Eveking, Johann Theodor

Petrinumschüler, Kanonikus und letzter Fraterherr auf deutschem Boden

Johann Theodor Eveking

1752 in Polsum bis 1832 in Duisburg; Weltpriester und letzter Fraterherr. – Als er 13 Jahre alt war, schickte ihn sein Onkel Fabri, der ihm bis dahin als Vikar in Polsum die erste humanistische Bildung angedeihen ließ, zur weiteren Ausbildung in das Gymnasium Petrinum nach Dorsten, das von den Franziskanern betrieben wurde. Im Führungszeugnis, das ihm der  Präfekt des Gymnasiums, Pater Cajetan Collenberg, ausstellte, wird seine Frömmigkeit, Bescheidenheit und Ausdauer hervorgehoben. Danach ging Johann Theodor Eveking nach Bonn, wo er Philosophie studierte. Die theologischen Studien machte er weiterhin in Dorsten, vermutlich bei einem Franziskanerpater. Heribert Griesenbrock 1999 in einem Aufsatz über Eveking im Heimatkalender: „Jedenfalls wurde ihm Dorsten gleichsam zur theologischen Heimat.“ 1773 erhielt er in Köln die niederen Weihen, wo er in das Priesterseminar eintrat und 1778 die heiligen Weihen empfing.

Stationen: Dorsten, Bonn, Köln, Oer, Polsum, Wesel, Duisburg

Fraterherrenhaus links, 1588

Zunächst wurde Eveking Vikar in Oer und erhielt für seine dortigen umfangreichen Tätigkeiten 40 Taler, mit denen er auch Unterkunft und Verpflegung zahlen musste. Unabhängig von diesem Vikariat, wurde Johann Theodor Eveking 1780 Kanonikus der Fraterherren von Wesel. So nannten sich die Mitglieder dieser religiösen Gemeinschaft. Die Weseler gehörten zu Münster und Köln. Das Fraterherrenhaus (Brüderhaus) in Wesel wurde 1436 gegründet und bestand zu dieser Zeit aus vier bis zehn Brüdern. Sie hatten das Ziel, das kirchliche Leben durch ernsthaftes Streben nach Vollkommenheit im Geiste der Urkirche zu erneuern. Die Fraterherren waren keine Ordensleute, die Gelübte ablegten, sondern Weltpriester, die durch ein Versprechen Mitglied werden konnten. Im Jahr 1784 wurde Eveking in die freigewordene Vikarie Polsum versetzt, um die er sich lange Zeit beworben hatte. Da Eveking inzwischen Fraterherr in Wesel war und sich dort aufhielt, ließ er sich in Polsum durch Karmeliterpatres aus dem Kloster Leuchtenhof und durch Franziskaner aus Dorsten vertreten. Infolge von Zahlungsschwierigkeiten der Stadt Dorsten, die für Polsum zuständig war, verzichtete Johann Theodor Eveking auf die Vikarie Polsum, aber erst 1817.

Sämtlicher Fraterherren-Besitz vom Staat beschlagnahmt

Ehem. Fraterherrenhaus  (vor 1945)

Bis dahin erlebte Eveking in Wesel erste kriegerische Auseinandersetzungen. Der Herzog von Braunschweig zog 1787 bei Wesel ein Heer zusammen, um im Kampf zwischen den holländischen Patrioten und dem Herrscherhaus Oranien letzteren zu Hilfe zu kommen. Die Ruhe war bald wiederhergestellt. Die Ereignisse der Französischen Revolution und des Kaiserreichs Napoleons schwappten über den Rhein. Wesel kam 1808 zum Kaiserreich Frankreich und Eveking, der 1803 Rektor des Weseler Fraterherrenhauses geworden war, wurde französischer Untertan. Schließlich war es dann auch der französische Kaiser, der im Zuge kirchenpolitischer Maßnahmen dem Fraterherrenhaus in Wesel das Ende bereitete. Es wurde säkularisiert und der Besitz eingezogen. Zu diesem Zeitpunkt verfügte das Fraterherrenhaus über eine Barschaft von 13.522 Reichstalern. Dazu wurden alle rechtsrheinischen Besitzungen und Kapitalien beschlagnahmt.

Vom Fraterherren-Rektor zum Pfarrer von St. Martini

Rektor Johann Theodor Eveking und die beiden Kanoniker Wessels und Lammersmann waren die drei letzten Fraterherren in Wesel. Aus dem Fraterherrenhaus wurde die Kirche St. Martini, der ab 1810 Eveking als Pfarrer vorstand. Er bekam ein Staatsgehalt von 500 Franc jährlich, die  beiden anderen bekamen nichts. Nachdem Wesel preußisch wurde, erhielt Eveking vom Staat eine Pension in Höhe von 350 Mark und von der Gemeinde 150 Mark zusätzlich. 1945 wurde die Kirche zerstört und danach wieder aufgebaut. – 1828 feierte Johann Theodor Eveking sein Goldenes Priesterjubiläum, worüber der „Niederrheinische Correspondent“ berichtete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Minoritenkloster Duisburg, wo er 1832 starb und mit ihm der letzte Fraterherr auf deutschen Boden.


Quellen: Nach Heribert Griesenbrock im HK 1999. – Homepage der Stadt Wesel „Hansestadt Wesel am Rhein“ (Aufruf 2017). – Wikipedia, Online-Enzyklopädie (Aufruf 2017, „St. Martini Wesel“).

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