom jüdischen Friedhof bis zum Industriegebiet Dorsten-Ost rechts der Schleuse hinzieht, befindet sich der „Galgenhof“. Beide Bezeichnungen lassen erkennen, mit welcher Funktion sie in Verbindung zu bringen sind. Es war eine Richtstätte, eine Erhöhung, die man auch „Galgenberg“ nannte. Ein weiterer „Galgenberg“ liegt in der Hohen Mark auf Lembecker Gebiet, wo heute der Feuerturm steht. Ludwig Kleimann hat die Geschichte des „Galgenhofes“ erforscht und im Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck und der Stadt Dorsten“ und eine gekürzte Ausführung in dem vom Verein für Orts- und Heimatkunde  Dorsten herausgegebenen Informationsblatt „Dorsten – einst und jetzt“ 2012 veröffentlicht.

Junker Heinrich von Solms war der Eigentümer des Galgenhofs

Galgenhof; Zeichnung von J. GRamse

Galgenhof; Zeichnung von J. GRamse

Vor 1699 soll in der Nähe des Hofes ein Galgen gestanden haben. Zwei 1978 im Keller des Galgenhofes entdeckte Eisenringe weisen daraufhin, dass Verurteilte vor ihrer Hinrichtung dort festgesetzt worden waren.  1509 wird der Galgenhof als der Gutsherrschaft Barloe zugehörig erwähnt. Das Gut gehörte Anfang des 15. Jahrhunderts dem Junker Heinrich von Solms, der auf einem freien Gräftenhof am Rapphofs Mühlenbach wohnte. Im Zuge des Dammaufbaus für den Rapphofs Mühlenbach wurden Abzeichen dieses Hofes entdeckt. 1677 ging der Galgenhof, dessen Pächter „Galgenbauern“ genannt wurden, in das Eigentum der Stadt Dorsten über. Rund hundert Jahre später verkaufte sie etliche in der Feldmark liegende Kotten, behielt den Galgenhof aber noch in ihrem Eigentum.  Nach dem Urkataster von 1822 ergibt sich, dass zum Gebäudebestand des Galgenhofes das „mutmaßlich aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammende Wohnhaus mit angebauter Scheune, ein Schafstall, ein Backhaus und ein Torfschoppen“ gehörten.

Galgenhof heute; Foto: Wolf Stegemann

Galgenhof heute; Foto: Wolf Stegemann

Zu den Wiesen und Flächen, die zum Galgenhof bereits gehörten, kaufte die Stadt im 18. Jahrhundert weitere Grundstücke dazu. Als Pächter werden 1704 ein „Wilhelm an den Galgen“ genannt, ab Mitte des 18. Jahrhunderts Andreas Bocke (Boke) oder „Andreas in der Hasselbecke“. Ludwig Kleimann: „Interessanterweise setzte sich dann aber in der Familie immer mehr der Name der 1. Ehefrau des Andreas Bocke, der 1782 verstorbenen Anna Maria Prost durch.“ In einer Urkunde vom 6. Mai 1823 steht: „Hofbesitzer Andreas an der Hasselbecke s. (oder) Bocke genannt Prost oder Galgenbauer.“ Ab 1848 erschien nur noch der Name Andreas Prost. Ein Abkömmling der Familie wurde Geistlicher. Der im Jahre 1900 auf den Galgenhof geborene Heinrich Prost machte 1922 Abitur in Dorsten, studierte Theologie und wurde 1927 in Münster zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Recklinghausen-Süd, in Bottrop und Uedem am Niederrhein, wo er 1941 starb. Er wurde in Dorsten bestattet.

Im Besitz der Familie Maas-Timpert

Nachdem der Hof Anfang des 20. Jahrhunderts an die Firma Hoesch verkauft worden war, weil in dem Bereich des Galgenhofes angeblich abgeteuft werden sollte, kaufte um 1906 Andreas Prost (1850 bis 1937) Ersatzgrundstücke in der Nachbarschaft an der Hasselbecke und bewirtschaftete seinen neuen Hof an der Hasselbecke 5 (heutige Adressierung). Hoesch verpachtete den Galgenhof 1905 an die Familie Waldmann, die den Hof bis 1945 bewirtschaftete. Hermann Waldmann wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs von ehemaligen polnischen Ostarbeitern ermordet. Nach erneuter Verpachtung ging der Hof in den Besitz der Familie Maas-Timpert über.


Quelle: Nach Ludwig Kleimann in „Dorsten – einst und jetzt“, Ausgabe 5, März 2012, hg vom „Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten e. V.“

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