Agathakirche II

Chronologische Reihenfolge der Pfarrer seit dem Mittelalter

Erhaben über den Dächern: die Agathakirche um 1920: Sammlung Grau

Erhaben über den Dächern: die Agathakirche um 1920: Sammlung Grau

Heinrich, Priester vor 1180. – Friedericus sacerdos Canonicus Cantensis quondam plebanus in Dursten. So ist der erste Pfarrer von St. Agatha in Urkunden genannt: Friedrich, Kanoniker in Xanten, früher Pfarrer in Dorsten. Er gab, wie es heißt, im Jahre 1228 Zeugnis über die Gerichtsbarkeit des Xantener Kapitels in Dorsten. – Alexander, Priester nach 1228. – Pfarrer Macharius, um 1292. – Seit dem Jahre 1359 sind die Namen der Pfarrer und zum Teil auch ihre Amtsperioden lückenlos vorhanden. – Johannes de Embrica lebte um das Jahr 1359, Unter ihm und mit seiner Einwilligung wurde die Kapelle zur hl. Maria Magdalena errichtet. Mit der Magdalenenkapelle wurde das Hospital verbunden. Rektor war der Pfarrer selbst. – Everhardus Heer lebte wenigstens von 1382 bis 1401. Zu seiner Zeit war es Brauch, dass die Pfarrer von Dorsten aus den Mitgliedern des Kapitels in Xanten erwählt wurden. Diese verwalteten ihre Pfarrstellen öfter nicht selbst, sondern bestellten einen Pfarrverwalter. Daher liest man in Urkunden oft von Pfarrstellvertretern oder Vizekurate.

15. und 16. Jahrhundert – Jahre der Reformation

Turm-Monstranz

Turm-Monstranz, 15. Jh.

Bruno Pilgrim, um 1405; Rutger v. Dyck, um 1408; Petrus de Arssen, um 1436; Bartholomaeus De Buchort; Stephan Lambert van Gorchem, um 1454; Rotger Maes, ab 1463. – Rutgerus Terhamme genannt Koster richtete 1484 die St. Annastiftung ein. Das Patronatsrecht stand dem Pfarrer und dem Gildenmeister der Weber zu. Im Jahr 1488 willigte er in die Gründung eines Franziskanerklosters ein, aber nur unter strengen Klauseln. So durften u. a. die Patres nie in einer Kirche predigen außer am Tage des hl. Franziskus und am Kirchweihtage. Diese Bestimmungen wurden aber durch ein erzbischöfliches Edikt 1518 aufgehoben. – Bernhard Buxfordt; Albert Lütkendorp, bis 1503. – Hermannus Bierbaum war Dorstener. Er wurde 1503 zum Pfarrer ernannt und ging mit seinen Nachbarn einen Kontrakt bezüglich des über den Pfarrhof (Vehme) führenden Weges ein. 1507 erfolgte die Errichtung einer Vikarie zum hl Aegidius durch die angesehene Familie Thervorwerken. Im Februar 1521 unternahm er eine Reise nach Rom und kehrte Ende Juni zurück. Von ihm stammt das erste Heberegister der Pfarreinkünfte von 1515 bis 1537. Er starb am 15. September 1538. – Dietrich Schneehagen; Albert Sommerhans, um 1545 bis 1550; Bernard Averdunck, um 1560. – Clamor Middendorp war von 1565 bis 1596 Pfarrer. Er stemmte sich erfolgreich gegen jegliche  Versuche, Dorsten vom Katholizismus abzubringen. In seine Zeit fiel die Protestantenbewegung des Landesherrn Gebhard II. Truchseß von Waldburg und dessen Parteigängers Graf Oberstein, der 1588 die Stadt erfolglos belagerte. In seine Zeit fiel auch eine schwere Pestepidemie. Middendorps Grabmal wurde beim Wiederaufbau nach den Krieg im Schutt der zerstörten Kirche wieder aufgefunden und ist heute in der Kirche zu sehen. – Hermann Rechelmann, 1596 bis 1597. – Jacobus Theodardus Sartorius Frisius stammte aus Bolswerder im Friesland, früher Pfarrer von Ratingen, wurde 1597 Pfarrer in Dorsten. In seiner Vorrede zu den Predigten des Osorius, die er den Dorstenern widmete, hob er deren Tapferkeit bei der Belagerung der Stadt durch den Grafen Oberstein (1588) rühmlich hervor. Er lebte noch im Jahr 1606.

17. und 18.  Jahrhundert – Dreißigjähriger Krieg und Frz. Revolution

Johannes Holthausen wurde 1607 Pfarrer von Dorsten (bis 1624). Aus dem Erlös von verkauften Pastoratsgärten kaufte er das Gut Kellinghausen in der Bauerschaft Scholven bei Buer. 1623 baute er das alte Pfarrhaus. Von ihm stammt das erste Taufregister, das mit dem Jahr  1617 anfängt. – Joannes Heyer stammte aus Dorsten und bekleidete die Pfarrstelle von 1624 bis 1637. Er vereinigte die Vikarie mit der Pfarrei, wodurch die damals geringen Einkünfte der Pfarrstelle verbessert wurden. – Jodokus Hahne, 1637 bis 1641; Ludwig Barkhoff, 1641 bis 1660; Jakob Niederkrüchten, 1660 bis 1667, gestorben 26. Juli 1667. –

Taufstein von 1280

Taufstein von 1280

Joannes Gran, Doktor der Theologie und des kanonischen Rechts, wurde 1668 Pfarrer von Dorsten. Er starb noch im gleichen Jahr in Köln und liegt in der Kirche zum hl. Laurentius begraben. Sein Nachfolger war Bernhard Nolten, der schon während der Krankheit des Pfarrers die Amtsgeschäfte führte (gestorben im September 1668). – Joannes Langenberg, Professor am Gymnasium Laurentianum zu Köln, wurde im September 1668 zum Pfarrer von Dorsten ernannt. Er führte hier die Andacht zur heiligen Dreifaltigkeit ein zur Erlösung der Gefangenen aus der Sklaverei der Türken (1678). Er empfing im Jahre 1699 zwei Gräfinnen von Nesselrode-Reichenstein, die mit Kölner Ursulinen das Ursulinenkloster und die Schule gründeten. Der Pfarrer wurde zum Kommissar über sie bestellt. Er starb 1713. – Joannes Heuschen kam 1713 als Pfarrer nach Dorsten. Er baute ein neues Pfarrhaus. Zu seiner Zeit zerstörte eine Feuersbrunst mehrere Häuser, die Pastoratsscheune und die Turmspitze von St. Agatha. 1716 wurde er Dechant für das Vest Recklinghausen und starb 1723. – Bernard Heinrich Beermann, 1723 bis 1736; Johann Peter Cawert, 1736 bis 1742. – Joannes Josephus Tils, früher Pfarrer von Ringsheim und Schweinheim, wurde im Mai 1742 zum Pfarrer von Dorsten ernannt und 1758 Dechant. Zu seiner Zeit wütete der Siebenjährige Krieg. Als die Hannoveraner unter dem Herzog von Braunschweig die Stadt Dorsten beschossen und der größte Teil des Marktes ein Raub der Flammen wurde, ging das städtische Archiv, das damals auch Kirchenarchiv war, größtenteils verloren. Die Urkunden und Aktenstücke wurden von den plündernden Soldaten durch die Fenster geworfen und zerstört. Auch das Pfarrhaus wurde beraubt. Die kostbare alte gotische Monstranz aber, die auf dem Boden des Pfarrhauses versteckt war, konnte gerettet werden. Pfarrer Tils starb 1782. – Wendelinus Jacobus Schieffer, Professor der Philosophie in Neuss, wurde im September 1782 zum Pfarrer ernannt. Er setzte zunächst seine Vorlesungen in Neuss fort und trat die Pfarrstelle erst im April des folgenden Jahres an. Unter ihm wurde eine Knabenschule errichtet. Den Brauch, die Leichen um die Kirche zu beerdigen, hob er auf und verlegte die Begräbnisstätte auf den Soldatenfriedhof. Die Kirche versah er mit neuen Bänken, die nicht mehr, wie früher, vermietet wurden, sondern allen nach Belieben zur Verfügung standen. Mit dem damaligen Kurfürsten verband ihn eine Freundschaft, die sich für sein Arbeiten als Pfarrer auswirkte. In seinem äußeren Auftreten soll er sehr energisch gewesen und von seinen Mitmenschen oft verkannt worden sein. Er starb am 9. Januar 1791 an den Folgen eines Nervenfiebers.

19. Jahrhundert – Westfalen wurde preußisch und Kulturkampf

Henricus Deffte, ein geborener Dorstener, war hier zuerst Vikar und wurde 1791 Pfarrer. In seine Zeit fallen die Revolutionskriege. Der Kurfürst Max Franz flüchtete nach Dorsten und blieb hier an der Grenze seines Erzstifts bis 1794. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 fiel das Vest Recklinghausen dem Herzog von Arenberg zu. 1811 kam es an das Großherzogtum Berg. Durch dem Wiener Kongress 1815 gelangte es an Preußen. Seit dem Erscheinen der päpstlichen Bulle „De salute animarum“ gehörte das Vest zur Diözese Münster. 1821 nahm darum das Erzstift Köln Abschied vom Vest und zugleich übernahm der Bischof Ferdinand von Münster die Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten. Der Pfarrer Deffte beschloss also die Reihe der kölnischen Pfarrer Dorstens. Im September 1835 feierte er sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Er wurde mit dem Adlerorden 4. Klasse ausgezeichnet.

Pfarrer Wilhelm Schmitz

Pfarrer Wilhelm Schmitz

Wilhelm Schmitz, 1839 bis 1869, war Nachfolger Defftes. Er ist nach außen wenig in Erscheinung getreten und arbeitete mehr am Schreibtisch und machte sich als Organisator in der kirchlichen Verwaltung einen Namen. Bekannt war seine Gutmütigkeit, die von manchen in einer eigennützigen Weise zum Schaden des Kirchenvermögens ausgenutzt wurde (Pachtzins u. a.). Er baute das erste Krankenhaus.
Magnus Bröring, 1865 bis 1880, war bemüht, der verwahrlosten Agathakirche wieder ein würdiges Aussehen zu geben. Unter ihm wurde die damalige zweite Kapelle, die später als Kriegergedächtniskapelle genutzt wurde, erbaut und das Kircheninventar erneuert. Durch seine Initiative wurde der damals von Markthändlern genutzte und verschandelte Kirchenplatz katastermäßig als Kircheneigentum festgelegt und eingefriedet, was ihn bei den Markthändlern nicht unbedingt beliebt machte. Nach seinem Tod führte während des Kulturkampfes Kaplan Kellerwessel die Pfarrgeschäfte von 1880 bis 1884.

20. Jahrhundert bis zur Gegenwart – Nationalsozialismus und Weltkriege

Pfarrer Ludwig Heming

Pfarrer Ludwig Heming

Matthias Lorenz, 1884 bis 1913, folgte dem Vikar. Er erneuerte das Kirchendach, errichtete 1900 die Anlage des neuen Friedhofs, dann die Krankenhauskapelle und einen größeren Anbau am Krankenhaus.
Ludwig Heming, 1913 bis 1940, wurde 1896 zum Priester geweiht und kam 1913 nach Dorsten. Er erlebte die hochpolitische Zeit des Ersten Weltkriegs, der Spartakus-Unruhen, der Inflation in der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Er schrieb seit Amtsantritt eine ausführliche Chronik der Ereignisse um Kirche, Stadt und Politik, ohne die viele ansonsten unbekannte authentische Details verloren gegangen wären.
Franz Westhoff aus Hövel, geboren 1891, wurde 1940 Hemings Nachfolger, trat 1969 in den Ruhestand und starb am 21. März 1977. Danach kam Pfarrer Karl Jesper, dem 1994 Ulrich Franke folgte. Ihn löst im März 2020 Dr. Stephan Rüdiger ab.

Kirchenvorstand ab 2018:

Die Pfarrei St. Agatha wählte folgende Personen 2018 neu in den Vorstand (Wahlbeteiligung: 5 Prozent): Josef Bellendorf, Johannes Lordieck, Hendrik Mußmann, Ludger Rentmeister, Birgit Struwe, Lambert Suwelack, Dr. Peter Tönnies und Gregor Wienhues.

2020 gemeinsame Zentralrendantur mit Sitz in Haltern

Die Rendanturen der katholischen Kirchengemeinden Dorsten, Marl und Haltern am See haben sich zu einer neuen Verwaltungseinheit zusammengeschlossen und den Namen „Zentralrendantur in den Dekanaten Dorsten und Lippe“ gegeben. Die einzelnen Redanturen haben damit ihre Selbstständigkeit verloren. Zur neuen Zentralrendantur gehören die Gemeinden St. Agatha Dorsten, St. Antonius und Bonifatius Holsterhausen, St. Paulus Hervest, St. Laurentius Lembeck, St. Matthäus Wulfen, St. Johannes der Täufer Kirchhellen, St. Sixtus Haltern am See, Heilige Edith Stein Marl und St. Franziskus Marl.


Siehe auch:
Kirchen, kath. (Artikelübersicht)
Agatha (Artikelübersicht)
Siehe auch: Zentralrendantur


Quelle:
Archiv von St. Agatha.

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